Grevenbroich Über die Pfadfinder in Morken-Harff geforscht

Grevenbroich · Morken-Harff und Frimmerdorf trennte die Grube Frimmersdorf. An die Jugend im Umsiedlungsort erinnert Dieter Schlangen neues Buch.

 Nach vier Jahren Arbeit hält Heimatforscher Dieter Schlangen die Chronik seines Pfadfinderstammes in den Händen.

Nach vier Jahren Arbeit hält Heimatforscher Dieter Schlangen die Chronik seines Pfadfinderstammes in den Händen.

Foto: L. Berns

Vor 50 Jahren hat Dieter Schlangen Morken-Harff, ein idyllisches Doppeldorf bei Frimmersdorf, wegen des Braunkohletagebaus verlassen müssen. Vergessen hat der heute 69-Jährige diesen Ort aber nie. Umso mehr, als er dort als Zehnjähriger bei den St.-Georgs- Pfadfindern eine geistige Heimat fand und in dessen Stammesgründer Walter Zielniok ein Vorbild. "Er hat mein Leben geprägt", sagt Schlangen voller Hochachtung.

Zwei Gründe für den Wahl-Grevenbroicher und Autor zahlreicher Bücher, jetzt ein neues Kapitel der Heimatgeschichte aufzuschlagen - seiner eigenen Geschichte. "60 Jahre Pfadfinderschaft St. Georg Morken-Harff - eine Zeitreise durch die Geschichte von 1955 bis 2015" heißt Dieter Schlangens neues Buch.

Walter Zielniok war 1955 als Jungelehrer an die Katholische Volksschule in Morken-Harff gekommen; im September desselben Jahres gründete er in der Gaststätte Grüber den Pfadfinderstamm Morken-Harff. Einer seiner Leitgedanken lautete, für andere da zu sein ("Deus caritas est"). In dieser Gruppe fühlte sich der junge Dieter Schlangen, der damals Schüler bei Zielniok war, bald heimisch. Ihm gefielen "das Lagerleben, das gemeinsame Singen und Beten". Orientiert an Robert Baden-Powell, dem britischen Begründer der Pfadfinderbewegung, trug auch seine Gruppe Kluft, und ging auf Fahrt. "Für uns war das damals etwas ganz Besonderes", erinnert sich Dieter Schlangen. Fahrten in die Eifel, nach Holland, nach Bonn, Lichtenstein oder ins belgische De Kluis folgten. "Dort lernten wir auch Pfadfinder aus dem Kongo kennen", erinnert sich Schlangen. Afrika nahm auch Walter Zielniok in de Blick, indem er den karitativen Hilfsverein "Afrika action/Deutschland" gründete und sich für direkte Unterstützung der Menschen in Äthiopien, Benin, Burkina Faso oder Gambia einsetze. Vor 13 Jahren folgte - gemeinsam mit Jürgen Rüttgers, Willy Trapp und Christoph Binger - die Gründung der Stiftung "Weiter sehen", die sich zum Beispiel um Augenkranke kümmerte.

Im Jahr 1966 wurde Morken-Harff umgesiedelt. Damit endete die offizielle Geschichte des Pfadfinderstammes. Viele der Mitglieder orientierten sich zum benachbarten Frimmersdorf oder Neurath, andere nach Kaster. Doch völlig aus den Augen verloren sie sich nie. 1973 fand ein Wiedersehen statt, zehn Jahre später folgte ein Treffen am Country-Campingplatz "Schinderhannes". "Wir trennten uns nicht ohne das Versprechen, uns bald wiederzusehen", erzählt Schlangen. Ein Wort, das gehalten wurde: Der Garten der Vikarie in Alt-Kaster wurde zum neuen Stammesgrund mit Lagerfeuer, Gruppenzelt und Sitzplätzen.

Vor vier Jahren konkretisierte Dieter Schlangen die Idee für eine Stammes-Chronik, damals noch mit Walter Zielniok, der das Projekt bis zu seinem Tod begeistert unterstützte. Als größte Herausforderung stellte sich die Suche nach Bildern und die Zuordnung der Namen heraus. Nun freut sich Schlangen, sein persönlichstes Buch in der Hand zu halten.

(NGZ)
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