Birgit Planken Tipps auf dem Weg zur Schulumwandlung

Grevenbroich · In Jüchen wird die Umwandlung der Sekundar- in eine Gesamtschule diskutiert. Dieser Prozess ist an der Düsseldorfer Gesamtschule Lindenstraße bereits vollzogen. Schulleiterin Birgit Planken beschreibt die Herausforderungen.

 Birgit Planken, Schulleiterin der Gesamtschule Lindenstraße. Die frühere Sekundarschule wurde im August 2015 fünfte Gesamtschule in Düsseldorf.

Birgit Planken, Schulleiterin der Gesamtschule Lindenstraße. Die frühere Sekundarschule wurde im August 2015 fünfte Gesamtschule in Düsseldorf.

Foto: Schaller

Warum wurde aus der Sekundarschule die Gesamtschule Lindenstraße?

Birgit Planken In Düsseldorf mussten in den letzten Jahren die lediglich vier Gesamtschulen sehr viele Kinder ablehnen, weil zu wenig Plätze vorhanden waren. Die Stadt hat kontinuierlich steigende Einwohnerzahlen, so dass perspektivisch vor allem Plätze in der gymnasialen Oberstufe benötigt werden. Vermehrt entscheiden sich Eltern für das Abitur nach neun Jahren. Es war eine völlig logische Entscheidung, die Sekundarschule, die ja wie die Gesamtschule eine Schule des längeren gemeinsamen Lernens ist, um die gymnasiale Oberstufe zu erweitern.

Wie war die Haltung der Eltern?

Planken Die Eltern standen dem Veränderungsprozess sehr offen gegenüber und haben diesen uneingeschränkt unterstützt. Viele Eltern begrüßen es sehr, dass ihre Kinder nun nach Klasse 10 nicht mehr die Schule wechseln müssen, sondern bei uns bleiben können. Als einzige Sekundarschule in Düsseldorf hatten wir stets ein Alleinstellungsmerkmal, das die Eltern zum Teil in Erklärungsnot brachte. Was ist denn überhaupt eine Sekundarschule? Warum geht ihr denn nicht gleich zur Gesamtschule? Viele Eltern können sich vorstellen, dass es ihre Kinder womöglich mehr anspornt, auf die gymnasiale Oberstufe hinzuarbeiten, einfach weil sie sie vor Augen haben und für sie mit denselben Menschen verbunden sind.

Wie haben Sie die Raumfrage für die gymnasiale Oberstufe gelöst?

Planken Im Gegensatz zu einer drei-zügigen Sekundarschule von Klasse fünf bis zehn benötigt eine vier-zügige Gesamtschule mit einer gymnasialen Oberstufe selbstverständlich ein deutlich größeres Räumangebot. An unserem Standort am Hermannplatz mitten in Düsseldorf ist eine Erweiterung nur sehr begrenzt möglich, so dass die Stadt als Schulträger sich für eine Dependance-Lösung für die Klassen acht bis zehn in der Nähe entschieden hat.

Welche Veränderungen gab es beim Kollegium?

Planken Die Kollegen wurden sehr unbürokratisch einfach mit der Veränderung in die Gesamtschule mit verändert, so dass wir mit dem gleichen Team weiterarbeiten. Ein Vorteil ist, dass wir einen höheren Anspruch an Sekundarstufe-2-Lehrern haben. Leider ist die Lehrer-Schüler-Relation an Gesamtschulen im Vergleich zur Schulform Sekundarschule ungünstiger, so dass wir die Klassengröße erhöhen mussten. Wenn wir vormals circa 25 Kinder in einer Klasse hatten, so haben wir jetzt fast 28 Kinder. Die Anfragen nach Schulplätzen ist bei uns aber so groß, dass ich häufig Kinder ablehnen muss, was ich sehr bedaure.

Gab es Konkurrenz-Sorgen von anderen weiterführenden Schulen?

Planken In Düsseldorf muss sich keine Schulform Sorgen machen. Sowohl die Gymnasien als auch die Realschulen werden stark angefragt. Bei der Schulform Hauptschule sieht es sicherlich anders aus. die Befürchtung, dass mit der Gründung von Gesamtschulen die Schülerzahlen an Hauptschulen wegbrechen, ist sicherlich berechtigt und würdigt sehr wenig die ausgezeichnete pädagogische Arbeit, die an Hauptschulen geleistet wird. Leider entscheidet hier der Elternwille deutlich gegen diese Schulform.

Was war rückblickend die größte Schwierigkeit?

Planken Die Entscheidung zur Veränderung zur Gesamtschule fiel zeitlich so knapp aus, dass viele Eltern und Grundschulen in Düsseldorf diesen Prozess nicht mitbekommen haben. Wir bekamen viele erboste Elternanrufe nach dem Anmeldeverfahren, dass sie nicht darüber informiert waren und ihr Kind gerne an unserer Gesamtschule angemeldet hätten. Als weiterführende Montessori-Schule bis Klasse 13 konnten sich also viel mehr Eltern vorstellen unsere Schule zu wählen, als als Sekundarschule.

Würden Sie eine Umwandlung erneut unternehmen?

Planken Ich bin ein Mensch, der Veränderungen stets sehr offen gegenübersteht. Die Gründung der Sekundarschule war damals ein großer und auch anstrengender Akt. Die Veränderung nun war dagegen relativ unspektakulär. Das Konzept ist komplett übertragbar, so dass sich unsere Arbeit im Wesentlichen nicht verändert hat. Dass die Kinder das Abitur bei uns machen können, führt dazu, dass wir erneut über Unterricht und Leistungsanforderungen diskutieren, um wirklich allen Kindern gerecht zu werden.

DANIELA BUSCHKAMP STELLTE DIE FRAGEN.

(NGZ)
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