Serie Brandeilig Runter vom Traktor, die Feuerwehr ruft!

Grevenbroich · Landwirt Frederik Gössing lässt für Einsätze seiner Feuerwehrlöschgruppe in Waat auch schon mal auf dem Hof alles stehen und liegen. Seine Frau springt dann ein. Selbstständige Landwirte, wie er, sind die Säulen der Freiwilligen Feuerwehr.

 Landwirt Frederik Gössing springt auch öfter mal vom Traktor und lässt alles stehen und liegen auf dem Hof, wenn er zum Feuerwehreinsatz gerufen wird.

Landwirt Frederik Gössing springt auch öfter mal vom Traktor und lässt alles stehen und liegen auf dem Hof, wenn er zum Feuerwehreinsatz gerufen wird.

Foto: Lothar Berns

Jüchen Für einen Feuerwehreinsatz springt Frederick Gössing auch schon mal von seinem Traktor oder unterbricht sogar die Ernte. Der 39-jährige Landwirt aus Waat gehört zu den treuesten Stützen der Freiwilligen Feuerwehr Jüchen: "Ohne meine Landwirte hätte ich oft Probleme, genug Leute für die Einsätze zusammen zu bekommen. Sie sind die Säulen des Systems", gibt Feuerwehrchef Heinz-Dieter Abels zu. Denn die meisten Freiwilligen, die außerhalb von Jüchen ihren Berufen nachgehen, träfen zu spät am Einsatzort ein, selbst wenn sie dafür von ihren Arbeitgebern freigestellt würden.

So sind die selbstständigen Landwirte neben den Mitarbeitern des Baubetriebshofes der Gemeinde diejenigen Feuerwehrleute, über die Abels am zuverlässigsten verfügen kann. Eine Gratwanderung ist es trotzdem manchmal für Gössing, der zugibt: "Der Betrieb geht vor, ich wäge bei jedem Feuerwehreinsatz ab, wofür ich mich entscheide." Das weiß allerdings auch Hans-Dieter Abels, der bei jedem Einsatz mit "im Hinterkopf" behält, welche Freiwilligen er möglichst bald wieder abziehen muss und welche er für die gesamte Einsatzdauer vor Ort behalten kann. Im Jahr 2002 haben Frederic und Stephanie Gössing den Waater Rosenhof aufgebaut. Dort kultiviert Gössing auf einer Fläche von 18 Hektar Freiland-Rosen, Sonnenblumen, Pfingstrosen und Stauden-Schnittblumen. Erntezeit ist zwischen Mai und dem Spätherbst. Und oft übernimmt die 35-jährige Stephanie spontan die Arbeiten ihres Mannes mit, wenn dieser mal wieder "dem Ruf der Feuerwehr" folgen muss und auch will. Ohnehin packt sie im Familienbetrieb fleißig auch im Büro mit an. Denn Hilfskräfte gibt es nur während der Blumenernte. "Unsere Söhne sind auch schon ganz doll auf die Feuerwehr", berichtet sie über den dreijährigen Felix und den fünfjährigen Florian. Das heißt in der Praxis: Kein Zubettgehen ohne eine Gutenachtgeschichte aus einem Feuerwehr-Bilderbuch.

Das ist aber auch die Teilnahme der ganzen Familie an den Aktivitäten der Löschgruppe Waat. "Wir organisieren hier auch den Martinszug und einen Tag der offenen Tür in der Feuerwache. Und für das Frühjahr haben wir Tausende von Narzissen an den Straßenrändern gepflanzt", berichtet Gössing.

Schon als kleiner Junge lernte er das Landleben ebenso als festen Bestandteil in Waat kennenlernen, wie auch die Feuerwehr: "Ich bin sozusagen bei meinen Großeltern in Waat auf dem Hof aufgewachsen, weil ich hier auch in den Kindergarten ging. Alle meine Kontakte waren in Waat, obwohl ich eigentlich aus Gierath stamme", erzählt er. Da sei es nur konsequent gewesen, dann auch in Waat mit seinen Bekannten und Freunden in die Feuerwehr zu gehen, fügt der 39-Jährige hinzu, der seit 1997 zur Löschgruppe Waat gehört. Die hat übriges aktuell 13 Mitglieder, inklusive zwei Frauen.

Auch im Dörfchen Waat macht sich der Trend bemerkbar, dass die Feuerwehr immer öfter zu kleinen Hilfsleistungen gerufen wird, die viel Zeit, Aufwand und Einsatzkräfte erfordern. Laut Feuerwehrchef haben sich alleine in Waat die Einsatzzahlen verdoppelt: Als Fredrik Gössing bei der Feuerwehr anfing, waren es 20, heute sind es 40 bis 50 im Jahr: "Früher haben sich die Menschen mehr selbst geholfen", beobachtet der Landwirt und passionierte freiwillige Feuerwehrmann.

(NGZ)
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