Grevenbroich SOS-Boxen retten ausgeschlagene Zähne

Grevenbroich · In Grevenbroich wird jetzt ein flächendeckendes Zahnrettungssystem eingeführt. An insgesamt 118 Standorten stehen sogenannte SOS-Boxen zur Verfügung, die kostenlos nach einem Unfall mit Zahnschaden genutzt werden können.

Schnell ist es passiert: Durch unbedachte Bewegungen auf dem Spielplatz oder in der Sporthalle können insbesondere Kinder rasch Verletzungen oder gar Verluste eines Zahns erleiden. Was viele nicht wissen: Ausgeschlagene oder abgebrochene Zähne können gerettet und wieder in den Kiefer zurückgepflanzt werden - wenn denn zügig gehandelt wird und eine Rettungsbox in der Nähe ist.

In Grevenbroich geht jetzt ein flächendeckendes Zahnrettungskonzept an den Start, das von der Gemeinschaft der heimischen Zahnärzte gesponsert wird. An insgesamt 118 Standorten im Stadtgebiet werden nun sogenannte "SOS-Boxen" stationiert, die nach einem Unfall mit Zahnverlust innerhalb von maximal zehn Minuten erreicht werden können. Schulen und Kitas werden damit ebenso ausgerüstet wie Familien- und Jugendzentren, Turnhallen und Sportanlagen sowie Kreiskrankenhaus, Rettungswache und Apotheken. Auch Tankstellen werden mit von der Partie sein.

Inhalt der Rettungsboxen ist ein kleines Fläschchen mit einer Zellnährlösung, in die der Zahn eingelegt werden muss. "Das sollte innerhalb der ersten zehn Minuten nach dem Unfall geschehen, denn schon nach 20 Minuten sind 90 Prozent der Gewebezellen abgestorben, die eine Implantation und ein Anwachsen des Zahns ermöglichen", erklärt Jörg Knieper, der das von Kassen und Universitäten unterstützte Projekt "Zahnrettungskonzept" bundesweit betreut. Der Zahnarztbesuch sollte dann innerhalb der nächsten 48 Stunden erfolgen.

Jeder der 118 Standorte der "SOS-Boxen" in der Stadt Grevenbroich kann per Internet über die Adresse "www.zahnunfall24.de" aufgerufen werden. Das hat einen Vorteil: "Sollte sich auf einem Spielplatz ein Unfall mit Zahnschaden ereignen, können Eltern über ihr Smartphone rasch die am nächsten liegende Box ausfindig machen", sagt Knieper. Das "Notfallpaket" steht kostenlos zur Verfügung, gebrauchte Boxen sollen innerhalb von 72 Stunden ausgetauscht werden.

Jährlich ereignen sich bundesweit mehr als 60 000 Zahnunfälle. Ein ausgeschlagener Zahn kostet die Krankenkassen zwischen 5000 und 20 000 Euro. Diese Kosten ließen sich einsparen, wenn Ersthilfe-Maßnahmen greifen und Zähne erhalten werden können, meint Kieper.

"Die SOS-Box ist optimal, um Zähne wieder zu retten. Das war für uns der Anlass, die Initiative auch in unserer Stadt zu starten", sagt Dr. Roland Knoben von der Gemeinschaft Grevenbroicher Zahnärzte, die sämtliche Kosten für das Projekt übernimmt. In Deutschland stehen die Boxen an rund 28 000 Standorten bereit. Grevenbroich ist die erste Kommune im Rhein-Kreis Neuss, die sich an der Aktion "Zahnrettungskonzept" beteiligt. "Bundesweit ist sie bisher die einzige, die das Projekt in einer solchen Tiefe umsetzt", betont Jörg Knieper. Bürgermeisterin Ursula Kwasny und Stadtmarketing-Chef Robert Jordan stellten das Projekt jetzt gemeinsam mit Vertretern aus Stadt und Rhein-Kreis vor. "Wir sind froh darüber, dass das Konzept mit Hilfe der Zahnärzte in unserer Stadt flächendeckend umgesetzt werden kann", so Jordan: "Dass wir damit bundesweit an erster Stelle stehen, ist auch ein wichtiges Marketinginstrument."

(NGZ)
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