Grevenbroich Trauerhalle: Abriss stößt auf Bedenken

Grevenbroich · Der Kreis hat Einwände gegen die Pläne, die Trauerhalle in Hülchrath aufzugeben. Zudem gibt es auf dem Areal urgeschichtliche Funde.

Grevenbroich: Trauerhalle: Abriss stößt auf Bedenken
Foto: L. Berns

Die Trauerhallen treiben die Friedhofskosten in die Höhe - allein 2015 belief sich der Fehlbetrag auf 50.600 Euro. Die Ratsgremien zogen die Reißleine. Die Gebäude in Kapellen, Neurath und Hülchrath wurden geschlossen, 20.000 Euro will die Stadt so im Jahr einsparen. Das Hülchrather Grundstück am Rand des Friedhofs soll zudem verkauft werden, um Geld in die Stadtkasse bringen. Die Halle wird, wie die Verwaltung erklärt, kurzfristig abgerissen. Auf dem Areal ist der Bau von zwei Doppelhaushälften oder eines großen Einfamilienhauses vorgesehen. Doch der Plan stößt auf Hürden, mit denen sich der Planungsausschuss am Dienstag im Rahmen der Bebauungsplanänderung befassen wird.

Bedenken hat der Rhein-Kreis Neuss. Gemäß der Hygiene-Richtlinie des Landes "habe ich darauf hinzuwirken, jede Friedhofsanlage mit einer Leichenhalle auszustatten. Diese ist aus gesundheitsbehördlicher Sicht auch im vorliegenden Fall erforderlich", heißt es in der von Thomas Lörner vom Amt für Entwicklungsplanung verfassten Stellungnahme. "Amtsärzte sollen Gelegenheit haben, in den Hallen Leichenschauen vornehmen zu können", erläutert Lörner gegenüber unserer Redaktion. Die Kreisbehörde vertrete die Idealvorstellung des Landes, nach der die Halle in Hülchrath erhalten bleiben sollte. Aber: "Es handelt sich um keine zwingende Vorschrift", sagt Lörner. Es liege im Ermessen des Rates, nach Abwägen der Argumente eine Entscheidung zu treffen. Nach dem Bestattungsgesetz NRW "sollen auf Friedhöfen Räume zur Aufbewahrung von Toten vorgehalten werden, es ist aber keine Pflicht", sagt Fachbereichsleiter Peter Mühlenbruch im Rathaus. "Auf mehreren unserer Friedhöfe gibt es gar keine Hallen." Aufgrund des veränderten Bestattungsverhaltens werden die Gebäude laut Stadt immer seltener genutzt - 2009 428 Mal, 2015 nur noch 271 Mal. "Es ist unverhältnismäßig, eine Halle wie in Hülchrath für nur zwei, drei Bestattungen im Jahr vorzuhalten", so Mühlenbruch.

Das Projekt in Hülchrath steht zudem vor einer Hürde, die den Hausbau verzögern könnte: Das Amt für Bodendenkmalpflege hatte nach Grabungen in der Nachbarschaft Relikte aus römischer Zeit im Boden vermutet. Eine Probegrabung brachte sogar noch ältere Zeugnisse zu Tage: fünf mit urgeschichtlicher Keramik gefüllte Pfostengruppen eines Fachwerkh auses. Die Herkunftszeit der Funde wurde noch nicht ermittelt, aber "der Befund ist umso bedeutender, da im betroffenen Areal bislang nur römische Siedlungsreste sowie mittelalterliche/neuzeitliche Einzelbefunde bekannt sind", erklärt die Stadt. Das bedeutet, dass im späteren Hülchrath bereits vor der Römerzeit Menschen gelebt haben.

Den Hausbau werden die Funde nicht verhindern - aber die Häuser können laut Verwaltung erst "nach Untersuchung, Bergung und Dokumentation der archäologischen Funde im gesamten Plangebiet errichtet werden." Der Bau des Schlossbades in der City hatte sich wegen archäologischer Grabungen um rund ein Jahr verzögert.

(NGZ)
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