Grevenbroich Schadstoff in Schule: Sanierung ist nötig

Grevenbroich · Die Fußböden im Neubau der Gesamtschule setzen Phenol frei. Ein Experte soll nun ein Handlungskonzept für die Stadt erarbeiten.

 Noch ist nicht klar, welcher Sanierungsaufwand notwendig ist, um die weitere Freisetzung von Phenol in den Schulräumen zu verhindern.

Noch ist nicht klar, welcher Sanierungsaufwand notwendig ist, um die weitere Freisetzung von Phenol in den Schulräumen zu verhindern.

Foto: Berns

Weil gesundheitsschädliches Phenol aus den Fußböden im Neubau der Wilhelm-von-Humboldt-Gesamtschule freigesetzt wird, werden Sanierungen fällig. Über deren Umfang wird ein Sachverständiger entscheiden, den die Stadt in der nächsten Woche hinzuziehen wird. "Im schlimmsten Fall muss der Bodenbelag mitsamt Estrich entfernt werden", sagt Schuldezernent Michael Heesch: "Das könnte viele Wochen dauern."

Bei den ersten Messungen hatte der städtische Gefahrstoffbeauftragte Klaus Gähl in zwei Klassen eine Phenolbelastung festgestellt. In einem Raum lag die Konzentration bei 250 Mikrogramm und damit deutlich über dem Gefahrenrichtwert von 200 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Bei erneuten Messungen - diesmal bei gut gelüfteten Räumen - wurden 102 Mikrogramm festgestellt. "Das liegt zwar unterhalb des Gefahrenrichtwertes, aber weit über dem Richtwert von 20 Mikrogramm, bei dem Vorsorge betrieben werden muss", sagt Gähl.

Nach dem Auswerten von Proben, bestätigte sich die Vermutung, dass das Phenol aus dem PVC-Fußboden freigesetzt wird, der zu 6,5 Prozent mit einer Kombination aus Flammschutzpräparaten und Weichmachern versehen ist. "Das Mittel ist zulässig", sagt Klaus Gähl. Werde der Boden aber einer lang anhaltenden Feuchtigkeit ausgesetzt, kann es zur Hydrolyse - zur Spaltung einer chemischen Verbindung durch die Reaktion mit Wasser - kommen, bei der Phenol freigesetzt wird.

Ob das die Ursache ist, soll jetzt ein Experte klären. Denn von einem Wasserrohrbruch oder ähnlichem ist dem Gefahrgutbeauftragten in dem zehn Jahre alten Neubautrakt nichts bekannt. Zudem schließt er eine Hydrolyse durch das tägliche Putzen aus. Ebenfalls rätselhaft: Nur die grauen PVC-Böden setzen Phenol frei, nicht aber die gelben, die vom selben Hersteller sind. "Die Beläge unterscheiden sich lediglich farblich und von ihrer Rutschfähigkeit voneinander", sagt Gähl. Die offenen Fragen sollen nun von einem Sachverständigen geklärt werden.

Die Stadt erwartet von dem Experten zudem ein Handlungskonzept. Er soll entscheiden, ob schon ein Versiegeln der Fußböden ausreicht oder ob die Beläge komplett entfernt werden müssen. "Sollte der Estrich bereits mit Phenol kontaminiert worden sein, müsste auch er heraus", schildert Schuldezernent Heesch den möglichen dritten und damit schlechtesten Fall. Denn letztlich müsse die Stadt für die Kosten der Sanierung aufkommen, da die Bodenbeläge ordnungsgemäß verlegt worden seien.

Wegen der Phenolbelastung wurden zwischenzeitlich 220 Gesamtschüler in die Realschule an der Bergheimer Straße umquartiert, weitere 220 Hauptschüler sind in die Altbauten an der Parkstraße umgezogen. Dort fehlt es allerdings an Kunst- und naturwissenschaftlichen Räumen. "Das kann aber kein Dauer-Zustand sein", sagt Hauptschulleiter Heinz-Gerd Schmitz, der auf ein möglichst schnelles Sanierungsverfahren hofft.

(NGZ)
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