Grevenbroich Schützen klagen: Unsere Kneipen sterben aus wie die Dinosaurier

Grevenbroich · Er sieht schon ein wenig furchterregend aus, dieser gewaltige Dinosaurier: Von der Schwanzspitze bis zur Schnauze mit den messerscharfen Zähnen misst er neun Meter, aufrecht stehend bringt es das Biest auf stolze sechs Meter.

 Obwohl er noch nicht bemalt ist, sieht er schon jetzt furchterregend aus: der Dinosaurier der Jägerzüge "Rösige Boschte" und "Mer stonn zesamme".

Obwohl er noch nicht bemalt ist, sieht er schon jetzt furchterregend aus: der Dinosaurier der Jägerzüge "Rösige Boschte" und "Mer stonn zesamme".

Foto: L. Berns

Der Tyrannosaurus steht symbolisch für ein Problem, dem sich die Jägerzüge "Rösige Boschte" und "Mer stonn zesamme" angenommen haben: "Die Kneipen-Dinos sterben aus" ist das Motto ihrer Großfackel. Gemeint sind Gaststätten wie Brendgen, Zille, Bierbrunnen oder Flönz, die nach und nach aus der Innenstadt verschwanden.

Seit Anfang Juli arbeiten die beiden Züge gemeinsam an ihrem Werk, zweimal in der Woche wurde geschweißt, geklebt und gemalt. "Doch die Arbeit hat sich gelohnt", meint Baumeister Willy Helfenstein mit einem Blick auf das Riesen-Vieh. Der Dino ist eine von sechs Großfackeln, die seit Monaten von den Grevenbroicher Schützen für den Fest-Auftakt am kommenden Samstag gebaut werden.

Gewaltig in Szene gesetzt ist auch der sechs Meter hohe Silberrücken der "Noh'besch Jonge". Mit ihrem Regulierungswut-Gorilla kritisieren sie die vielen Auflagen, mit denen die Vereine in der Vergangenheit konfrontiert wurden. "Wir sind nicht gegen Sicherheitskonzepte", sagt Präsident Rolf Haas: "Wenn man sich aber anschaut, was ein Verein oder eine Schule alles auf die Beine stellen muss, um überhaupt ein Fest durchführen zu können, grenzt dies an Regulierungswut."

Der Grenadierzug "Erftgrafen" nimmt mit einem großen Konterfei den BSV-Präsidenten Peter Cremerius auf die Schippe, möglicherweise wird auch dessen politische Karriere persifliert. "Alles bleibt noch geheim, der Präsident soll überrascht werden", meint Zugführer Norbert Clever. So wollen die "Grafen" denn auch ihren Fackelspruch nicht verraten. Cremerius, der die Schützen zu flotteren Sprüchen aufgefordert hat, darf in jedem Fall mit einem frechen Reim rechnen. Der Jägerzug "St. Florian" hat eine Geldkanone gebaut, um die Steuerverschwendung in Bund, Land und Stadt zu kritisieren. Die Edelknaben sind in diesem Jahr mit einem großen bunten Würfel dabei.

Mit einem etwa acht Meter langen, knatschorangenen Bagger nehmen sich die "Volle Boschte" einem Thema an, das ihnen am Herzen liegt: Sie wollen nach neuen Fackelbauern baggern, damit die schöne Tradition in Zukunft erhalten bleibt. In diesem Sinne handelt auch das Königspaar: Barthel und Manuela Velder haben einen neuen, äußerst stattlichen Wanderpokal gestiftet, der künftig an die besten Fackelbauer verliehen wird.

(NGZ)
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