Grevenbroich Politik: Sparkonzept soll Jugend verschonen

Grevenbroich · Kehrtwende im Rat: Die Politiker wollen nicht nur über die umstrittenen Geschwisterkind-Beiträge neu diskutieren. SPD-Fraktionschef Horst Gerbrand regte an, den Jugendbereich ganz aus dem Sanierungsplan der Stadt zu nehmen.

 Die Betreuung in der Kindertagesstätte sollte für Eltern mit mehreren Kita-Kindern teuerer werden.

Die Betreuung in der Kindertagesstätte sollte für Eltern mit mehreren Kita-Kindern teuerer werden.

Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Nachdem Eltern mit mehr als 4000 Unterschriften gegen die Einführung der Geschwisterkind-Beiträge in den Tagesstätten protestiert hatten, machte der Rat jetzt eine Kehrtwende. Das Thema flog von der Tagesordnung - auf Initiative von CDU und SPD. Nun soll nach einer familienfreundlicheren Lösung gesucht werden. Rolf Göckmann beobachtete dies mit Genugtuung: Seine ABG-Fraktion hatte bereits in der vergangenen Woche gefordert, das Thema zu vertagen - um darüber nachzudenken, ob der Kinder- und Jugendbereich nicht grundsätzlich aus den Sparplänen gestrichen werden kann.

Das wäre sicher im Sinne der Elterninitiative. Sie hatte die Politiker per Bürgerantrag aufgefordert, auf die Geschwisterkind-Beiträge zu verzichten. Der Vorschlag der Mütter und Väter: In einer "Zukunftswerkstatt" soll gemeinsam darüber beraten werden, wie der Haushaltsausgleich "ohne massive Mehrbelastungen für Familien mit mehreren Kindern erreicht werden" könne. Dieser Appell ist offensichtlich angekommen: "Wir sollten uns gemeinsam mit den Elternvertretern, den anderen Fraktionen und der Verwaltung an einen Tisch setzen und nach Lösungswegen suchen, um die Kita-Beiträge insgesamt zu reduzieren", sagte Horst Gerbrand.

Der SPD-Fraktionschef regte an, eine fraktionsübergreifende und öffentliche Projektgruppe zu gründen, die sich dieser Thematik annimmt - "mit dem klaren Ziel einer neuen und gerechteren Gestaltung der Beitragstabelle für das neue Kindergartenjahr". Nach seiner Meinung müsse dabei auch der Rhein-Kreis in seiner Funktion als Kommunalaufsicht mit an den Tisch. "Was nutzen uns die tollsten Vorschläge, wenn der Landrat diese mit Blick auf den Sanierungsplan beanstandet?" Horst Gerbrand kann sich sogar vorstellen, "den so wichtigen Jugendbereich vom Sanierungsplan in Gänze freizustellen". Das hält auch Carl Windler, Fraktionsvorsitzender der UWG, für wünschenswert. "Ob sich das realisieren lässt, hängt von weiteren Diskussionen in den Ausschüssen und dem Miteinander von Politik und Bürgerschaft ab", meinte er.

Grevenbroich soll auch in Zukunft eine familienfreunde Stadt sein, betonte CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Kaiser: "In diesem Sinne sind wir davon überzeugt, mit Unterstützung der Verwaltung eine gute Lösung für alle erarbeiten zu können." Er erwarte aus dem Rathaus ein "ausgewogenes Konzept". Kaiser machte auch deutlich, dass es die Leistungen "nicht zum Nulltarif" geben könne. Sein Hinweis: Die Stadt wende jährlich alleine 6,8 Millionen Euro für die Kinderbetreuung auf. "Das ist ein Anteil von etwa 50 Prozent an den Gesamtkosten von 13,8 Millionen Euro", so Kaiser. Der Anteil der Eltern liege "bei deutlich unter 20 Prozent".

FDP-Fraktionschef Markus Schumacher machte darauf aufmerksam, dass Grevenbroich mit den Kita-Beiträgen an der Spitze des Kreises läge. Er sprach sich dafür aus, die Kindergärten zu privatisieren. "Andere Kommunen machen uns vor, dass man mit der Privatisierung von Kindergärten bessere Betreuungszeiten bei gleichzeitig niedrigeren Kosten für junge Familien herbeiführt", so Schumacher.

(NGZ)
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