Grevenbroich Tierschützer in Sorge um Igel, Hase & Co.

Grevenbroich · Der Aufnahme-Stopp im Schneckenhaus macht sich bei Tierschützern in der Region immer stärker bemerkbar. Manche klagen über ausgereizte Kapazitäten. Die "Igelhilfe Rhein-Wupper" mahnt, dass viele Wildtiere auf der Strecke bleiben.

Tierschützer in der Region haben immer mehr mit der Aufgabe der Wildtierstation am Umweltzentrum "Schneckenhaus" zu kämpfen. Sigrid Meurer vom Verein "Igelhilfe Rhein-Wupper" spricht von einer "ungeheuren Mehrbelastung" - und fürchtet, dass viele Tiere auf der Strecke bleiben. "Noch haben wir eine Kollegin aus Grevenbroich vor Ort, die sich bei Anrufen kümmern kann. Aber das fällt jetzt weg, da sie umzieht", sagt Meurer. "Den Leuten, die verletzte Igel finden, ist der Weg zu uns nach Düsseldorf aber erfahrungsgemäß zu weit. Und von anderen Auffangstationen für Wildtiere weiß ich, dass die Anfragen dort ebenfalls rapide gestiegen sind."

An seiner Belastungsgrenze angekommen ist zum Beispiel Werner Döhring vom Verein "Wildtierpflege und -schutz". "Wir haben erheblich mehr zu tun. Seitdem das Schneckenhaus keine Tiere mehr aufnehmen darf, bringen viele Menschen Fundtiere stattdessen zu uns. Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr 300 bis 400 Tiere mehr aufnehmen", sagt Döhring. Der Verein betreibt in Nievenheim - an der Stadtgrenze zu Neuss - eine Auswilderungsstation. Rund 600 bis 700 Tiere pflegen der 72-Jährige und seine Frau sonst durchschnittlich im Jahr - vom Zaunkönig bis zum Uhu, aber auch Eichhörnchen und Kaninchen. "Wir füttern und pflegen bis zu 18 Stunden am Tag."

Der zusätzliche Ansturm kam laut Döhring ausgerechnet in der Zeit, in der viele Jungvögel gefunden und abgegeben werden. "Warum musste der Aufnahme-Stopp im Schneckenhaus ausgerechnet während der Brutzeit verhängt werden?", fragt er. So mancher, der für einen gefundenen jungen Vogel keine Station finde, versuche ihn selbst aufzuziehen. "Doch ohne Kenntnisse ist das oft das Todesurteil für das Tier", meint Werner Döhring.

Der engagierte Nievenheimer ist vom Veterinäramt des Rhein-Kreises Neuss enttäuscht. Dem hatte er im Juli mitgeteilt., dass er erst einmal keine neuen Tiere mehr aufnehme. Zusätzliches Pflegepersonal fehle, Kosten für Futter und tiermedizinische Betreuung würden steigen. "Ich habe aber keine Reaktion erhalten." Mit dem Ende der Brutsaison habe sich die Lage etwas entspannt. Döhring nimmt jetzt wieder Tiere auf. Doch er sagt auch: "Wenn der Andrang nächstes Jahr wieder so groß sein wird, schmeiße ich die Sachen hin."

Kreisumweltdezernent Karsten Mankowsky kann Döhrings Kritik so nicht nachvollziehen. "Werner Döhring hatte ein langes Gespräch mit Vertretern des Kreises." Laut Döhring war das aber vor seinem Schreiben. Beim Aufnahme-Stopp habe, so Mankowsky weiter, auf die Brutsaison keine Rücksicht genommen werden können. "Es bestand unmittelbarer Handlungsbedarf.".

Um die Bürger zu informieren, wohin sie verletzt aufgefundene Wildtiere bringen können, hat der Rhein-Kreis Neuss auf seiner Internetseite (www.rhein-kreis-neuss.de, Suchbegriff: Wildtier gefunden) eine Liste mit Ansprechpartnern veröffentlicht. Mankowsky räumt ein: "Nach dem Aufnahme-Stopp im Schneckenhaus ist es für Bürger nicht mehr so komfortabel, Fundtiere abzugeben. Die Wege sind länger geworden." Etliche Aufnahmestellen liegen weit außerhalb des Kreises. "Es ist aber nicht schwieriger als in anderen Kreisen", sagt Mankowsky.

(NGZ)
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