Serie Denkmäler In Korschenbroich Noch jung, aber reich an Geschichten

Grevenbroich · Die Matthias-Kapelle in Raderbroich wurde 1934 erbaut. Statue verschwand für drei Jahre.

 Der Förderverein kümmert sich um die 1934 errichtete Kapelle mit der Statue des heiligen Matthias in Raderbroich.

Der Förderverein kümmert sich um die 1934 errichtete Kapelle mit der Statue des heiligen Matthias in Raderbroich.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Raderbroich Sie ist jung, sie ist groß, und attraktiv für die Gläubigen ist sie auch. Zumindest das erste Adjektiv mag verwundern, wenn es für ein Denkmal herangezogen wird. Doch mit der Matthias-Kapelle in Raderbroich errichteten die Gläubigen 1934 die jüngste Kapelle in der heutigen Gemeinschaft der Gemeinden (GdG). Mehr noch: Sie ist außerdem eine der größten Kapellen auf Korschenbroicher Stadtgebiet.

Lange hegten die Raderbroicher den Wunsch nach einem Ort, an dem sie für ihre Kranken und Verstorbenen beten konnten. So wie die Gläubigen in anderen Honschaften auch: In Neersbroich wurde die Annakapelle und in Trietenbroich die Marienkapelle schon in den 1870er Jahren erbaut, während die Rochuskapelle in Fragenhütte sogar ins 18. Jahrhundert datiert. Ohne eigenes Gotteshaus hätten sich die Raderbroicher den anderen Honschaften gegenüber benachteiligt gefühlt, schrieb der Heimatforscher Jakob Bremer in seinem Buch über Millendonk.

Warum die Anwohner erst 1933 die Initiative ergriffen und 3000 Reichsmark für den Bau einer Kapelle sammelten, bleibt jedoch unklar. Ihr neues Gotteshaus weihten sie dem heiligen Matthias, dem einzigen Apostel, dessen Reliquien in Deutschland, in Trier, begraben liegen. Innen statteten die Gläubigen ihre Kapelle mit einer Statue des heiligen Matthias aus, die sich im 18. Jahrhundert an einem Pfeiler der Pfarrkirche befand, bevor sie auf deren Dachboden verschwand. Von dort holten sie die Statue nach Raderbroich.

Ein ruhiges Dasein war ihr hier allerdings nicht vergönnt: Sie wurde 1975 gestohlen. Drei Jahre später tauchte der heilige Matthias wieder auf - im wahrsten Sinne des Wortes sogar: Er wurde in den Niederlanden aus der Maas gefischt. "Da der Diebstahl seinerzeit angezeigt worden war, konnte die Figur identifiziert werden", sagt Helmut Johnen, Vorsitzender des Fördervereins Matthias-Kapelle Raderbroich. Die Holzstatue war zwar beschädigt, aber immerhin kehrte sie nach Raderbroich zurück. Doch das Gotteshaus kam nicht zur Ruhe.

Vandalen zerstörten ein Bleiglasfenster auf der linken Seite der Kapelle. Es zeigte den heiligen Sebastianus und war einst von der Sebastianus-Bruderschaft gestiftet worden. Das Fenster auf der rechten Seite, das den heiligen Hubertus darstellt und laut einer Inschrift von Heinrich Hannen gestiftet wurde, existiert hingegen noch. Und so wünscht sich Helmut Johnen, dass eines Tages das Ersatz-Fenster mit den Farbquadraten wieder durch eine Darstellung des Sebastianus ersetzt wird.

Noch heute zieht die Matthias-Kapelle zahlreiche Gläubige an: alljährlich im Juni zum Kapellenfest, alle zwei Jahre, wenn die Herz-Jesu-Prozession hier endet, und von Mai bis Oktober an jedem zweiten Donnerstag im Monat, wenn die Abendmesse gefeiert wird. "Dann kommen regelmäßig an die 40 Besucher in unsere Kapelle", sagt Helmut Johnen.

(NGZ)
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