Grevenbroich Plötzliche Zungenkrämpfe sind ein Fall für den Neurologen

Grevenbroich · Sie sind unangenehm und können längere Zeit andauern: Zungenkrämpfe. Wer davon heimgesucht werde, sollte sofort einen Neurologen aufsuchen, sagt Uwe Meier, Neurologe aus Grevenbroich und Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Neurologen.

Denn: "Krämpfe der Zungenmuskulatur sind sogenannte Dystonien, die zu erheblichen Beeinträchtigungen beim Sprechen und Essen führen können", erläutert der Experte. Bei solchen Dystonien handelt es sich um krampfartige Bewegungsstörungen, die durch Fehlsteuerungen des Gehirns in bestimmten Hirnregionen ausgelöst werden.

Zungenkrämpfe sind nur eine von vielen möglichen Dystonien - es gibt beispielsweise auch Fälle, in denen die Stimmbänder oder die Augenlider betroffen sind. Sie können jeden treffen und setzen meist ohne Vorwarnung ein.

Der Neurologe stellt die Diagnose anhand der beschriebenen Beschwerden. Unter Umständen sind zusätzliche Untersuchungen wie ein Elektromyogramm (EMG), Blutuntersuchungen oder eine Magnetresonanztomographie notwendig. Da die Ursache der Dystonie häufig nicht bekannt sei - man spricht hier auch von idiopathischen Dystonien - ziele die Therapie auf eine Linderung der Beschwerden, sagt der Experte.

Viele Dystonien können mit Botulinumtoxin behandelt werden. Bei Zungenkrämpfen können zudem Medikamente verabreicht werden, die in das Botenstoffsystem des Gehirns eingreifen. Zusätzlich empfiehlt Meier eine Therapie durch einen Sprachtherapeuten, um die Muskelfunktionen zu verbessern.

Leiden die Betroffenen sehr unter ihrer Erkrankung, kann unter Umständen auch eine psychotherapeutische Behandlung hilfreich sein. "Ein gezieltes Vorbeugen ist bei Dystonien nicht möglich", sagt Meier. Dennoch sei es wichtig, ihnen so schnell wie möglich zu begegnen - ansonsten drohen längerfristig bleibende Schäden.

(DDP)
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