Neuss

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft kultiviert in Neuss ihren Ruf als anpackende, bodenständige Politikerin: "Was kostet der Kaffee? Und der Kartoffelsalat?", fragt Kraft, als sie das Netzwerk-Café der St. Augustinus-Behindertenhilfe für Menschen mit und ohne Behinderung besucht. "Kostet zwei Euro, mit Würstchen", antwortet der 75-jährige Engelbert Mauß sofort, der hier jeden Freitag die Kartoffeln schnibbelt. Die Bewohner erzählen ihr, dass sie immer gemeinsam Skat spielen. "Reiner, spielst du eigentlich Skat?", fragt sie den SPD-Bürgermeisterkandidaten, auf dessen Einladung sie in Neuss ist.

 Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, SPD-Bürgermeisterkandidat Reiner Breuer (r.) und Landratskandidat Hans Christian Markert (l.).

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, SPD-Bürgermeisterkandidat Reiner Breuer (r.) und Landratskandidat Hans Christian Markert (l.).

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Zwischen Bücherregal und Klavier stellt Kraft vor allem Fragen, in forschem, aber freundlich-interessiertem Ton. Wenn Breuer zu fachsimpeln beginnt, stoppt sie ihn, indem sie die Cafe-Besucher nach ihrem Leben ausfragt. "Bevor ich in die Politik gegangen bin, hatte ich mit Behinderten nichts zu tun", erklärt Kraft den Mitarbeitern und Besuchern des Cafés. Sie erzählt dann Anekdoten, wie sie mit Menschen mit Behinderung in Kontakt gekommen ist. Kraft sucht nicht die große Bühne, sondern besucht soziale Initiativen und verteilt Rosen auf dem Marktplatz. Über den SPD-Bürgermeisterkandidaten sagt sie: "Er hat einen klaren Plan, er ist jemand, der Menschen mitnimmt, kann Prozesse organisieren und wird diese Stadt nach vorne bringen." Im Gespräch mit unserer Redaktion bekräftigt Kraft die Landesunterstützung beim Thema Flüchtlinge: "Wir als Land lassen die Kommunen mit dieser Verantwortung nicht allein." Außerdem müssten jetzt im Wohnungsbau die Weichen gestellt werden, damit NRW, auch wenn es zu Familiennachzug komme, gut gerüstet sei. Ihren Vorschlag, Langzeitarbeitlose bei der Unterbringung von Flüchtlingen einzusetzen, verteidigt sie: "Ich bin davon überzeugt, dass wir ihnen eine Chance bieten können, weil es genug Arbeit gibt. Es geht dabei um öffentlich geförderte Beschäftigungsverhältnisse, das heißt ordentlich bezahlte, reguläre Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose auf freiwilliger Basis." Kraft nahm sich in Neuss vier Stunden Zeit für die Bürger, anschließend ging es nach Köln. Für Breuer geht der Wahlkampf weiter: Heute lädt die SPD zum Familienfest auf dem Markt ein.

(NGZ)
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