Grevenbroich Stadtarchiv zeigt verborgene Schätze

Grevenbroich · Grundsätzlich für Publikumsverkehr geöffnet, präsentiert das Stadtarchiv morgen Preziosen von kurios bis kostbar.

 Lorena Borosa mit einer der vielen Folianten zur Stadtgeschichte. Das Blättern lohnt, Geheimnisse birgt quasi jede Seite - wenn man sie zu lesen weiß.

Lorena Borosa mit einer der vielen Folianten zur Stadtgeschichte. Das Blättern lohnt, Geheimnisse birgt quasi jede Seite - wenn man sie zu lesen weiß.

Foto: woi

Was sammelt ein Stadtarchiv? Welche Informationen über die Stadt lagern dort? Antworten auf diese Fragen liefern Archivar Thomas Wolff und Mitarbeiterinnen wie Lorena Borosa täglich. Anlässlich des bundesweiten "Tag der Archive", der morgen von 10 bis 14 Uhr auch auf der Grevenbroicher Stadtparkinsel stattfindet, stellen sie ihr Haus unter dem Motto "Bürgerrechte und Demokratie" aus einem besondren Blickwinkel vor.

"Es ist eine Ergänzung, um unsere Arbeit ins Licht zu rücken", erklärt der Stadtarchivar diesen im zweijährigen Turnus stattfindenden Termin. Weimarer Republik und die Frühphase der Bundesrepublik rücken anlässlich des Stichtags in den Fokus, eigens dafür wurden zwei Führungen, die um 11 und 13 Uhr stattfinden, konzipiert.

"Das Wesentliche unseres Archivs ist das Schriftgut", diese Stücke lassen sich nicht einzeln durchzählen, aber "hintereinander in Regalen aufgestellt wären das mehrere hundert Meter". Immerhin umfasst der Kern dieser Dokumente alles, was zwischen 1815 und 1974 an Wichtigem rund um die vormals selbstständigen Gemeinden der heutigen Stadt notiert wurde.

Anhand eines des ältesten Dokumente seiner Art soll am Tag der offenen Tür exemplarisch lokale Geschichte vermittelt werden. "Hierbei handelt es sich um eine Rechnung aus den 1730er Jahren", erklärt Thomas Wolff. Und aus der umfassenden Fotosammlung ist einer der schönsten Hingucker eine Aufnahme anno 1880. Sie zeigt die Anlage der Spinnerei und Fabrikanlage - sie befand sich damals dort, wo heute Stadtarchiv und -bücherei auf der Stadtparkinsel sind. Viele Geschichten gibt es rund um den Schauplatz zu erzählen.

Natürlich gibt es auch Kurioses zu sehen, witzigste Schätzchen sind beispielsweise die historische Sparbüchsensammlung. Deren Löwenanteil datiert zwar aus modernen Zeiten, denn jahrelang nutzte die hiesige Sparkasse das klassische Sparschwein in immer anderen Ausschmückungen, Ausformungen und Gestaltungen als beliebten Werbeträger in eigener Sache. Firmennachlässe erzählen auf anschauliche Weise "komplette Phasen der Industriegeschichte", wie Wolff anhand des zum Stadtarchiv gehördenden Ulhorn-Konvoluts erklärt. Und selbst in den durch Krieg, Nachkriegsphase oder den sprichwörtlichen Zahn der Zeit beschädigten Dokumenten lässt sich immer Kostbares finden - guckt der Interessierte nur genau hin.

Dass Geschichte alles andere als staubig ist, weiß der Stadtarchivar aus der Praxis. "Ganz häufig kommen Besucher mit Herkunftsfragen, wollen Details über ihre Familien oder familiäre Wurzeln in Erfahrung bringen." Weil die Nachfrage so intensiv ist, sind Samstag zum Thema "Personenstandüberlieferung" Heinz Otto Schnier, Stefan Faßbender und Heinz-Dieter Warten vom Arbeitskreis Familienforschung des Grevenbroicher geschichtsvereins mit vor Ort.

Was kann man im Archiv wo und vor allem wie finden, zum Beispiel in alten Bauakten oder Adressverzeichnissen, sind weitere Fragen, die beantwortet werden. "Und gerne geben wir auch Auskunft über sachgerechte Lagerung und Handhabung von Archivgut", sagt Thomas Wolff.

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