Grevenbroich Tafel versorgt 1000 Menschen pro Woche

Grevenbroich · 700 Erwachsene und 300 Kinder erhalten mittlerweile bei der Grevenbroicher Tafel ihre Lebensmittel. Die Zahl steigt, die Logistik wäre ohne die rund 80 Helfer nicht möglich. Wurst wird sogar von einer Firma in Bückeburg geholt.

Hinter der Theke "wirbeln" 22 Helfer, geben Lebensmittel aus, räumen Salat, Möhren, Mangos und mehr in die Regale. Draußen stehen rund 70 Kunden Schlange - zum Teil warten ganze Familien auf Einlass. Ein ganz normaler Ausgabetag bei der Grevenbroicher Tafel an der Mercatorstraße. Geschäftsführer Wolfgang Norf und das große Team mit 82 Helfern sorgen dafür, dass Menschen mit wenig Geld preiswert Essen und anderes kaufen können. Rund 1000 Erwachsene und Kinder strömen mittlerweile an den beiden Ausgabetagen in der Woche in das Domizil am Bahnhof, insgesamt wurden in Grevenbroich 2360 Kundenkarten ausgegeben. "Die Zahl unserer Kunden ist im Vergleich von vor zwei Jahren nochmals gestiegen. Zu uns kommen unter anderem viele Asylbewerber, wenn sie der Kommune dauerhaft zugewiesen sind. Und zunehmend kaufen Rentner bei uns. Wir merken, dass die Altersarmut zunimmt", schildert Norf.

Die Organisation der vom Verein Existenzhilfe betriebenen Tafel ist eine logistische Herausforderung. "Wir sind wie ein mittelständisches Unternehmen" so Norf. Der Ablauf reicht von den Fahrten mit sechs Transportern, um wöchentlich 15 bis 20 Tonnen Lebensmittel von Supermärkten, Discountern, Bauernhöfen und Unternehmen abzuholen, über das morgendliche Sortieren bis hin zur Lebensmittelausgabe. Wurst holen Helfer mittlerweile sogar aus dem rund 250 Kilometer entfernten Bückeburg, ein ehemaliger Helfer hatte den Kotakt vermittelt. "Dort wird Wurst für den Handel verpackt. Die Wurstenden gehen vakuumverschweißt an uns - 60 Kisten je Fahrt. Damit versorgen wir auch andere Tafeln mit", berichtet Norf. Und fürs Sommerfest am 16. Juli lagern bereits 1400 Würstchen in den Truhen.

Klar ist: Ohne die 48 Ehrenamtler, 28 Ein-Euro-Jobber und sechs "Buftis" - Bundesfreiwilligendienst-Leistende - wäre die Arbeit nicht zu bewältigen. Da ist etwa Hartmut Schmidt, der am Eingang koordiniert, dass nicht zu viele zugleich hineinkommen. Seit neun Jahren, fast von Anfang an, ist der Elsener dabei - als Ehrenamtler, Ein-Euro-Jobber und bald als "Bufti". Peter Bonzelet (47) kommt jeden Tag aus Kerpen. "Ich habe Wolfgang Norf beim Rabaue-Konzert kennengelernt, und ich wollte anderen helfen", erzählt er. Seit sieben Monaten ist "Bufti" Burkhard Gohr (30) aus Orken dabei. "Ich habe gern mit Menschen zu tun", sagt der gelernte Verkäufer.

Das Büro von Norf ist in dem Treiben eine Oase der Ruhe - zumindest fast. Das Telefon klingelt, weitere Ware wird angeboten. Eigentlich könnte die Tafel einen ganzen Tiefkühlraum gebrauchen. "Unsere Räume quellen über, aber hier wegwollen wir nicht, wir liegen super zentral", sagt Wolfgang Norf. Der Mietvertrag sei um fünf Jahre verlängert worden. Neue Projekte stehen an. Ein fünfter Kühlwagen soll her, und der Hof soll gepflastert werden - damit nicht mehr Riesen-Pfützen am Eingang entstehen und damit Rollstuhlfahrer nicht so viele Unebenheiten bewältigen müssen.

(NGZ)
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