Grevenbroich Oldie-Bagger im Tagebau wird jetzt 60

Grevenbroich · RWE schickt den "Zwoeinundsiebzig" in Altersteilzeit. Das 1958 gebaute Großgerät baggert nicht mehr, sondern ist nur noch ein Ausstellungsstück für Besuchergruppen. Und ein Ersatzteillager für seine gleichaltrigen Kollegen.

 Er ist der kleinste der Braunkohlebagger im Tagebau Garzweiler - mit 60 Jahren dient Bagger 271 als Ausstellungsstück für Besuchergruppen.

Er ist der kleinste der Braunkohlebagger im Tagebau Garzweiler - mit 60 Jahren dient Bagger 271 als Ausstellungsstück für Besuchergruppen.

Foto: Klaus Goergen

Er war schon im Dienst, da war die Vollrather Höhe noch lange nicht aufgeschüttet. Und auch das Frimmersdorfer Kraftwerk war seinerzeit deutlich kleiner als heute. Der Schaufelradbagger mit der Nummer 271 wird nun 60 Jahre alt - und er steht immer noch am Ostrand des Tagebaus Garzweiler. Allerdings völlig regungslos - er harrt dort der Besucher, die da kommen. Denn der "Zwoeinundsiebzig" baggert nicht mehr, sondern dient nur noch als Ausstellungsstück. Er soll den jährlich fast 50.000 Gästen einen Eindruck von Funktion und Größe der Tagebautechnik im Rheinischen Braunkohlerevier verschaffen.

"Schlecht gewählt, könnte man meinen", sagt Guido Steffen, Sprecher von RWE Power. Denn der Bagger 271 ist ausgerechnet der kleinste der seiner Art im gesamten Tagebau Garzweiler. Er ist rund 30 Meter hoch, 3200 Tonnen schwer und 53 Meter lang. Zum Vergleich: Sein größerer Kollege, der mit der Nummer 288, ist dagegen 96 Meter hoch, wiegt 13.500 Tonnen, ist 240 Meter lang - und baggert viermal so viel Abraum weg. Aber der 1978 gebaute Riese zählt ja auch zu den größten Landfahrzeugen der Welt.

"Die Abmessungen des ,271' sind indes immer noch imposant genug für Besucher, die bislang vielleicht höchstens Hydraulikbagger beim Ausschachten einer Kanalbaustelle erlebt haben", sagt Gudio Steffen. Dazu kommt: Bagger 271 wird vor allem dann angesteuert, wenn der offizielle Busweg zum Kollegen 288 nicht befahren werden kann. "Das kann nach Dauerregen oder auch nach aufwühlenden Schwertransporten von Muldenkippern möglich sein", betont Steffen. Und RWE Power wolle "natürlich nicht, dass die Besuchergruppen im Tagebau im Morast steckenbleiben".

Bagger 271 ist ein Produkt der Wirtschaftswunderzeit. Bis zum Jahr 1958 von Krupp für einen Vorgänger-Tagebau vor Ort montiert, machte sich das Großgerät mit einer Tagesleistung von maximal 60.000 Tonnen Abraum an die Arbeit. Nach jahrzehntelangem Einsatz und mehreren Versetzungen wurde der "eiserne Bergmann" schließlich pensioniert.

"Neben seinem Job als Exponat dient Bagger 271 gelegentlich als Ersatzteillager für die Kollegen, die das Glück früher Pensionierung nicht teilen", sagt Steffen. Denn "271" ist nicht der einzige 60-Jährige im Gerätepark von RWE Power. Bagger 281 im Tagebau Inden zum Beispiel ist gleichaltrig, hat aber noch 15 Jahre Dauerschicht vor der Brust. Bedeutet: Rente mit 75. Kein Problem dank guter Instandhaltung.

Insgesamt sind im Tagebau Garz-weiler sechs Braunkohlebagger sowie sechs Absetzer bei der Arbeit. Zudem sorgen nicht weniger als 95 Kilometer Bandanlagen für den Transport des Fördergutes.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort