Grevenbroich Nikolaus-Kirche in Barrenstein wird abgerissen

Grevenbroich · Der Seelsorgebereich "Vollrather Höhe" hat sein Gebäudekonzept vorgestellt. Zum Teil sind drastische Maßnahmen geplant. Versammlungsräume sollen in Kirchen verlegt, Gebäude abgerissen werden.

 Die Nikolaus-Kirche in Barrenstein soll abgerissen werden. Die Gottesdienste sollen künftig in der nebenan liegenden Kapelle stattfinden.

Die Nikolaus-Kirche in Barrenstein soll abgerissen werden. Die Gottesdienste sollen künftig in der nebenan liegenden Kapelle stattfinden.

Foto: L. Berns

Weil viele Räume leer stehen, kaum genutzt werden oder einfach zu groß sind, hat der Seelsorgebereich "Vollrather Höhe" in den vergangenen drei Jahren ein Gebäudekonzept entwickelt, das auf den tatsächlichen Bedarf vor Ort abgestimmt ist. "Diese Arbeit war eine Notwendigkeit", sagt Pfarrer Jos Houben: "Vor allem auch, weil es um hohe Kosten geht. Denn für den Unterhalt und die Instandsetzung dieser Räume wird viel Geld benötigt." Einige der sechs Kirchengemeinden seien mittlerweile nicht mehr in der Lage, diese Kosten alleine in vollem Umfang zu stemmen. Summen nennt Houben aber nicht.

Das gestern vorgestellte Gebäudekonzept für die Pfarren rund um die Hochhalde sieht zum Teil drastische Maßnahmen vor. "Wir werden deutlich Flächen reduzieren", kündigt Jos Houben an. Ein radikaler Kahlschlag sei damit aber nicht verbunden. "An jedem der sechs Standorte soll es auch künftig ein Raumprogramm geben, das Gottesdienste und Versammlungen der Gemeinde ermöglicht", betont der Pastor. Die Projekte im Einzelnen:

St. Nikolaus In Barrenstein sind die wohl einschneidendsten Projekte geplant. Denn die Pfarrkirche aus dem Jahr 1975 soll abgerissen werden. Das Gebäudekonzept sieht vor, dass sich die etwa 500 Katholiken zählende Gemeinde auf die nebenan liegende, spätgotische Kapelle von 1495 zurückziehen soll. Auch das Pfarrhaus und das Pfarrzentrum sollen weichen, die freiwerdenden Grundstücke sollen verpachtet werden. "Geplant ist eine kleine Versammlungsfläche, die der historischen Kapelle angegliedert wird", sagt Jos Houben.

St. Matthäus In Allrath soll ein Architekt prüfen, ob die Versammlungsräume der Gemeinde in die Kirche integriert werden können. "Es sollen Varianten entwickelt werden, was möglich und sinnvoll ist", sagt Houben. Alternativ ist ein Abriss der Kirche vorgesehen - mit Ausnahme des Turms. "An ihrer Stelle könnte ein kleinerer Neubau entstehen, der multifunktional genutzt werden kann", berichtet der Pastor. Das Pfarrheim und die Küsterwohnung sollen abgerissen, die freien Flächen in Erbpacht verwertet werden.

St. Joseph Nach derzeitigem Stand werden das Pfarrheim und möglicherweise auch das Centro in der Südstadt abgerissen. Alternativ sollen Versammlungsflächen in die Kirche integriert werden. Ob das möglich ist und inwieweit der Denkmalschutz dabei eine Rolle spielt, soll mit dem Architekten Gottfried Böhm geklärt werden, der das Gotteshaus vor 60 Jahren plante. Der Jugendtreff GOT soll künftig von einem neuen katholischen Träger weiterbetrieben werden - denkbar ist etwa eine Zusammenarbeit mit dem "Café Kultus" in Grevenbroich, sagt Jos Houben. Auf jeden Fall soll die GOT verkleinert werden. "Es wird geprüft, ob das vorhandene Gebäude sinnvoll reduziert und technisch optimiert werden kann - oder ob ein kleinerer Neubau die bessere Alternative ist", betont der Pastor. Das Pfarrhaus von St. Joseph soll saniert werden, damit Verwaltungsleitung, Pastoralbüro und Pastorale Dienste einziehen können. St. Lambertus Das Neurather Pfarrhaus soll vermietet oder (bevorzugt) verkauft werden. Die sich in diesem Gebäude befindenden Versammlungsräume sollen in die Kirche verlegt werden. Dafür sind jedoch Umbauarbeiten erforderlich, unter anderem muss ein behindertengerechter Eingang hergestellt werden, sagt Houben.

St. Cyriakus Der Standort in Neuenhausen ist in den vergangenen Jahren bereits entwickelt worden. Das alte Pfarrzentrum wurde abgerissen, das Grundstück verkauft. Im Schatten der Kirche entstand ein neues Pfarrheim. "In Neuenhausen besteht absehbar kein baulicher Veränderungsbedarf", erklärt Jos Houben. Es werde lediglich geprüft, wie eine bessere Auslastung der Räume erreicht werden kann.

St. Martin Auch in Frimmersdorf bestehe in den nächsten Jahren kein Veränderungsbedarf, sagt der Pastor. Die Planungen für diesen Standort seien im vergangenen Jahr mit dem Bau des neuen Pfarrzentrums abgeschlossen worden.

Das Gebäudekonzept wurde im Sommer 2016 vom Pfarrgemeinderat und den Kirchenvorständen einstimmig verabschiedet und im Erzbischöflichen Generalvikariat zur Genehmigung eingereicht. "Die dortigen Gremien haben dieser Seelsorgebereichsplanung zugestimmt", sagt Jos Houben. Damit das Konzept umgesetzt werden kann, sei für jeden Standort eine Vorplanungsgenehmigung erteilt worden. "Die Kirchenvorstände werden nun in eine intensive Planung einsteigen und prüfen, ob und wie das Konzept umgesetzt werden kann", betont Houben: "Dabei wird die Frage der Finanzierbarkeit eine wesentliche Rolle spielen." Wann und wo die ersten Bagger anrollen werden, ist unklar. Einen Zeithorizont gibt es noch nicht.

(NGZ)
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