Grevenbroich Neues Konzept für das Schneckenhaus

Grevenbroich · Nach dem gestern vorgelegten Bericht des Landesumweltamtes wird deutlich: Das Schneckenhaus wird nie mehr eine Auffangstation für Wildtiere sein. Schon in der nächsten Woche berät der Fachausschuss über eine Neuausrichtung.

 Für das zur Landesgartenschau 1995 eröffnete Schneckenhaus soll ein neues Konzept erarbeitet werden. Seit gestern steht endgültig fest, dass es keine Wildtier-Auffangstation im Grevenbroicher Bend mehr geben wird.

Für das zur Landesgartenschau 1995 eröffnete Schneckenhaus soll ein neues Konzept erarbeitet werden. Seit gestern steht endgültig fest, dass es keine Wildtier-Auffangstation im Grevenbroicher Bend mehr geben wird.

Foto: Lothar Berns

Das Schneckenhaus wird künftig keine Auffangstation für Wildtiere mehr sein. Das ist die Konsequenz, die die Stadtverwaltung aus dem Bericht des Landesumweltamts zieht, der gestern vorgestellt wurde. Geschlossen wird das Haus aber nicht. Es soll als Natur-Informationszentrum erhalten bleiben. Über ein neues Konzept wird der Umweltausschuss erstmals in der nächsten Woche beraten.

Das Land war aktiv geworden, nachdem es harsche Kritik an den Auflagen gegeben hatte, die Kreisveterinärin Dr. Annette Kern an das Schneckenhaus stellte. Dass diese Auflagen aus ihrer Sicht "angemessen und erforderlich" waren, machte Dr. Marita Langewische vom Landesumweltamt deutlich. Kern könne weder Willkür noch Schikane vorgeworfen werden - sie hätte im Gegenteil sogar noch härter durchgreifen müssen: "Es hätte Ordnungsverfügungen statt nur Empfehlungen geben müssen", sagte sie.

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Langewische bescheinigte dem Schneckenhaus-Team zwar ein großes Engagement - doch: "Es sind eklatante Fehler gemacht worden, die nicht zu mehr, sondern zu weniger Tierschutz geführt haben." Ihre Kritik machte sie unter anderem am Fall eines Uhus fest, der mit einem entzündeten Fuß in die Auffangstation gebracht wurde. Da der Greifvogel über längere Zeit fehlerhaft behandelt wurde, sei die Erkrankung chronisch geworden. "Das bedeutete Schmerzen für das Tier", sagte Langewische. Grundsätzlich kritisierte die Fachbereichsleiterin die Tierhaltung in der Umweltstation. In den Greifvogelvolieren seien etwa Beutetiere gemeinsam mit Beutegreifern gehalten worden, zudem habe es an Rückzugsmöglichkeiten sowie an räumlicher Distanz zu den Besuchern gefehlt. Und: Durch ungeeignete Gitterstäbe hätten Vögel Gefiederschäden erlitten.

Auch "vielfältige hygienische Mängel" wurden vom Umweltamt festgestellt: Es habe keine Quarantänestationen gegeben, viele Käfige habe Langewische verdreckt vorgefunden, kranke und gesunde Tiere seien nebeneinander gehalten worden. Das Betriebsmanagement des Schneckenhauses bezeichnete sie als chaotisch, es sei drunter und drüber gegangen. Selbst Anordnungen der Behörde hätten keine Verbesserungen gebracht.

Zwar ist der Erhalt des Schneckenhauses als Wildtier-Auffangstation aus Sicht des Landesumweltamtes wünschenswert - doch dafür müsse ein Betrieb mit tierschutz- und sachkundigem Personal aufgebaut werden. Das aber könne die Stadt aus finanziellen und personellen Gründen nicht leisten, betonte Fachbereichsleiter Peter Mühlenbruch. "Aus diesem Grund sollte eine Neuausrichtung des Schneckenhauses erfolgen, die ein vielfältiges Spektrum an umweltrelevanten Themen bietet", meinte er. So könne etwa der Gewässerpfad neu aufgebaut werden, auch Informationen zum Wildfreigehege und zum Stadtwald wären in dem blauen Haus im Bend möglich. Das Umweltzentrum soll auch weiterhin von Norbert Wolf geleitet werden. Er habe "große Lust" auf eine Neuausrichtung, sagte Mühlenbruch.

Kreis-Umweltdezernent Karsten Mankowsky sieht die Arbeit der Kreisveterinärin durch den Bericht des Landesumweltamtes bestätigt. Den Vorwurf, dass Dr. Annette Kern konsequenter hätte vorgehen müssen, teilt er jedoch nicht: "Das entspricht keineswegs dem Umgang, den wir mit den Städten und Gemeinden pflegen." Nur "im Extremfall" würden Ordnungsverfügungen erlassen. Mankowsky sicherte der Stadtverwaltung die Unterstützung des Kreises bei der Neuausrichtung des Schneckenhauses zu.

(NGZ)
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