Grevenbroich Spätabends in der Radiologie

Grevenbroich · Die Nuklearmediziner im Krankenhaus reagieren mit längeren Öffnungszeiten auf den Termindruck. Ein Besuch.

 Professor Lutz Freudenberg fährt Radiologie-Patienten unter der Woche jetzt bis 22 Uhr zur genauen Untersuchung in die Tomographie-"Röhre".

Professor Lutz Freudenberg fährt Radiologie-Patienten unter der Woche jetzt bis 22 Uhr zur genauen Untersuchung in die Tomographie-"Röhre".

Foto: l. berns

Es ist ruhig an diesem Mittwochabend im Krankenhaus. Das Licht auf den Gängen leuchtet grell, die wenigen Ärzte und Besucher auf den Fluren unterhalten sich leise in Rücksicht auf bereits schlafende Patienten. Es ist 21 Uhr, so richtig Betrieb herrscht jetzt eigentlich nur noch in der Notaufnahme. Und - das ist neu - im Untergeschoss des Krankenhauses, dem Zentrum für Radiologie und Nuklearmedizin (ZRN).

Seit dem 4. Januar haben die Mediziner dort ihre Öffnungszeiten um insgesamt 33 Stunden pro Woche verlängert und sind jetzt unter der Woche von 8 bis 22 Uhr sowie samstags von 8 bis 16 Uhr für Patienten da. Damit reagieren die Ärzte auf einen gewaltigen Termindruck und ein vor wenigen Wochen in Kraft getretenes Gesetz, das allen Menschen binnen vier Wochen einen Facharzttermin garantieren soll. "Vorher mussten Patienten bis zu drei Monate auf einen Termin bei uns warten", sagt der Radiologe Dr. Jürgen Esser.

 Dr. Jürgen Esser berät Patientin Tanja London-Speck am späten Abend.

Dr. Jürgen Esser berät Patientin Tanja London-Speck am späten Abend.

Foto: Berns, Lothar (lber)

In den späten Abendstunden sind es vor allem Berufstätige, die von den verlängerten Öffnungszeiten profitieren. Tanja London-Speck aus Grevenbroich ist eine von ihnen: "Ich arbeite in der Regel mindestens bis 17 Uhr in Mönchengladbach und bin froh, dass es jetzt die Möglichkeit gibt, auch Abendtermine zu vereinbaren."

Die 38-Jährige leidet seit einigen Wochen an Rückenschmerzen. "Ich vermute, dass es ein Bandscheibenvorfall ist", sagt London-Speck, die den Termin in der Radiologie vor gut einer Woche vereinbart hat. "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich so schnell einen Termin bekomme. Im Gegenteil: Ich hatte mich schon auf eine Wartezeit von mindestens drei Wochen eingestellt."

Für die Grevenbroicherin geht es an diesem Abend gegen 21 Uhr in die "Röhre", genauer gesagt: In einen großen runden Magneten, der ihren ganzen Körper inklusive der Organe hochauflösend scannen kann. Das Verfahren nennt sich Magnetresonanztomographie (MRT). "Damit können wir ein dreidimensionales Bild des Patienten erstellen und uns seinen Körper virtuell in Scheibchen geschnitten ansehen", erklärt Professor Lutz Freudenberg. Dabei würden unter anderem Bandverletzungen, Verschleißerscheinungen, Tumore und Metastasen sichtbar.

Wie auch Patientin Tanja London-Speck erhalten viele Menschen etwa mit Schulter- und Rückenschmerzen eine Überweisung vom Orthopäden, der eine MRT-Untersuchung in Auftrag gibt. "An normalen Wochentagen erreichen uns gerade vormittags pro Stunde bis zu 240 Anrufe. Die meisten Menschen wollen einen Termin vereinbaren", erklärte der Nuklearmediziner bereits im Dezember.

Sein Kollege Jürgen Esser hat errechnet, dass die ZRN-Praxen in den Kreiskrankenhäusern Grevenbroich und Dormagen durch die verlängerten Öffnungszeiten seit Anfang Januar 53 Prozent mehr Patienten untersuchen konnten als vor der Neuerung. Viele kämen aus umliegenden Städten und Kreisen wie Mönchengladbach oder Bergheim. "Unser vorrangiges Ziel ist aber, die Servicekapazität im Rhein-Kreis zu erweitern", betont der kaufmännische ZRN-Geschäftsführer Uwe Henke, der mit Lutz Freudenberg, Jürgen Esser, Hinrich Wieder und anderen Führungskräften des Zentrums vor zwei Jahren mit den Planungen begonnen hatte. "Im Dezember haben wir erste Termine für die Abendstunden und die Zeiten am Samstag freigegeben. Sie waren nach wenigen Tagen vergeben."

Bereits jetzt entspannt sich die Terminsituation in der Radiologie allmählich - auch wenn die meisten Patienten (abgesehen von Notfällen) immer noch zwischen zwei und vier Wochen auf einen Termin warten müssen. Doch das Zentrum für Nuklearmedizin musste in den vergangenen Wochen stark aufrüsten, um die Patienten auch abends und am Wochenende versorgen zu können. "Wir haben zwei neue Ärzte und einige Fachkräfte eingestellt", sagt Lutz Freudenberg. Jetzt arbeiten neben den zwölf Ärzten rund 80 weitere Mitarbeiter vollzeit in dem Zentrum, das demnächst zusätzlich abends auch Schilddrüsen-Untersuchungen anbieten will.

(cka)
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