Grevenbroich Sorge um Feinstaub-Werte

Grevenbroich · Da riss der sprichwörtliche Geduldsfaden: "Hier wird mit der Gesundheit der Menschen gespielt. RWE Power verdient bei uns viel Geld. Hier muss gehandelt werden", erklärte Hans Konrad Beyer (CDU) aufgebracht.

 Als bedeutender Feinstaub-Verursacher wurde der Kohlebunker des Tagebaus ermittelt. Trotz vieler Maßnahmen wurden 2009 bislang 30 Überschreitungstage registriert, 35 sind im Jahr zulässig. Solche Masken gegen Feinstaub sind natürlich keine Auflage im seit April geltenden Luftreinhalteplan.

Als bedeutender Feinstaub-Verursacher wurde der Kohlebunker des Tagebaus ermittelt. Trotz vieler Maßnahmen wurden 2009 bislang 30 Überschreitungstage registriert, 35 sind im Jahr zulässig. Solche Masken gegen Feinstaub sind natürlich keine Auflage im seit April geltenden Luftreinhalteplan.

Foto: M. reuter

"Seitdem ich im Umweltausschuss bin, diskutieren wir über Feinstaub, bekommen wir hohe Werte präsentiert", meinte Holger Holzgräber (SPD). "Der Sache muss auf den Grund gegangen werden. Das Land muss aktiv werden, und die Verwaltung sollte intensiv mit RWE Power reden." Auch Dirk Gawlinski (Grüne) sieht akuten Handlungsbedarf. "Wie viele Überschreitungen sollen wir noch akzeptieren?", fragte er.

Die Wogen schlugen hoch im Bernardussaal, nachdem der städtische Umweltexperte Klaus Gähl berichtet hatte, dass laut der Feinstaub-Messstation in Gindorf in diesem Jahr der Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft bereits 30 Mal überschritten wurde. Zulässig sind insgesamt 35 Überschreitungen im Jahr. Neu ist das Problem nicht: Vor drei Jahren wurden sogar 46 Überschreitungstage ermittelt. Damals wurde die Reißleine gezogen — ein Aktionsplan trat in Kraft.

Als einer der Hauptverursacher wurde der Kohlebunker des Tagebaus ermittelt. RWE Power reagierte mit einem Bündel von Maßnahmen: Förderbänder wurden abgedeckt, Transportbänder mit nassen Gurtreinigungsanlagen ausgerüstet, Autos und Straßen mehr als früher gereinigt.

"Durch all diese Maßnahmen hatten wir laut dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr einen 30-prozentigen Anteil am Rückgang der Feinstaubbelastung", sagt Lothar Lambertz, Pressesprecher bei RWE Power. Von Seiten der Bezirksregierung wird das bestätigt. "Der Aktionsplan hat sich bewährt. Wir hatten 2008 einen Rückgang der Werte", erklärt Gerhard Kaltwasser, Dezernent bei der Bezirksregierung Düsseldorf.

Warum dann der deutliche Anstieg 2009? "Die Landesbehörden erklären, dass dafür so genannte Inversionswetterlagen im Frühjahr verantwortlich sind", erläutert Klaus Gähl. Die entstehen, "wenn warme über kalten Luftschichten liegen, so dass die Luft mit dem Feinstaub durch die Käseglocke darüber nicht entweichen kann". Auch Kaltwassser spricht von "ungünstigen metereologischen Verhältnissen.

Wir hatten sogar im Rothaargebirge Überschreitungen". Die Bezirksregierung geht davon aus, "dass der Tagebau einer der bedeutendsten Verursacher ist. Wir haben aber in diesem Jahr bei den Messungen einige merkwürdige Ergebnisse festgestellt" — manche hohen Messwerte ließen sich nicht mit dem Betrieb bei RWE Power erklären.

Die Ursache stehe nicht fest. Gerhard Kaltwasser zum weiteren Verfahren: "In der nächsten Woche treffen wir uns mit den Kollegen der Bezirksregierung Köln, die ja das gleiche Problem haben. Dabei überlegen wir, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind." Auch die Stadt beobachtet die Entwicklung laut Gähl sehr genau, steht mit den Landesbehörden in Kontakt.

Und die Zeit drängt: Eigentlich müssten die Feinstaubgrenzwerte bereits seit 2005 eingehalten werden, "doch das schaffen viele Länder nicht". Um Vertragsverletzungsverfahren zu umgehen, haben Deutschland und andere Mitgliedsstaaten Anträge auf Fristverlängerung bis Juni 2011 gestellt. Kaltwasser betont: "Der Druck ist damit nicht weg, wir müssen die Zeit bis dahin gnadenlos nutzen, weitere Fristverlängerungen gibt es nicht. Werden dann die Grenzwerte nicht eingehalten, müssen wir mit Vertragsstrafen von mehreren zehntausend Euro je Überschreitungstag rechnen."

(RP)
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