Grevenbroich Rinkert bleibt im Kreis - SPD vor Neustart

Grevenbroich · Daniel Rinkert verpasst in der Nacht zu gestern knapp den Einzug in den Bundestag. AfD erreicht hohe Prozentzahlen in den SPD-Hochburgen. Stadtverband plant inhaltliche und strukturelle Neuaufstellung vor der Kommunalwahl.

 Bei der Wahlparty der SPD in Neuss hoffte Daniel Rinkert noch. Gegen Mitternacht stand fest, dass er nicht in den Bundestag einziehen wird.

Bei der Wahlparty der SPD in Neuss hoffte Daniel Rinkert noch. Gegen Mitternacht stand fest, dass er nicht in den Bundestag einziehen wird.

Foto: Ati

In der Nacht zu gestern kam für ihn die Ernüchterung: Daniel Rinkert (SPD) wird nicht in den Bundestag einziehen. "Leider knapp verpasst", kommentierte der Neurather am Morgen danach sein Ergebnis. Etwa fünf Stunden nach der ersten Hochrechnung wurde deutlich, dass die Liste nur bis Platz 17 ziehen würde, Rinkert war auf Rang 21 angesiedelt. Obwohl enttäuscht, ist der 29-Jährige nicht ganz unzufrieden mit seinem Abschneiden im Wahlkreis 108 (Neuss, Grevenbroich, Dormagen, Rommerskirchen). Mit 28,6 Prozent der Erststimmen erreichte der Herausforderer von Minister Hermann Gröhe (CDU) seinen persönlichen Achtungserfolg, in seiner Heimatstadt Grevenbroich holte er 30,5 Prozent. "Für einen Neuling ist das doch ein ganz ordentliches Ergebnis", meint Rinkert selbstbewusst.

Seine politische Zukunft sieht der junge Jurist weiterhin als Vorsitzender der SPD im Rhein-Kreis Neuss. Und: "Ich möchte mich intensiv an der Neuaufstellung der SPD in Nordrhein-Westfalen beteiligen", kündigt er an. "Wir stehen am Anfang eines Strukturprozesses, den ich begleiten will." Zudem schließt Daniel Rinkert nicht aus, dass er bei der nächsten Bundestagswahl noch einmal seinen Hut in den Ring werfen werde. Ein Nachrücken in den Bundestag sei zwar im Laufe der Zeit noch möglich, doch darauf spekulieren wolle der Neurather nicht - "das wäre Kaffeesatzleserei".

Mit Daniel Rinkert habe die SPD im Wahlkreis 108 aufs richtige Pferd gesetzt, meint Stadtverbandsvorsitzender André Thalmann. "Er war der Richtige und hat mit jungem Elan gepunktet." Sorgen bereiten dem Parteichef allerdings die allgemein hohen Verluste der SPD und die zweistelligen Prozentzahlen der AfD ausgerechnet in den Grevenbroicher Hochburgen der Sozialdemokraten, die in den südlichen Stadtteilen liegen. "Dort haben wir es nicht geschafft, unsere Klientel anzusprechen", gibt Thalmann zu.

Die Folge: Der Stadtverband will sich nun - vor allem mit Blick auf die Kommunalwahl 2020 - inhaltlich und strukturell neu aufstellen. "Wie gehen wir mit dem Wähler um? Wie schaffen wir es, wieder ins Gespräch zu kommen, um wahrgenommen zu werden? Das sind Fragen, auf die wir Antworten finden werden", sagt André Thalmann. An ersten Konzepten werde intern bereits gearbeitet. Für den Parteichef steht fest: "Was wir brauchen, sind die Kümmerer vor Ort - Leute, die auch mal dorthin gehen, wo es weh tut." So schließt der Stadtverbandsvorsitzende denn auch nicht aus, dass die SPD mit "einigen neuen Gesichtern" in den Kommunalwahlkampf ziehen werde.

"Sehr enttäuscht" zeigte sich CDU-Chef Wolfgang Kaiser am Morgen nach der Wahl vom Abschneiden der AfD. "Dass sie ausgerechnet im Rhein-Kreis, in dem die Welt noch in Ordnung ist, teilweise zweistellige Prozentzahlen erreichte, ist mir unverständlich", sagt er. Kaiser geht davon aus, dass die Alternative für Deutschland zur Kommunalwahl in Grevenbroich antreten werde - "sollte der Trend anhalten". Die Union sieht der Stadtverbands- und Fraktionsvorsitzende gut aufgestellt. "Wir besetzen die Themen, die wichtig sind, machen vernünftige Vor-Ort-Politik - diesen Kurs werden wir beibehalten", sagt Kaiser. Offen ist zurzeit, mit welchem Bürgermeisterkandidaten die Union an den Start gehen wird. "Das werden wir 2018 klären", kündigt Wolfgang Kaiser an. Die Frage, ob er selbst Interesse habe, beantwortet er so: "Kein Kommentar."

(NGZ)
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