Grevenbroich Verhasselt übers Niederrhein-Gen und vegane Ampelmännchen

Grevenbroich · Tief in die Seele des Niederrheiners blickte Stefan Verhasselt in der Villa Erckens: Für die Premiere seines neuen Programms "Wer kommt, der kommt" hätte sich der Kabarettist aus Straelen keinen passenderen Ort als das "Museum der Niederrheinischen Seele" aussuchen können. "Das Museum ist klasse", lautete sein Kommentar, "wir Niederrheiner werden schon zu Lebzeiten hier ausgestellt."

 Sorgte mit seinem neuen Programm für einen vergnüglichen Nachmittag im vollbesetzten Saal der Villa Erckens: Kabarettist Stefan Verhasselt.

Sorgte mit seinem neuen Programm für einen vergnüglichen Nachmittag im vollbesetzten Saal der Villa Erckens: Kabarettist Stefan Verhasselt.

Foto: L. Berns

Um sprachliche Eigenheiten der Niederrheiner, um nervige Zeitgenossen, die immer alles übertreiben müssen, und um das tägliche Miteinander der Menschen im Social-Media-Zeitalter dreht sich sein Programm, in dem er stets vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt. Dabei werden Verhasselts Beobachtungen und Lästereien immer mit einem Augenzwinkern dargeboten, sind nie verletzend oder unter der Gürtellinie. Da geht es etwa um diejenigen, die sich immer erst in letzter Sekunde entscheiden, um nur ja auf der besten Party, beim richtigen Hotspot zu sein. DMJS heiße übrigens Hotspot auf niederrheinisch: "Da musste jewesen sein." Wer dann die Frage gestellt bekomme, welches Buch er gerade auf seinem Nachttisch liegen habe, solle sich die Antwort gut überlegen. Verhasselts Vorschlag lautet "Couchsurfing im Iran." Das sei "so was von open-minded - da verstummen sofort alle Gespräche". Die nächste Herausforderung lauere beim Verzehr von Rucola-Salat mit Balsamico-Dressing, da die Blätter das braune Dressing beim Aufspießen immer in Richtung von weißen Hemden schießen würden. Wobei der Balsamico Deutschlands ja vom Niederrhein komme - nämlich das Rübenkraut: "Beides ist dunkel, süß und klebrig."

Auch die Angewohnheit des Niederrheiners, "Leersätze" von sich zu geben, die aus dem Zusammenhang gerissen seien, bietet Verhasselt Anlass zum Lästern. "Donnerstag ist glaube ich gelbe Tonne" sei so ein Satz. Zudem haben es ihm Leute angetan, die alles übertreiben müssen - die in veganen Schuhen durch den Bio-Supermarkt schleichen oder die in der WhatsApp-Gruppe zum Backen von glutenfreiem Kuchen für den Kindergarten auffordern. "Bald wird noch ein veganes Ampelmännchen gefordert", befürchtet er. Positiv am Niederrheiner sei aber, dass er immer "ne fünf gerade sein lassen" könne. "Dieses Gen haben wir von Geburt an mitbekommen, das ist unser Yoga."

(ce)
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