Grevenbroich Naturschützer: Wiesen nicht zu früh mähen

Grevenbroich · Theo Geller schlägt Alarm: Viele Pflanzen werden zu früh gemäht. Die Folge: Bedrohte Lebewesen sterben aus.

 In Grevenbroich wachsen auch geschützte Pflanzen. Doch weite Teile von Wildblumen fallen aus Sicht von Theo Geller viel zu früh der Schere zum Opfer, so dass sie kaum weiter bestehen können.

In Grevenbroich wachsen auch geschützte Pflanzen. Doch weite Teile von Wildblumen fallen aus Sicht von Theo Geller viel zu früh der Schere zum Opfer, so dass sie kaum weiter bestehen können.

Foto: lber

Immer mehr Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Seit vielen Jahren führt auch der Rhein-Kreis Neuss eine "rote Liste", in der all die Arten aufgeführt sind, die nicht mehr häufig vorkommen und besonderen Schutz genießen. Einer, der sich gut mit diesen Arten auskennt, ist der Landschaftswart Theo Geller. Er kartiert hobbymäßig vor allem Pflanzenarten und bemängelt, dass viele Pflanzen viel zu früh gemäht werden - teilweise in der Brutzeit der Lebewesen, die das Grün als Schutzraum brauchen.

Der für den Raum Grevenbroich-Süd zuständige Landschaftswart ist beinahe täglich unterwegs und dokumentiert den Grünbestand. "Seltene Pflanzenarten trage ich zum Beispiel in ein Register ein", erklärt der 79-Jährige, der sich seit mehr als 50 Jahren mit der Botanik auseinandersetzt und seit etlichen Jahren zusätzlich dafür kämpft, dass Wildblumen länger stehen bleiben. "Die Mähtermine sind nicht gesetzlich vorgeschrieben. Aber ich erwarte, dass sich die zuständigen Behörden besser abstimmen", betont Theo Geller, der häufig auch auf der Königshovener Höhe unterwegs ist.

Die Landschaft auf dem von RWE rekultivierten Gelände ist bekannt für seine Artenvielfalt - doch auch dort würde das Grün gerade an Wegerändern oft zu früh gekappt werden. "Teilweise schon Mitte Mai. Das ist viel zu früh. Erstens können die Pflanzen nicht genügend neue Samen ausbilden, um weiter zu bestehen. Und zweitens haben Lebewesen keine Chance, sich zu vermehren", erklärt der Neuenhausener, der von "teils gravierenden Einschnitten" spricht.

Als Beispiel nennt er den Wiesensalbei, bei der es sich um eine geschützte, lila-farbene Wildpflanze handelt, die zum Beispiel der Ameisenbläuling braucht. Die Wildblume kommt häufig an Wegerändern vor, auch auf der Königshovener Höhe. "Diese Ränder werden acht bis zehn Wochen zu früh und zu kurz geschnitten. Bodenbrütern wird damit die Lebensgrundlage genommen. Der Unfug muss endlich aufhören."

Aus Sicht von Theo Geller reiche eine Mahd pro Jahr aus. "Ein guter Zeitpunkt wäre Ende August. Da sind die Brutzeiten der Tiere vorbei - und auch die Pflanzen sind so ausgeprägt, dass sie im nächsten Frühjahr wieder wachsen können", sagt Geller, der frühzeitig auf die Problematik aufmerksam machen will. Er hat die Hoffnung, dass sich die zuständigen Stellen besser absprechen und die Mähtermine mit mehr Bedacht festlegen. Geller macht jedoch nicht nur RWE verantwortlich, sondern auch den Rhein-Kreis, der im Grevenbroicher Stadtgebiet für die Pflege vieler Straßen verantwortlich ist. "Wenn es um die bessere Übersicht an Kreuzungen geht, habe ich volles Verständnis für das Mähen - auch zu früheren Zeitpunkten. Aber an vielen Stellen ist das absolut überflüssig", sagt er.

Wie RWE-Sprecher Guido Steffen mitteilt, müsse das Bergbauunternehmen bei der Grünpflege - und damit auch auf der rekultivierten Königshovener Höhe - vielen Interessengruppen gerecht werden. "Den Schmetterlingsexperten, den Orchideenexperten, den Vogelkundlern. Alle geben unterschiedliche Ideal-Mähtermine an. Deshalb verfahren wir nach einer Drittelmethodik", berichtet Steffen. Soll heißen: Die Wildblumen-Flächen werden an drei Terminen im Jahr gemäht, um allen Gruppen zumindest in Teilen gerecht zu werden. "So sollte eigentlich auch an Wegerändern verfahren werden. Passiert das nicht, ist das eine Panne."

(NGZ)
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