Grevenbroich Tafel versorgt immer mehr arme Menschen

Grevenbroich · Die Grevenbroicher Tafel gibt jede Woche an rund 1200 Bedürftige Lebensmittel aus, zunehmend stehen auch Asylbewerber vor der Tür.

 Gestern gaben Atike Erol (l.), Natalia Abich und andere Geschenke an Kinder aus. Morgen wird es bei der Lebensmittelausgabe wieder voll werden .

Gestern gaben Atike Erol (l.), Natalia Abich und andere Geschenke an Kinder aus. Morgen wird es bei der Lebensmittelausgabe wieder voll werden .

Foto: NGZ-Foto. l. berns

Mehr als sonst hat Willi Ness (58) bei der Grevenbroicher Tafel Obst und Gemüse sortiert, auch Natalia Abich (46), die sich nebenan in der Kleiderkammer engagiert, erklärt: "Da war viel zu tun." Die Mehrarbeit liegt keineswegs nur an den bevorstehenden Feiertagen, für die 500 Extra-Tüten voll mit Lebensmitteln gepackt wurden: Die Zahl der Empfänger bei der Grevenbroicher Tafel - Träger ist der Verein Existenzhilfe - steigt immer weiter an. Insgesamt werden dort jede Woche Lebensmittel für rund 1200 Menschen ausgegeben. Insgesamt stehen sogar rund 6000 Bedürftige, in den Listen der Tafel.

Gestern konnten sich hunderte Kinder über anderes freuen: Der Ausgaberaum war weihnachtlich geschmückt, die Grevenbroicher hatten 360 an Wunschbäumen hängende Geschenkwünsche erfüllt, die Regale waren vollgepackt mit festlich verpackten Paketen.

Morgen ist die nächste Lebensmittelausgabe, und auch dann wird es voll werden. "Seit einigen Monaten bemerken wir einen deutlichen Anstieg bei den Asylbewerbern", erklärt Vereinsvorsitzender Walter Balzereit (64). "Zu uns kommen Familien beispielsweise aus Syrien, Serbien und aus Afrika." Wie alle anderen Kunden müssen auch Asylbewerber - bislang rund 300 - ihre Bedürftigkeit nachweisen. "Sie erhalten von der Stadt eine Bescheinigung, die sie uns vorlegen", erläutert Geschäftsführer Wolfgang Norf (59). Ein häufiges Problem: Sprachhürden. "Wir verständigen uns dann mit Händen und Füßen"

Insgesamt stellt Norf einen Anstieg der Hilfsbedürftigkeit fest, beispielsweise "nimmt die Rentenarmut zu". Das hat Folgen: "Wir haben deutlich mehr zu tun, und das Lager platzt zurzeit aus allen Nähten", erklärt Walter Balzereit. An ihren Kapazitätsgrenzen sei die Tafel, wie Norf betont, noch nicht angekommen, doch Balzereit betont auch: "Wenn die Zahlen weiter so steigen, wird es schwieriger."

Vor neun Jahren startete die Existenzhilfe mit wenigen Kunden, heute sind an der Tafel rund 25 Ein-Euro-Jobber, 15 Ehrenamtler und sechs "Buftis" (Bundesfreiwilligendienst) aktiv. Sie holen mit Transportern nicht mehr benötigte, aber haltbare Lebensmittel - jeden Monat insgesamt schätzungsweise 60 Tonnen - von Supermärkten, Discountern oder Herstellern ab, sortieren sie. "Alle zwei Wochen sind wir sogar nach Bückeburg unterwegs, von einem Unternehmen erhalten wir palettenweise Wurst und Fleisch", sagt Norf. Trotz der Flut an Empfängern reicht das Angebot aus. Wo es mal eng wird, helfen sich Tafeln untereinander aus. Doch es gibt auch Wünsche: "Wurst und Fleisch könnten wir noch mehr haben -und für die Kleiderkammer warme Kleidung und Haushaltsgeräte", erklärt der Geschäftsführer

Für die bevorstehenden Feiertage hat das Team der Grevenbroicher Tafel vorgesorgt. Zwischen der letzten Ausgabe vor und der ersten nach Weihnachten müssen sechs Tage überbrückt werden. Dafür gibt's je Familie eine Tüte voll "mit haltbaren Lebensmitteln - von Nudeln bis zu Konserven", erläutert Norf.

(NGZ)
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