Grevenbroich Wie das Licht nach Grevenbroich kam

Grevenbroich · Vor 150 Jahren sorgte der Düsseldorfer Jungunternehmer Wilhelm Trimborn nicht nur für die Straßenbeleuchtung in Grevenbroich, sondern beteiligte sich auch wesentlich an der wirtschaftlichen und strukturellen Entwicklung der Stadt. 1867 errichtete er das erste Grevenbroicher Gaswerk an der Zedernstraße.

 Diese historische Postkarte zeigt Grevenbroich zwischen 1867 und 1868. Oben rechts in der Ecke ist die gerade neu errichtete Trimbornsche Gasfabrik zu sehen, die auch Privathaushalte und die Industrie belieferte.

Diese historische Postkarte zeigt Grevenbroich zwischen 1867 und 1868. Oben rechts in der Ecke ist die gerade neu errichtete Trimbornsche Gasfabrik zu sehen, die auch Privathaushalte und die Industrie belieferte.

Foto: Stadtarchiv Grevenbroich

Wenn wir uns die Welt ohne Elektrizität vorstellen, sieht die ganz schön düster aus: Auf Smartphones müssten wir wohl verzichten, und nachts sähe man gerade mal die Hand vor Augen. Seit über einem Jahrhundert bestimmt die Elektrizität große Teile unseres Lebens. Aber wem hat eine Stadt wie Grevenbroich die Elektrizität zu verdanken? Diese Frage stellt sich der Heimatforscher Dieter Schlangen in seiner Vortragsreihe "Musik Meets Geschichte", mit der er unter anderem auch im Lindencarré an der Lindenstraße zu Gast ist.

"Dort wurde ich gebeten, etwas über die Industriegeschichte in unmittelbarer Nähe zu erzählen, denn das Gelände an der Lindenstraße hat ja einiges an Geschichte aufzuweisen", erzählt Schlangen. So wohnte in deren Umfeld nicht nur die Industriellenfamilie Uhlhorn, sondern später auch Wilhelm Trimborn, ein Düsseldorfer Unternehmer, der vor 150 Jahren, im Jahr 1867, das erste Grevenbroicher Gaswerk errichtete.

 15 Gaslaternen wurden 1867 in Grevenbroich installiert.

15 Gaslaternen wurden 1867 in Grevenbroich installiert.

Foto: END

Schlangen vermutet, dass Trimborn es auch den Kontakten zur Uhlhorn-Familie zu verdanken hatte, dass sein Bauantrag am 27. Mai genehmigt wurde. "Die Gründung des Gaswerkes war damals eine Pionierleistung, einen vergleichbaren Betrieb gab es am Niederrhein nur in Rheydt", sagt der Heimatforscher. Und so erleuchteten 1867 erstmals 15 Gaslaternen die Innenstadt, verbunden wurden sie durch ein nahezu drei Kilometer langes Rohrnetz. Außerdem lieferte Wilhelm Trimborn Leuchtgas an Privathaushalte und die Industrie: Die Monopolstellung, die dem damals 24-Jährigen auf bis zu 30 Jahre zugesichert wurde, verhalf seinem Unternehmen zu einem starken Aufschwung. Schon Mitte der 1890er Jahre tauchte dann aber Konkurrenz auf: Neue Elektrizitätswerke schossen überall in Deutschland aus dem Boden - dass ein E-Werk in Grevenbroich errichtet würde, war nur eine Frage der Zeit. Schon 1897 bekam die Firma Schuckert & Co grünes Licht für die Gründung eines E- und Wasserwerks. Der Konkurrenzkampf zwischen Gas und Elektrizität sollte Jahre andauern, Trimborn jedoch spürte die Konsequenzen für seine Gasanstalt sofort. Die Umsätze sanken, bis das Werk schließlich 1927 in Stadtbesitz überging. Dieter Schlangen zufolge ist "von den elektrischen Anfängen in Grevenbroich heute nicht mehr viel übrig".

Trimborns Gaswerk und das Schuckertsche E- und Wasserwerk fusionierten 1927 zum Gas- und Wasserwerk, das heute seinen Sitz an der Nordstraße hat. Ansonsten zeugt nur noch die Villa Trimborn von dem Unternehmer, der 1867 das Licht nach Grevenbroich brachte. "Es mag sein, dass sein Gaswerk heute nicht mehr im Stadtbild zu sehen ist. Die Spuren aber, die er in der industriellen Geschichte der Stadt hinterlassen hat, bleiben", meint Schlangen.

Was den Jungunternehmer einst dazu bewog, ausgerechnet Grevenbroich mit seinen damals nur etwas über 1000 Einwohnern für sein Gaswerk auszuwählen, weiß niemand. "Ich könnte mir aber vorstellen, dass er schon damals zärtliche Bande zu der Uhlhorn-Tochter geknüpft hatte, die er später heiraten sollte", meint Schlangen schmunzelnd.

(NGZ)
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