Grevenbroich Reihe "Kultur extra" startet mit politischem Kabarett ins Wahljahr

Grevenbroich · Wenn das Kom(m)ödchen aus Düsseldorf zur Befindlichkeitsanalyse der deutschen Mentalität einlädt, dann ist der Tisch reichlich mit dem gedeckt, was öffentliche Diskussion und Medien in Deutschland beschäftigt. Das Portfolio ist breit - und selbst in den Nebensätzen schillert es von Themen wie Pegida und Integration, Donald Trump, Kündigungsschutz, Freiheit und Mitbestimmung. "Deutschland gucken" heißt das aktuelle Programm des Ensembles mit dem Martin Maier-Bode, Maike Kühl, Heiko Seidel und Daniel Graf in bewährter kabarettistisch-bissiger Weise dem deutschen Selbstverständnis zu Leibe rücken. Am Samstag war das Kom(m)ödchen zu Gast in der Grevenbroicher Reihe "Kultur extra".

 Das Ensemble des Düsseldorfer Kom(m)ödchen präsentierte in Grevenbroich sein neues Programm "Deutschland gucken".

Das Ensemble des Düsseldorfer Kom(m)ödchen präsentierte in Grevenbroich sein neues Programm "Deutschland gucken".

Foto: Lothar Berns

Und wie ließe sich besser deutsche Befindlichkeit fassen, dem Patriotismus oder gar Nationalismus genauer der Puls messen als beim heimischen Lieblingsthema "Fußball." Drei Freunde, Bodo, Dieter und Lutz, treffen sich seit gefühlten Ewigkeiten zum Länderspielfernsehabend und haben kein Spiel der Nationalmannschaft versäumt. So unterschiedlich die Lebensentwürfe der drei Freunde sein mögen - vom Leistungsverweigerer Lutz, dem Business-Malocher Dieter bis hin zum sorgen-, aber auch gedankenlosen Erben Bodo - das gemeinsame Fußballerlebnis hat sie über die Jahre freundschaftlich verbunden. Erst Bodos Idee, seine Freundin Solveig, eine Filmemacherin, mitzubringen, und ihren Fernsehabend für eine Dokumentation filmisch zu begleiten, löst alle Selbstverständlichkeiten auf und lässt eine Lawine losbrechen.

Ob der "Integrations-Kasperlü", den Ralf Seidel grotesk in Szene setzt, oder die verschrobene intellektuelle Abwehrhaltung des ehemaligen Lektors Lutz und Gastgebers des "Deutschland guckens", den Daniel Graf kongenial spielt - es wurde an diesem Abend im Pascal-Gymnasium gewitzt, professionell und mit viel Freude agiert, oft schmunzelnd, kalauernd, natürlich bissig und dies alles in bewährter Kom(m)ödchen-Tradition.

Der Auftakt der städtischen "Kultur-extra"-Reihe startete im Landtags- und Bundestagswahljahr 2017 mit bestem politischen Kabarett; auf die Fortsetzung darf man gespannt sein.

(NGZ)
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