Grevenbroich Stauwehr: Kran entfernt tonnenschwere Klappe

Grevenbroich · Eine Stahl-Klappe am Erft-Stauwehr, 4,40 Meter mal 3,40 Meter groß, wurde gestern zur Reparatur demontiert - eine kniffelige Arbeit.

Grevenbroich: Riesen-Kran hebt defekte Wehr-Klappe aus der Erft
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Riesen-Kran hebt defekte Wehr-Klappe aus der Erft

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Schweres Gerät rückte am Rande des Bends an. Wo sonst Fußgänger am Flutkanal entlang flanieren, ging gestern ein 45-Tonnen-Kran in Position, um eine 4,5 Tonnen schwere Klappe aus dem Erft-Stauwehr nahe der Eisenbahnunterführung heraus zu hieven. Das gewaltige Teil, mit dem der Wasserstand in der Erft und der Abfluss in den Flutkanal reguliert werden, ist defekt und muss zur Reparatur.

Seit 15 Jahren ist Thomas Hilgers beim Erftverband, doch die Demontage einer solchen Wehr-Klappe ist auch für ihn keine Routine. "Das ist kein Alltagsgeschäft, in meinem Verband ist das das dritte Mal", erzählt der 40-Jährige am Rande der Einsatzstelle. Ende vergangenen Jahres waren an dem rund 40 Jahre alten Wehr mit zwei Kammern zwischen Erft und Flutkanal Schäden festgestellt worden. Die Hydraulikzylinder, mit denen die großen Klappen gesteuert werden, waren defekt. Doch deren Erneuerung reichte nicht. Eine der Klappen stand schief. Teile an den Lagern - den Scharnieren - sind verschlissen. Thomas Hilgers nimmt ein ringförmiges, 200 Gramm schweres Teil aus rostigem Stahl in die Hand - eine Laufbuchse an einem der Lager, an der bereits eine Ecke herausgebrochen ist. "Wenn wir nicht jetzt reparieren, würden die Schäden noch größer", sagt Hilgers.

Mit dem Austausch kleiner Teile ist es aber nicht getan, die ganze Wehr-Klappe muss heraus und repariert werden. Eine Herausforderung. Zunächst wurde mit großen gelben Dammtafeln und mit Pumpen der Arbeitsbereich trockengelegt - fast zumindest, olivgrüne Wathosen halten die Männer unten im Stauwehr trocken. Das Erftwasser schießt derweil durch die intakte Nachbarkammer in die Tiefe. Stahlketten werden an der defekten Fischbauch-Klappe, der Name stammt von der Wölbung auf einer Seite, befestigt. Exakt werden die Ketten auf die richtige Länge gebracht. Dann ist es soweit, geht der Finger von Erftverband-Mitarbeiter Alexander Stemmeler nach oben - "Anheben" lautet der Auftrag für Alex Breddemann vom Kran-Unternehmen. Gefühlvoll bedient er die Steuerung im Kranführerhaus.

Doch die Klappe sitzt noch fest. Thomas Hilgers klettert unter den Stahl, verschwindet fast. Ein Teil dort unten hatte sich verkantet. Nach einigen Hammerschlägen geht es weiter. Die Wehr-Klappe muss in einem bestimmten Winkel angehoben und gedreht werden, damit sie nicht am Beton-Vorsprung des Wehrs verkantet. Im vierten Anlauf klappt die Prozedur, setzt der Kran seine Last auf einem Tieflader ab.

Ziel der Fracht war zuerst Bergheim, wo die Klappe vor der Reparatur bei einem Unternehmen gereinigt wird. Bis Ende März soll sie wieder eingesetzt werden. Auf rund 70.000 Euro schätzt der Erftverband die Materialkosten für die Technik.

(NGZ)
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