Grevenbroich Tafel empört über Essener Kollegen

Grevenbroich · Die Tafel in Essen nimmt derzeit nur noch Deutsche als Neukunden auf.

Die Entscheidung der Essener Tafel, vorerst nur noch deutsche Kunden neu zu registrieren, stößt bei der Tafel in Grevenbroich auf Ablehnung. "Mein erster Gedanke war: Das darf doch nicht wahr sein!", sagt Wolfgang Norf, Geschäftsführer der Tafel in Grevenbroich und des Vereins Existenzhilfe. "Als Tafeln haben wir uns auf die Fahnen geschrieben, keine Unterschiede bei Nationalität, Hautfarbe, Alter oder Sonstigem zu machen." So stehe es auch in der Satzung des Bundesverbands der Tafeln. Einzig die Bedürftigkeit der Personen werde geprüft.

Die Essener Tafel hatte ihre Entscheidung damit begründet, dass der Anteil an Bedürftigen mit Migrationshintergrund in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen sei. Starkes Gedrängel bei den Essensausgaben habe dann dazu geführt, dass immer weniger Deutsche gekommen sein, so die Interpretation der Essener Tafel. Der Landesverband der Tafeln hatte daraufhin zu Bedenken gegeben, dass in den letzten Jahren viele Deutsche Arbeit gefunden hätten und deshalb nicht mehr zur Tafel kamen.

Auch in Grevenbroich habe es mal Gedrängel gegeben, sagt Norf. Doch das habe man schnell in den Griff bekommen: "Wir haben auch arabische Mitarbeiter, die haben dann in der Muttersprache erklärt, dass das hier nicht geht." Seither habe es keine Probleme mehr gegeben. "Wir haben das durch Reden in den Griff bekommen", sagt Norf. Nun seien die meisten Kunden mit Migrationshintergrund sehr zuvorkommend, unterhalten sich in der Warteschlange, tragen teils den alten Leuten die Einkäufe zum Fahrrad oder nach Hause.

Zur Tafel kommen laut Norf Menschen jeder Altersklasse, vom Student, der kein Bafög bekommt, über Arbeitslose und auch Arbeitnehmer, die nach Abzug der Miete unter dem Existenzminimum leben, bis zum Rentner. Die Zahl der Kunden sei durch Flüchtlinge von 350 Kunden pro Ausgabe zeitweise auf 450 Kunden gestiegen. Inzwischen sei die Zahl wieder auf normalem Niveau. Norf betont, dass zu jeder Zeit - dank Sponsoren - genug Lebensmittel für alle dagewesen seien. "Wenn noch mal ein Zustrom käme, könnten wir das stemmen", sagt er.

(mre)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort