Grevenbroich Weihnachts-Klassiker wird zum Blues-Hit

Grevenbroich · Eric Clapton und Muddy Waters. Das sind ihre Helden. Oder Johnny Winter und B. B. King. Mit Weihnachtsliedern haben die Musiker der Grevenbroicher Band "They play the Blues" wenig am Hut. Für die NGZ haben sie aber den Klassiker "Leise rieselt der Schnee" eingespielt - in einer schönen, rauchigen Bluesversion.

Da stehen sie nun, die vier Musiker der Grevenbroicher Musikband "They play the Blues". Schlürfen Kaffee, tratschen, lachen und freuen sich auf die besinnliche Weihnachtszeit. Gerade haben sie nach einem für sie spannendem Jahr mit ihrem ersten gemeinsamen Album ("Introduction"), das im Mai veröffentlicht wurde, und einem Dutzend Auftritten einen ihrer letzten Termine des Jahres hinter sich gebracht. Im Café Kultus spielten sie bei einem einstündigem Videodreh einen Weihnachtsgruß ein.

"Leise rieselt der Schnee" als Blues-Version. Immer wieder zupft Raimund Stamm (63) den Bass, streichelt Drummer Stefan Effenberger (53) die Percussion, bläst Karl Gerner (64) die Mundharmonika und greift der Kopf der Band, Willie Goergens (55), in die Gitarre. Dazu haucht er immer wieder - mal laut, mal leiser - die Strophen von "Leise rieselt der Schnee" ins Mikrofon. Sechs-, siebenmal, immer im möglichst selben Rhythmus, bis das Kamerateam alles im Kasten hat.

Für den Video-Weihnachtsgruß der Band, der heute online zu sehen ist, "haben wir uns was Spezielles einfallen lassen, spontan und ungeprobt", verkündeten die Musiker am Dienstag noch demütig auf ihrer Facebook-Seite. Dabei kann sich das Ergebnis wirklich sehen und hören lassen. Und das, obwohl Goergens, was das musikalische Thema angeht, eher ein kleiner Weihnachtsmuffel ist. Für ihn wird es an Heiligabend wohl deutlich rockiger zugehen als bei den Dreharbeiten - Schneesturm und Hagelkorn statt sanft rieselnder Schneeflocken, um im Bild zu bleiben.

"Zu Weihnachten lege ich immer die Stones auf. Oder Led Zeppelin", sagt das Grevenbroicher Musik-Urgestein Willie Goergens, lacht, nimmt einen Schluck Kaffee, grinst und fügt hinzu: "Das muss sein, meine Frau mag das auch", sagt er, um schnell jeden Zweifel wegzuwischen. Alles andere wäre von Goergens auch nicht zu erwarten. Erst wenige Tage zuvor spielte er mit seiner zweiten Band, "The Jesus Christ Experience", am selben Ort, und ließ es beim Hardrock-Konzert mächtig krachen. Die Band-Mitglieder werden hin und wieder auch als "die Pioniere des Crossovers" bezeichnet - einer recht ruppigen Gangart der Rockmusik. Die traditionelle Rolf-Zukowski-Platte und die Weihnachtsbäckerei sind daher undenkbar für den Willie Goergens.

Seine Kollegen von der Blues-Band "They play the Blues" sind da besinnlicher. Allen voran Karl Gerner, der die eher klassische Variante bevorzugt. Der 64-Jährige, der etwa 30 Jahre im Ausland verbrachte und scherzhaft von sich behauptet, Teil der besten Blues-Band Kambodschas gewesen zu sein, verkörpert schon eher den sanften Charakter eines Weihnachts-Romantikers. Statt lässigem Kapuzen-Pulli und Basecap trägt er Schirmmütze, einen britisch-grünen Pullover über dem weißen Hemd, der Kragen sitzt wohl gefaltet. Darunter verbergen sich wieder moderne Hosenträger.

"Die Familie kommt an Heiligabend zusammen, wir sind zusammen 18 Leute, da werden nur traditionelle Lieder eingelegt", sagt Gerner. Womöglich sind diese Titel wie "Leise rieselt der Schnee" und "Schneeflöckchen" am Weihnachtsabend auch der kleinste gemeinsame Nenner. Der Blues hat jetzt jedenfalls erst einmal bis Neujahr Pause. Doch 2017 soll bald schon die neue Platte erscheinen.

(NGZ)
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