Grevenbroich Wevelinghovenerin wird heute 100 Jahre alt

Grevenbroich · Klara Stenzel liebt ihre Familie, Kreuzworträtsel, den Garten - und das Leben. Sie zählt zu den ältesten Einwohnern der Stadt Grevenbroich.

 Klara Stenzel freut sich auf ihren runden Geburtstag. Zusammen mit Kindern, Enkeln, Urenkeln sowie Freunden und Nachbarn feiert sie heute.

Klara Stenzel freut sich auf ihren runden Geburtstag. Zusammen mit Kindern, Enkeln, Urenkeln sowie Freunden und Nachbarn feiert sie heute.

Foto: woi

"Was ich bislang erlebt habe, das lässt sich unmöglich alles erzählen", winkt Klara Stenzel ab. Als "auf und ab, so ist das nun mal", fasst sie die bisherigen Zeiten zusammen. "Und auch, wenn es mal schlimm war, darf man doch nie den Kopf hängen lassen." Optimismus habe ihr über "alle schwierigen Phasen" geholfen. "Jetzt freue ich mich auf das große Fest". Heute wird sie 100 Jahre alt.

"Wir sind genug Leute", beschreibt sie die umfassende Gästeliste: Zusammen mit ihren drei Kindern Gabi, Bernd und Bettina, deren Partnern, drei Enkeln, zwei Urenkeln, extra aus Berlin und Hannover anreisenden Freunden sowie Nachbarn begeht die Jubilarin ihren Ehrentag. Vor allem zur Verwandtschaft pflegt die Wahl-Wevelinghovenerin ein sehr enges Verhältnis. "Wir freuen uns aneinander und miteinander", beschreibt sie den Zusammenhalt. "Das ist das Schönste, dass wir uns alle so gut verstehen" - immerhin so ausgezeichnet, dass sie mit Tochter Bettina und deren Ehemann Andreas unter einem Dach lebt.

"Unsere Mutter ist sehr kommunikativ", beschreiben Tochter Gabi und Ehemann Walter Kluth das rüstige Geburtstagskind. Vielseitig interessiert sei sie, die tägliche Lektüre der NGZ ist dabei ebenso Programm wie Kreuzworträtsel zu lösen und Bücher zu schmökern. Einmal in Erzähllaune, berichtet die Jubilarin aus dem reichhaltigen Anekdotenschatz und ihrer "unbeschwerten, schönen Kindheit", von ersten Schlittschuhläufen auf einem gefrorenen See, in den sie einbrach und von ein paar Jungs gerettet wurde - und später erlebte sie unbeschwerte Zeiten bei ihrer älteren Schwester in Berlin.

"Sie hatte eine Drogerie, in der ich ein bisschen mithalf, und betrieb eine Kaffeeküche am Müggelsee." Noch immer liebt Klara Stenzel die Natur, ihr Garten ist ein Lieblingsort, und glaubt sie sich dort unbelauscht, singt sie. "Ich will ja niemanden stören", grinst sie über die alten Schlager, die sie dann trällert. "Aber ich dichte auch selbst", zur Hochzeit von Enkel Sebastian beispielsweise erdachte sie romantischen Zeilen wie "Du bist für mich die große Liebe. Nach Dir hab' ich mich gesehnt", und wenn sie die Melodie summt, denkt sie vielleicht auch ein bisschen an ihre eigene große Liebe, Ehemann Vinzent.

Ihn lernte sie als junges Mädchen in ihrer "alten Heimat" Brandenburg an der Oder im Kreis Königsberg, kennen. "Wir waren jung verheiratet, so schön eingerichtet - und haben dann alles verloren." Durch Krieg und Flucht Richtung Westen vertrieben, mussten die beiden "das Schlimmste" gemeinsam überstehen: den Tod der beiden erstgeborenen Söhne. In Wevelinghoven, der zweiten Heimat, bauten die Stenzels Mitte der 1950er Jahre ein neues Zuhause auf. "Ich musste mithelfen, war selbst mit Schippe und Spaten unterwegs", erinnert sich die 100-Jährige. Auch dafür war sie sich nie zu schade. "Mein schönster Beruf war der als Ehefrau und Mutter. Ich wollte nie etwas anderes."

Ein "spontaner Mensch, mit dem es auch unserem Vater nie langweilig wurde", beschreiben die Töchter die Jubilarin. Und auch, wenn altersbedingt die Knochen zuweilen zwicken oder die Augen nicht mehr so adlerscharf wie einst sehen, freut sich Klara Stenzel darüber, qietschfidel und vor allem "geistig fit" geblieben zu sein: "Beschummeln kann mich keiner."

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