Grevenbroich Riesenandrang: Stress vor dem Festzelt

Grevenbroich · Jugendliche berichten von einem viel zu kleinen Eingang, umgestoßenen Drängelgittern, weinenden Mädchen, Luftnot und Panikattacken. Der Veranstalter will das Einlasskonzept für die Party in Hemmerden erneut überdenken.

 Das Hemmerdener Festzelt am "Tag danach". Rund 1200 Menschen passen hinein. Die Eintrittskarten sind heiß begehrt.

Das Hemmerdener Festzelt am "Tag danach". Rund 1200 Menschen passen hinein. Die Eintrittskarten sind heiß begehrt.

Foto: Lothar Berns

Für die, die früh genug drin waren im Hemmerdener Festzelt, war es einfach nur eine tolle Party; für die, die zur Stoßzeit nach dem Karnevalszug draußen vor dem Haupteingang anstanden, um eines der begehrten Eintrittsbändchen zu ergattern, war es ein langwieriges, anstrengendes und gefühlt gefährliches Unterfangen. Jugendliche berichten am Abend von einer bedrohlichen Menschenmasse, von umgestoßenen Drängelgittern, weinenden Mädchen, Luftnot und Panikattacken. Ernsthaft verletzt wurde niemand. Die Frage ist aber: Wie kam es soweit?

 Wer kurz zum Rauchen raus wollte, konnte am Sonntag außerhalb der Stoßzeiten auch über den Ausgang beziehungsweise die Notausgänge rein und raus.

Wer kurz zum Rauchen raus wollte, konnte am Sonntag außerhalb der Stoßzeiten auch über den Ausgang beziehungsweise die Notausgänge rein und raus.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Fest steht: Mehr als 6000 Jecken haben es am Sonntag unter dem Motto "Et tobt dat Veh em Ferkesstall, Hemmerden fiert Karneval" auf Hemmerdens Straßen krachen lassen. Ein großer Teil - hauptsächlich Jugendliche - setzt die Party danach traditionell im Festzelt in der Ortsmitte fort. "Circa 1200 Menschen passen dort laut unserer Sicherheitsvorschriften rein", sagt Alexander Mausberg vom Organisationsteam des Altstädter Jägerzugs, dem Veranstalter. "Wenn die 1200 Karten weg sind, ist das Zelt voll - dann kommt keiner mehr rein."

Karten beziehungsweise bunte Plastikbändchen, die zum Einlass berechtigen, gibt es bislang ausschließlich an der Tageskasse am Zelteingang. Entsprechend groß war dort am Sonntag der Andrang. Die 17 Jahre alte Kim van Nuus stand mitten drin im Gewühl. "Zwei Stunden lang haben wir vor dem Zelt angestanden", erzählt sie. "Es gab nur einen Kassen-Eingang, und der war viel zu eng." Ein Security-Mitarbeiter habe die komplette Masse aufgehalten und jeweils ein bis zwei Leute reingelassen, während von hinten gedrückt und geschoben wurde. "Ich hatte richtig Angst um die Leute, die da noch drin standen", schildert die 17-Jährige ihre Eindrücke. Polizei und Ordnungsamt, erzählt die Schülerin, seien zwar vor Ort gewesen, hätten aber nicht eingegriffen, sondern auf die Verantwortlichkeit des Veranstalters verwiesen. "Ich frage mich halt, warum der Eingang nicht größer gemacht wurde und es keinen Kartenvorverkauf gab. Das, was da am Sonntag abgelaufen ist, halte ich für verantwortungslos."

So sieht das auch Raffael Reisdorf. Der 18-Jährige war am Sonntag zum dritten Mal in Folge im Hemmerdener Karnevalszelt. Sein Fazit: "Zelt und Eingang sind viel zu klein. Das hat sich im vergangenen Jahr schon abgezeichnet." Alexander Mausberg kann die Kritik zum Teil nachvollziehen. Das Problem ist bekannt. Beim Einlass, sagt er, sei deshalb in diesem Jahr ein neues Konzept mit drei Lauf- beziehungsweise zwei Eingangsspuren umgesetzt worden - um Staus zu vermeiden. "Wer ein Bändchen hatte und zum Beispiel nur kurz zum Rauchen raus wollte, konnte außerhalb der Stoßzeiten auch über den Ausgang beziehungsweise die Notausgänge rein und raus", sagt der Mit-Veranstalter. Ein neues Security-Unternehmen, das unter anderem auch im Gustorfer Zelt eingesetzt sei, gehöre ebenfalls zum Optimierungsplan. "Die Mitarbeiter waren zur Stoßzeit mit sechs, sieben Mann im Zelt", sagt Mausberg. "Die kennen sich aus und sind, zusammen mit Polizei, Ordnungsamt und Rettungskräften, ein eingespieltes Team." Trotzdem lief nicht alles glatt. Das gesteht auch der Organisator ein. "Die Situation im Eingangsbereich muss und wird definitiv noch einmal überdacht werden", sagt Mausberg. "Die Verlegung des Bändchenverkaufs in ein Kassenhäuschen nach draußen, ein Vorverkauf oder eine Altersbeschränkung auf ,ü 18' sind Optionen, über die wir schon länger diskutieren."

(NGZ)
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