Grevenbroich Salon-Konzert: Erinnerungen an "Django" Reinhardt

Grevenbroich · "Unterwegs - Stadt und Straße" lautet der Titel der Ausstellung, die im Verbund "Museumsnetzwerk Niederrhein" im Dachgeschoss der Villa Erckens derzeit gezeigt wird. Musikalisch flankjerend wurde nun eine Künstlerpersönlichkeit, die zum "fahrenden Volk" gehörte, im Rahmen eines Salon-Konzertes vorgestellt. Jean "Django" Reinhardt, 1910 als Sohn von französischsprachigen Sintis geboren, wuchs in einer Wohnwagensiedlung am Stadtrand von Paris auf. Mit achtzehn Jahren erlitt er in Folge eines Brandes seiner mobilen Behausung schwere Verbrennungen - unter anderem an der linken Hand. Aufgrund dieser Einschränkung entwickelte er eine ganz bestimmte Gitarren-Spieltechnik, bei der er lediglich Zeige- und Mittelfinger einsetzte und zusätzlich den Daumen zur Hilfe nahm.

Als zunächst unbekannter Caféhaus-Orchestermusiker stieß er in den 1930er Jahren zum legendären Quintett "Hot Club de France", zu dem Star-Geiger Stéphane Grapelli gehörte, welches bald Sensationserfolge feiern sollte. Nach diesem Vorbild gestaltete nun die junge Formation "Hot Club de Bonn" um den ambitionierten Gitarristen Alexander Sobocinski einen temporeichen, hochmusikalischen Abend in der Villa, der dem Roma-Komponisten ohne Notenkenntnisse Tribut zollte. Das Musikerkollektiv wusste mit einer Mischung aus Musette, Sintimusik, Swing, Klezmer, Bossa-Nova und Bob von der ersten Minute an zu begeistern. Kontrabassist Stefan Rey glänzte mit vielen Soli und facettenreichem Sound, Geiger Igmar Meißner verlieh dem Gypsy-Swing gleichsam Fröhlichkeit und Melancholie. Marion Lenfant-Preus, die an der Rhythmusgitarre den Groove vorgab, überraschte mit einer mitreißenden Scat-Gesangseinlage. Neben Liedern aus dem Reinhardt-Repertoire wie "Minor Swing", "Bei mir bistu shein", "Swing 48", oder "Kokett" wurde auch eine Version von Edvard Griegs "Norwegischem Tanz" mit elegischem Oberton-Kontrabass-Solo aufgeführt. Das Publikum war beeindruckt, sparte nicht mit "Zugabe"-Rufen.

(NGZ)
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