Grevenbroich Stadtpark-Nutrias nagen Bäume kaputt

Grevenbroich · Naturschützer vom BUND fürchten um den wertvollen Bestand an alten Obstbäumen. Bereits zwölf Stämme haben Nutrias angenagt, die Bäume drohen nun abzusterben. Die Stadtverwaltung sucht nach einer Lösung.

Jetzt reicht es. Immer wieder hat Henning Walther zerstörte Obstbäume im Stadtpark gesehen - inzwischen stehen auf seiner Liste mit angenagten Bäumen bereits zwölf alte Exemplare. Und Walther weiß, wer für diese Schäden verantwortlich ist: "Die Rinde wird von Nutrias abgenagt." Das ist längst mehr als eine Frage der Ästhetik - es ist eine Frage des Überlebens. "Ist die Rinde kaputt, dann droht dem Baum der schleichende Tod", erläutert der Naturschützer. Er warnt vor einem weiteren Verlust von wertvoller Baumsubstanz: "Die Stadtverwaltung muss handeln!"

Die aus Südamerika stammenden Nutrias wurden für die Pelzzucht verwendet. Dort sind vermutlich Tiere entkommen, die sich unweit von Gewässern ansiedelten - auch im Grevenbroicher Stadtpark. Ihre Zahl kann aber nur geschätzt werden; sie gelten als äußerst fruchtbar - pro Wurf kommen bis zu acht Tiere zur Welt, bis zu drei Mal im Jahr gibt es Nachwuchs. Zudem fehlen natürliche Feinde. Auch bei der Stadtverwaltung ist Rathaussprecherin Ines Hammelstein zufolge bekannt, dass sich der Schädling im Stadtpark heimisch eingerichtet hat.

Was ihn gefährlich macht: Er nagt Bauminden ab, beschädigt auf diese Weise alte Bäume. Zudem buddelt der Nager in Ufernähe Löcher für seine Höhlen, so dass Böschungen absinken können. Und Henning Walther macht noch eine weitere Gefahr für Spaziergänger aus: "Wer mal nicht genau auf den Weg achtet, der kann auch über eines der tiefen Nutria-Löcher stolpern."

Um die Nutrias von den Obstbäumen fernzuhalten, könnten deren Stämme mit Drahtmanschetten geschützt werden. Dazu bräuchte man "klare Absprachen mit der Stadt", meint Walther.

Denn den Naturschützern liegt insbesondere die Obstwiese mit alten Apfelsorten am Herzen. Dieses Areal wollen sie vor Müll und eben vor Schäden durch die Nutrias schützen. "Die Wiese konnten wir immer mehr erweitern", sagt Walther zufrieden. So hätten sich zahlreiche Grevenbroicher bereiterklärt, zu außergewöhnlichen Anlässen wie Hochzeit, Taufe, Firmenjubiläum oder Abitur ein Apfelbäumchen zu pflanzen. Denn ein Bürgerwäldchen, das es in zahlreichen anderen Kommunen gibt, ist bisher in Grevenbroich noch nicht ausgewiesen worden. Aktuell hat sich ein loser Zusammenschluss von Interessenten gegründet, um die Apfelwiese zu erhalten.

Auch in der Verwaltung sei das Nutria-Problem inzwischen erkannt worden, macht Ines Hammelstein deutlich: "Wir wollen dazu gern mit den Naturschützern zusammenarbeiten und gemeinsam nach der besten Lösung suchen." So könnten die Obstbäume etwa mit Draht vor den Nagern geschützt werden.

Als letzte Alternative nennt Hammelstein die Jagd auf die Tiere. Wobei genau zu prüfen wäre, ob dies wirklich eine gute Lösung sei. Auch für Henning Walther wäre eine Jagd lediglich der letzte Schritt. Die Jagd ist allerdings eine Maßnahme, die mit einer Genehmigung der Unteren Jagdaufsicht umzusetzen ist. Denn die eingeschleppten Nager stehen nicht unter Schutz und dürfen bejagt werden.

Im Rhein-Kreis Neuss wäre es nicht das erste Mal: Zu dieser Maßnahme hatte etwa die Stiftung Schloss Dyck im vergangenen Jahr gegriffen, nachdem sich die Tiere im Park ausgebreitet hatten, Bäume, Wiesen und Ufer beschädigten. Viele Parkbesucher hatten zudem fälschlicherweise eine Rattenplage vermutet - denn Nutria (auch Biberratte genannt) sehen Ratten zum Verwechseln ähnlich.

Allerdings: Ob sich Nutrias von Draht abhalten lassen? Henning Walther ist skeptisch, denn die Tiere gelten als clever.

(NGZ)
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