Grevenbroich Weniger Immobilien zwangsversteigert

Grevenbroich · In Grevenbroich sinkt die Zahl der Notverkäufe. Immer mehr Häuser lassen sich auf dem freien Markt veräußern - zu angemessenen Preisen.

 Zwangsversteigerungstermine werden öffentlich bekanntgemacht.

Zwangsversteigerungstermine werden öffentlich bekanntgemacht.

Foto: NGZ/dpa

Es ist ein deutschlandweiter Trend, der sich auch in Grevenbroich widerspiegelt: Die Zahl der Zwangsversteigerungen von Immobilien sinkt. Seit Jahren. Kontinuierlich. Lag die Zahl der entsprechenden Verfahren am Amtsgericht Grevenbroich, das auch für die Gemeinden Rommerskirchen und Jüchen zuständig ist, 2013 noch bei 96, kamen 2014 bereits 27 Objekte weniger, nämlich 69, unter den Hammer. 2015 waren es 63. "Ein Rückgang ist auch bei den Zwangsverwaltungen zu erkennen", sagt Amtsrichterin Wiebke Meyburg. "Von 2013 bis 2015 sankt die Zahl von 77 über 57 auf 41."

Gute Zeiten also für Immobilienverkäufer? Karl-Heinz Reibel vom Gutachterauschuss des Kreises bestätigt sowohl die Schlussfolgerung als auch den Trend: "Die Zahl der Zwangsversteigerungen ist in der Tat stark rückläufig", sagt er. "Das heißt, es sind offenbar weniger Notverkäufe nötig als in der Vergangenheit. Oder anders ausgedrückt: Auf dem freien Markt sind aktuell mehr freihändige Verkäufe zu einem angemessenen Preis realisierbar." Angemessen bedeutet: über dem von einem Gutachter geschätzten Verkehrswert. Um das Geschehen auf dem Grundstücksmarkt transparenter und für jedermann besser nachvollziehbar zu machen, wird von der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses jedes Jahr ein Grundstücksmarktbericht herausgegeben. Aus diesem zieht Reibel viele Erkenntnisse.

Zum Beispiel, dass "grüne" und ruhig gelegene Ortslagen in Grevenbroich auf dem Immobilienmarkt deutlich besser "gehen" und auch entsprechend teurer sind. "Ich spreche da immer von einem Nord-Süd-Gefälle", sagt Reibel. "Beliebt sind zum Beispiel die Ortsteile in der Nähe zu Düsseldorf und Neuss, wie Kapellen und Hülchrath. Weiter südlich, in Richtung der Kraftwerke, nimmt die Wohnqualität dann gefühlt ab."

"Einen Verkaufserfolg auf dem freien Markt zu erzielen, natürlich auch unter Berücksichtigung der Ortslage, war früher schwieriger", bestätigt auch ein Grevenbroicher Immobilienmakler, der namentlich in der Zeitung nicht genannt werden will. Im Schnitt einmal pro Woche, sagt er, halte er am Amtsgericht nach Immobilienschnäppchen Ausschau. "Manchmal klappt das, aber manchmal zahlt man auch drauf."

Für Karl-Heinz Reibel liegen die Gründe für den kontinuierlichen Rückgang der Versteigerungszahlen klar auf die Hand: "Die aktuell niedrigen Zinsen für die Baufinanzierung verleiten natürlich zum Kauf, weil das Abzahlen des Kredits im Zweifel günstiger ist als eine monatliche Miete", sagt er. Dank der großen Nachfrage könnten Immobilien auf dem freien Markt deshalb gerade gut verkauft werden. "Und das hat zur Folge, dass die Zahl der Zwangsversteigerungen sinkt. Sollte sich das Zinsniveau irgendwann wieder nach oben verändern, ist es wahrscheinlich, dass auch die Zahl der Zwangsversteigerungen wieder steigt."

Im Rhein-Kreis Neuss, berichtet Reibel, hat die Sparkasse bereits vor Jahren, zu Fusionszeiten, einen radikalen Schnitt gemacht. "Damals waren viele sogenannte ,notleidende' Immobilien auf dem Markt", sagt der Grundstücksexperte. "Nach dem Schnitt wurden Häuser dann grundsätzlich nicht mehr so riskant finanziert. Das hat wahrscheinlich ebenfalls dazu geführt, dass die Zwangsversteigerungszahlen hier so niedrig sind."

(NGZ)
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