Grevenbroich Wie Terrier Benji die große weite Welt sieht

Grevenbroich · Cairn-Terrier Benji erschnüffelt sich Grevenbroich. Mit dabei: Hundedame Sophie und eine Kamera, die alles im Film festhält.

 „Wer nennt mich denn da Couchpotatoe“? — Filmstar Benji ist ein echter Abenteurer und als „Kamerahund“ ein richtiges Naturtalent.

„Wer nennt mich denn da Couchpotatoe“? — Filmstar Benji ist ein echter Abenteurer und als „Kamerahund“ ein richtiges Naturtalent.

Foto: Berns, Lothar

Das Date beginnt um 9 Uhr mit einem lauten Bellen. Auf der einen Seite: Benji, ein sechs Jahre alter Cairn-Terrier. Auf der anderen: Sophie, eine vier Jahre alte Berner Sennenhündin. Gesehen haben sich die beiden noch nie, also steht erst mal beschnüffeln auf dem Programm. Es ist das erste Treffen der beiden Hauptdarsteller des Films "Ein Hundespaziergang durch Grevenbroich", und natürlich lässt sich die Dame vom Herrn umgarnen. Als dieser für einen Moment zu forsch wird, bellt sie kurz. Dann geht das Kennenlernen etwas gemächlicher weiter. Schnell wird klar: Hauptdarsteller und Hauptdarstellerin kommen gut miteinander aus. Puh. Glück gehabt. Vor allem Benji ist dafür bekannt, nicht unbedingt jeden Hund zu mögen. "Er reagiert erstaunlich entspannt auf Sophie", sagt sein Besitzer. Nach dem Kennenlernen geht es für Benji und Sophie noch kurz zur "Regie" und in die "Maske".

"Regie" bedeutet in diesem Fall: Benji wird mit einer Kamera ausgestattet. "Hundecam" nennen wir den kleinen, federleichten Apparat, der am Halsband angebracht wird. Schließlich gilt es im Film, Grevenbroich aus der Hundeperspektive einzufangen. Wir möchten sehen, wie sich der knapp 30 Zentimeter große Vierbeiner die Schlossstadt erschließt. Das Bild wird etwas wackeln, man wird Benjis Ohren und sein Fell immer mal wieder vor der Linse sehen — aber kein Problem: Es ist schließlich Benjis erster Auftritt als Filmstar. Und wer möchte ihm da ein bisschen Gewackel verdenken? Schließlich ist er Hauptdarsteller und Kameramann in einem. Sophie hat es da leichter. Sie wird nur mit der Kamera begleitet. Selbst filmen muss sie nicht. Die Hundedame kann sich also voll und ganz darauf konzentrieren, mit Benji die Stadt zu erkunden. Es ist ja kein Geheimnis, dass Herren sich beim Stadtbummel gerne von Damen leiten lassen — vor allem, wenn sie so bezaubernd und ausdauernd sind wie Sophie. Das ist bei unseren Hauptdarstellern nicht anders.

Nach der "Regie" geht es noch rasch in die "Maske". Man könnte auch "Fellpflege" dazu sagen. Benji und Sophie werden kurz gekämmt. Sie sollen im Film schließlich möglichst hübsch aussehen. Außerdem lieben sie es, gekämmt zu werden. Beide kneifen die Augen zu und genießen. Es ist eine Art Anzahlung für ihre bevorstehende Leistung. Außerdem soll es die Motivation hochhalten. Im Filmgeschäft nennt man das wohl "Vorschuss".

Ausgestattet und frisch gekämmt geht es dann los. Natürlich werden beide Hunde angeleint durch die Innenstadt geführt. Erstens ist das rechtlich so erwünscht, und zweitens weiß ja jeder Regisseur, dass ein Filmstar vor der Kamera schon mal zur launischen Diva werden kann. Das muss ja nicht sein — und wird es auch nicht. Benji und Sophie schlagen sich vorbildlich. Wenn es einen Hundehimmel gibt, dann sitzt Lassie irgendwo da oben, schaut auf die beiden nieder und denkt: "Ja, das sind zwei Naturtalente."

Die Innenstadt ist für Benji und Sophie ein großes Abenteuerland. Vor allem an den Laternen wird geschnüffelt — und da in den Eiscafés in der City die ein oder andere Leckerei gewittert wird, ist die Verlockung für einen Moment groß: Sophie zerrt ein bisschen an der Leine, sieht dann aber doch ein, dass es dort nur Schokoladeneis und keine Knochen gibt. Langweilig, findet die Hundedame. Es kann weitergehen in Richtung Stadtpark.

Dort gibt es dann eine Tücke: die Erft. Vor allem Sophie ist ein großer Wasser-Fan und möchte ihrem Besitzer mal kurz zeigen, wie gut sie es hat. Sie braucht kein Schlossbad, um sich ins kühle Nass zu stürzen. Da tut es auch der Fluss im Stadtpark — ohne dass jemand pikiert guckt. Das kann ihr Besitzer nicht! Ha! Doch zu früh gefreut: Heute ist kein Badetag. Ihr Besitzer hindert Sophie daran, in den Fluss zu springen. "Sonst kriegen wir sie da so schnell nicht mehr raus", sagt er.

Benji hingegen steuert zielstrebig aufs Museum Villa Erckens zu. Sein Interesse gilt jedoch nicht dem Gebäude und auch nicht den ganz in der Nähe vor sich hin in der Frühlingssonne faulenzenden Enten. Der Cairn-Terrier muss unbedingt an einem etwa hüfthohen Busch schnüffeln. Er schaut seine Begleiter an, als wolle er sagen: "Wahnsinn, wie das duftet!" — und schon kommt Sophie angetrabt. Beide schleichen jetzt um diesen Busch und als Begleiter überlegt man kurz, ob man Calvin Klein oder Hugo Boss über diesen offenbar so fantastischen duftenden Busch informieren soll. Die neue Parfümlinie: Busch de Erft. Aber dann verlieren Benji und Sophie mit einem Mal das Interesse daran und ziehen weiter. Also nix Parfüm.

Kurz darauf ist der Rundgang zu Ende. Benji und Sophie erhalten jetzt die mit den Filmschaffenden ausgehandelte Gage: Leckerchen.

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