Grevenbroich Pferde zum Reiten und als Co-Therapeuten

Grevenbroich · Ein ganzheitliches Naturkonzept steht im Mittelpunkt von Melanie Wieszorreks "Back to nature". Pferde helfen dabei, zu sich zu finden.

"Rocky" schafft mühelos, wofür manch Therapeut mehrere Sitzungen braucht: Unter seiner wilden Mähne blickt er freundlich, geduldig, scheint seine ganze Haltung zu signalisieren: "Trau dich, nimm Kontakt auf, streichle mich." Ganz wichtig sind diese Eigenschaften im Umgang mit Leuten, die krank sind, also Kindern mit ADS, ADHS oder Entwicklungsstörungen, ebenso wie erwachsenen Angstpatienten, Depressiven oder zur Burn Out-Prävention.

"Wir bieten Ruhe und Entspannung", umschreibt Gründerin Melanie Wieszorrek das grundsätzliche Konzept des von ihr gegründeten Reiterhofs "Back to nature (Zurück zur Natur)", der gerade um- und ausgebaut wird, "Alles mit natürlichen Materialien, wir wollen auf Chemie verzichten", beschreibt sie naturbelassene Umzäunungen aus Holz. Sechs Pferde gibt es, in verschiedenen Altersklassen, mit verschiedenem Stockmaß und unterschiedlichen Charakteren, wie Melanie Wieszorrek beschreibt. Auf ihnen kann entlang des weitläufigen Gebiets bis ins rekultivierte Elsbachtal umhergeritten werden. "Vor allem sie sind Partner und wichtiger Bestandteil in Therapien", beschreibt die 36-Jährige die Tiere - übrigens artgerecht gehalten. "Das bedeutet, dass sie ganzjährig draußen sind, in Herden leben und als Dauerfresser permanent an Raufutter kommen." Denn nur das ausgeglichene, gesunde Pferd kann bei der Gesundung eines Patienten helfen. Toll für die innere Haltung sei, dass Menschen, die hier therapiert werden, nie sagen ",ich gehe zur Therapie', sondern ,ich gehe zum Reitunterricht'", weiß Wieszorrek. "Das ist etwas ganz anderes."

Nachweislich verbessert sich die Stimmung bei Depressiven, ebenso wie bei alten und alzheimerkranken Menschen, sobald sie Kontakt mit Tieren haben, berichtet Melanie Wieszorrek. Auch Patienten mit Angststörungen kann der Umgang mit Tieren guttun. "Wer Angst hat, ist angespannt", sagt sie. Ein Tier hilft im besten Fall, sich zu entspannen. Überhaupt ist das Areal in Laach, diese per Fahrrad erreichbare Landpartie oder der Ausflug an den Stadtrand, eine Oase. "Die ruhige Atmosphäre ist ein Kontrapunkt." Ein Ort, an dem die gebürtige Nettetalerin Beruf und Hobby miteinander verbunden hat. "Wenn ich gestresst bin, nehme ich mir ein Pferd und reite aus." Frische Luft und unverbaute Landschaft wirkten immer wieder Wunder.

"Vom Grundberuf her bin ich Erzieherin", erinnert sie an ihre ursprüngliche pädagogische Ausbildung. Weil sie bereits als dreijähriges Mädchen zum ersten Mal in einem Pferdesattel saß und mit neuen Jahren ihr eigenes Pony versorgte, absolvierte sie außerdem eine Ausbildung zur Reitlehrerin, machte eine Pferdetrainerausbildung und ließ sich darüber hinaus zur Reittherapeutin qualifizieren. Alles zusammen ergab die reittherapeutische Ausrichtung "Back to nature". Platz ist nicht nur für Entspannungssuchende, im vergangenen Jahr sind ein neuer Offenstall und Paddocks hinzu gekommen, Hier können Pferdebesitzer ihre Tiere unterstellen. Und ganz beliebt sind die Reitercamptage, zuletzt im Advent durchgeführt. "Das werden wir unbedingt im Frühjahr wiederholen", als Angebot für jedermann.

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