Berühmte Grevenbroicher Steine erzählen Geschichte(n)

Grevenbroich · Das bekannte Volkslied "Kein schöner Land in dieser Zeit" stammt aus der Feder eines Grevenbroichers. Seine Grabstätte ist auf dem Friedhof an der Montanusstraße zu finden. Die Steine erzählen Geschichte(n).

 Die Grabstätte von Joseph Lang auf dem Friedhof an der Montanusstraße. Langfiel im Dezember 1923 einem Mordanschlag zum Opfer.

Die Grabstätte von Joseph Lang auf dem Friedhof an der Montanusstraße. Langfiel im Dezember 1923 einem Mordanschlag zum Opfer.

Foto: Reuter, Michael (mreu)

Wo haben die berühmten Söhne der Stadt gelebt? Wie sind sie gestorben und wo wurden sie begraben? Antwort gibt ein Spaziergang über den Friedhof an der Montanusstraße. Hier ruhen Menschen, die in Grevenbroich Geschichte(n) geschrieben haben.

Neben den Gräbern vieler Industriellenfamilien ist auf dem Friedhof auch Joseph Langs Grabstätte zu sehen. Er stammte wohl ursprünglich aus dem Elsass und kam vermutlich nach dem Ersten Weltkrieg in die Schlossstadt. Er war mit Maria Mantel verheiratet, die allerdings nicht in Grevenbroich lebte und hier auch kaum bekannt war. In Grevenbroich lebte er in einem Haus am Siegesplatz in "Kost und Logis". Er arbeitete in der Maschinenfabrik und betätigte sich zugleich in der örtlichen KPD, in der Anfang der 20er Jahre ein großer Teil der Arbeiterschaft organisiert war. In der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember 1923 fiel Lang einem Mordanschlag zum Opfer. Er befand sich wohl auf dem Rückweg von Freunden, die er in Elfgen besucht hatte und traf dann auf der Landstraße zwischen Fürth und Elfgen auf seine Mörder. Am nächsten Tag wurde seine Leiche gegen 7.30 Uhr im Straßengraben gefunden. Der schnell informierte Bürgermeister von Elsen ordnete an, den Toten nach Grevenbroich zu bringen, wo er untersucht wurde.

Nachdem die Leiche zuerst öffentlich auf Kosten der Grevenbroicher KPD im "Rheinischen Hof" am Marktplatz aufgebahrt worden war, wurde Lang beigesetzt. Die Beerdigung stieß auf große Resonanz, so dass der Friedhof sogar für weitere Besucher geschlossen werden musste. Josef Langs letzte Ruhestätte und auch der Grabstein befinden sich noch heute auf dem Grevenbroicher Friedhof, sie haben die Zeit des Nationalsozialismus fast ohne Schaden überstanden. Den Grabstein ziert kein Kreuz, sondern ein abgebrochener Säulenstumpf, wie man ihn von Freimaurer-Gräbern her kennt. Der Täter wurde nie gefunden.

Die wohl berühmtesten Söhne der Stadt sind die Gebrüder Vincenz und Wilhelm von Zuccalmaglio. Vincenz Jakob wurde 1806 in Schlebusch geboren und starb 1876 in Grevenbroich. Er war Notar, bewohnte das Haus an der Lindenstraße 1. Zeitweise war er mit der Herausgabe des "Grevenbroicher Kreisblatts", befasst. Insgesamt verfasste Vincenz von Zuccalmaglio 75 Bücher, Broschüren und Theaterstücke. Er und sein Bruder Anton Wilhelm (1803 bis 1869) waren große Kulturförderer und holten illustre Gäste in die Schlossstadt, darunter Komponisten und Dichter. Schon früh begannen sie eine eigene Sammlung von Volksliedern. "Kein schöner Land in dieser Zeit " stammt unter anderem aus der Feder von Anton Wilhelm Zuccalmaglio. Während Vincenz Jakob sich zum Zeichen seiner bergischen Herkunft den Beinamen "Montanus" (der Berger) gab, nannte sein Bruder sich Wilhelm von Waldbrühl nach seinem Geburtsort Waldbröl.

Der Grabstein, der einer Gedenkstätte gleicht, ist umrahmt von zwei Apfelbäumen, die sonst selten auf Friedhöfen zu finden sind. Sie weisen darauf hin, dass Montanus sich gemeinsam mit seinem Schwiegersohn (und Erfinder der Münzprägemaschine) Dietrich Uhlhorn darum bemüht hat, zahlreiche Apfelbäume in der Stadt pflanzen zu lassen. So sollten die Grevenbroicher angeregt werden, sich gesünder zu ernähren. Auch Uhlhorn ist in der Schlossstadt begraben, an der Straße, der sein Schwiegervater ihren Namen gab — ebenso wie dem Einkaufszentrum Montanushof.

Gemeinsam züchteten sie auch neue Apfelsorten, unter anderem die gelbe "Zuccalmaglio-Renette", die saftig und fein aromatisch ist. 1878 wurde sie in Grevenbroich gezüchtet — und ist auch heute vielen Apfelfreunden noch ein Begriff.

(NGZ)
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