Grevenbroich Wie viele Windräder verträgt die Stadt?

Grevenbroich · Das erste Windrad von GWG und NEW Re ist in Betrieb. Die Politik befasst sich mit weiteren Windkraft-Flächen – nicht ohne Kritik.

 Nahmen das Windrad in Betrieb: (v.l.) Bernd Keufgens (NEW), Markus Palic (NEW Re), Willi Peitz (GWG), Norbert Gand (GWG-Aufsichtsratsvorsitzender).

Nahmen das Windrad in Betrieb: (v.l.) Bernd Keufgens (NEW), Markus Palic (NEW Re), Willi Peitz (GWG), Norbert Gand (GWG-Aufsichtsratsvorsitzender).

Foto: Berns

Das erste Windrad von GWG und NEW Re ist in Betrieb. Die Politik befasst sich mit weiteren Windkraft-Flächen — nicht ohne Kritik.

Eine Premiere: Das Unternehmen NEW Re nahm gestern zusammen mit dem Gas- und Wasserwerk (GWG) auf der Vollrather Höhe ihr erstes Windkraftrad in Betrieb. Das Grevenbroicher Versorgungsunternehmen, das mit 20 Prozent an NEW Re beteiligt ist, steigt damit in die Windkraft ein. Die Anlage mit 108 Metern Nabenhöhe soll den Stromverbrauch von etwa 1600 Haushalten decken.

Dabei soll es nicht bleiben, Markus Palic kündigte weitere Projekte an: "Insgesamt planen wir, in den kommenden fünf bis zehn Jahren bis zu 100 Millionen Euro in die erneuerbaren Energien zu investieren", so der Geschäftsführer von NEW Re. "In Grevenbroich sollen bis zu sieben weitere Windkraftanlagen errichtet werden — darunter auch ein Bürger-Windrad", ergänzte GWG-Geschäftsführer Willi Peitz.

Doch wo diese neuen "Windmühlen" — drei bis fünf Hektar Fläche sind nötig — stehen werden, das konnte Peitz gestern nicht sagen. Neben der Vollrather und der Frimmersdorfer Höhe sind im Stadtgebiet noch keine weiteren Flächen — auch für andere Investoren — ausgewiesen. Mit diesem Thema hatte sich am Abend zuvor der Planungsausschuss beschäftigt. Die Politiker befassten sich mit einer Analyse des Unternehmens Ökoplan, das verschiedene Standorte untersucht hatte. Während ein ähnliches Gutachten in der Gemeinde Jüchen öffentlich diskutiert wurde, schlossen die Grevenbroicher Politiker die Bürger aus. "Die Vertreter der Fraktionen möchten in Ruhe abwägen, was machbar und vernünftig ist, um eine gemeinsame Linie zu finden. Außerdem sind auch Grundstücke in ihrem Wert betroffen", begründete Stadtsprecher Andreas Sterken.

Planungspolitiker wollten sich gestern nicht zu dem Sitzungsergebnis äußern. Lediglich die UWG-Fraktion bezog Stellung: "Grevenbroich hat die Zielvorgaben des Landes beinahe erfüllt. Auf 3,1 Prozent des Stadtgebiets ist Windkraft vorhanden, gefordert werden 3,5 Prozent", rechnete das Ratsmitglied Carl Windler vor. Die Wählergemeinschaft sei zwar grundsätzlich gegen eine weitere "Verspargelung", würde diese Haltung mit Blick auf die desolate Haushaltslage jedoch überdenken — allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Windler forderte die Bürgermeisterin gestern schriftlich auf, dem Rat darzustellen, wie die Stadt von bestehenden und künftigen Windenergieanlagen finanziell profitiere. Zudem regte er an, den Ausbau von Windenergie in Grevenbroich auch auf Kreisebene zu thematisieren. "Nach unseren Informationen hat der Landrat ebenfalls Bedenken bei der Ausweisung weiterer Flächen."

Nach Information unserer Zeitung hat das Essener Büro Ökoplan zwölf Standorte im Stadtgebiet unter die Lupe genommen, doch nicht alle kommen für den Bau von Windanlagen in Frage. Zu den geeigneten Flächen soll eine Brache in der Nähe von Neukirchen (in Richtung Wevelinghoven) zählen, ebenso ein Gelände, das sich zwischen Hemmerden und Busch befindet. Zudem wird — gemeinsam mit Jüchen — ein interkommunaler Windpark an der Autobahn 540 vorgeschlagen.

(NGZ)
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