Serie Dernkmäler In Korschenbroich Pfarrkirche St. Georg: Eingeweiht im Ersten Weltkrieg

Grevenbroich · Fünfzig Jahre lang wünschten sich die Gläubigen in Liedberg eine neue Kirche. Der frühere Schlossbesitzer spendete das Baugrundstück.

 Mehr als 100 Jahre alt: die Pfarrkirche St. Georg Liedberg. Um sie bauen zu können, wurde extra eine Kirchensteuer erhoben.

Mehr als 100 Jahre alt: die Pfarrkirche St. Georg Liedberg. Um sie bauen zu können, wurde extra eine Kirchensteuer erhoben.

Foto: Berns

Liedberg Sie ist stets präsent, obwohl sie nicht das Ortsbild prägt. Das ist dem Schloss vorbehalten. Doch ob man aus Mönchengladbach kommt, aus Neuss oder Korschenbroich - alle Wege führen an ihr vorbei: an der Pfarrkirche St. Georg. 1915 wurde sie mitten im Ersten Weltkrieg fertiggestellt. "Mit dem Bau der Kirche in der schwierigen Zeit des Ersten Weltkriegs hat die damalige Gemeinschaft der Dörfer Liedberg, Steinhausen und Drölsholz einen Kraftakt vollbracht, der auch heute noch hohe Anerkennung verdient", schrieb Pfarrer Marc Zimmermann 2016 in der Festschrift zum Pfarrjubiläum.

Über 50 Jahre lang hatten sich die Gläubigen damals eine neue Kirche gewünscht - seit Liedberg zur Pfarre erhoben wurde. Und so hängt die Geschichte von St. Georg auch mit der Kirchengeschichte Liedbergs zusammen. Ein Meilenstein war das Jahr 1862, als die Pfarrerhebung erfolgte. Die Verhandlungen darüber waren zäh verlaufen und hatten sich über mehrere Jahre hingezogen. Schließlich ging es um viel Geld: um das Gehalt des Pfarrers, die Kosten einer Pfarreinrichtung und um Ländereien. Und um die entscheidende Frage, ob Liedberg - das bislang zur Pfarrei Glehn gehörte - überhaupt eine eigene Pfarre werden könne.

Die Debatten angestoßen hatten 30 angesehene Bürger des Ortes, als sie dem Erzbischof von Köln 1859 den Wunsch nach einer Pfarrgründung vortrugen. Drei Jahre später, 1862, so schreibt es der Heimatforscher Jakob Bremer, sei die Genehmigung erteilt worden. Zur neuen Pfarre gehörten neben Liedberg auch Steinhausen, Drölsholz und Haus Fürth. Steinforth und Rubbelrath blieben bei Glehn, obwohl man sie dort gern losgeworden wäre, um an einem Kirchenneubau vorbeizukommen. Liedberg zählte Mitte des 19. Jahrhunderts rund 1600 Christen, und längst platzte die alte Schlosskapelle von 1708 aus allen Nähten. Doch erst 1898 gründete Pfarrer Karl Rokoch einen Bauverein, um die Gelder für einen Neubau zusammenzutragen. Er selber zahlte als Grundstock 3000 Mark ein. Auch die Liedberger zahlten fleißig: In Form einer extra erhobenen Kirchensteuer und jeden Sonntag, wenn Gläubige von Haus zu Haus gingen und Geld für St. Georg einsammelten. Der Besitzer von Schloss Liedberg, Klemens Freiherr von Fürstenberg, zeigte sich großzügig: Er schenkte der Kirche das Grundstück für den Kirchenneubau und verkaufte ihr gleichzeitig das Baugrundstück für das Pfarrhaus.

Am 24. Juni 1913 erfolgte der erste Spatenstich. Und keine vier Monate später waren die Mauern der Kirche schon auf Augenhöhe hochgezogen, so dass im Oktober der Grundstein gesegnet werden konnte. Eingeweiht wurde die Kirche am 6. Juni 1915. Das war im Jahr 2015 genau 100 Jahre her. Als Pfarrer Marc Zimmermann im Jubiläumsjahr erkrankte, verschob die Gemeinde die Feierlichkeiten und feierte das 101. Kirchweihfest. Denn ohne ihren Pfarrer wollten die Liedberger kein Jubiläum begehen.

(NGZ)
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