Grevenbroich Winterquartier Grevenbroich

Grevenbroich · Nicht alle Vögel zieht es nach Süden. Einige Arten sparen sich den langen Flug und verbringen den Winter in Grevenbroich. Darunter sind auch seltene Exemplare wie die Korn- und Rohrweihe.

 Die Rohrweihe gehört zu den seltenen Greifvogelarten, die den Winter in Grevenbroich verbringen. Das Foto entstand auf der Königshovener Höhe.

Die Rohrweihe gehört zu den seltenen Greifvogelarten, die den Winter in Grevenbroich verbringen. Das Foto entstand auf der Königshovener Höhe.

Foto: N. Wolf

Greifvögel aus dem hohen Norden haben in Grevenbroich ihr Winterquartier bezogen. Norbert Wolf hat bereits die ersten Korn- und Rohrweihen auf der Königshovener Höhe beobachtet. "Das ist ein Phänomen", sagt der städtische Umweltbeauftragte. "Üblicherweise verbringen alle Weihen-Arten die kalte Jahreszeit in Afrika. Doch einige Exemplare sparen sich den kräftezehrenden Flug über das Mittelmeer und lassen sich in klimatisch begünstigten Lebensräumen wie der Rheinschiene nieder." Wird es auch dort lang anhaltend frostig, ziehen die Vögel weiter in wärmere Gefilde. "Das aber ist in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr passiert", hat Wolf beobachtet. Zwölf Vertreter dieser seltenen Greifvogelart hat er in diesen Tagen ausfindig machen können.

Auch einige Exemplare des Merlin - ein kleiner Falke, der seine Heimat in Nord- und Nordosteuropa hat - haben sich im Stadtgebiet niedergelassen, um hier die nächsten Monate zu verbringen. Stare sparen sich ebenfalls den langen Flug, nutzen die Rübenernte, um in den Furchen nach Insekten, Würmern und Schneckenlarven zu suchen. Und auch Raubwürger, Sumpfohreulen und Baumfalken, die in der Erftniederung nach Beute jagen, hat Wolf ausfindig machen können.

 Eine Kornweihe rastet auf einer Wiese - und bleibt gleich an der Erft. Die Bachstelze legt nur kurz eine Pause in Grevenbroich ein - und zieht dann weiter. Eine Kornweihe rastet auf einer Wiese - und bleibt gleich an der Erft. Die Bachstelze legt nur kurz eine Pause in Grevenbroich ein - und zieht dann weiter.

Eine Kornweihe rastet auf einer Wiese - und bleibt gleich an der Erft. Die Bachstelze legt nur kurz eine Pause in Grevenbroich ein - und zieht dann weiter. Eine Kornweihe rastet auf einer Wiese - und bleibt gleich an der Erft. Die Bachstelze legt nur kurz eine Pause in Grevenbroich ein - und zieht dann weiter.

Foto: Wolf

Schwärme von Bachstelzen, wie sie in diesen Tagen teilweise mit bis zu 1000 Exemplaren auf Grevenbroicher Feldern landeten, ziehen allerdings weiter gen Süden. "Als Insektenfresser finden sie hier im Winter kaum Nahrung", sagt der Umweltbeauftragte. Anders die Kormorane: Einst als Wintergäste angekommen, haben sie sich in Grevenbroich dauerhaft niedergelassen. Am fischreichen Neurather See haben sie sich längst etabliert.

"Ich kann jedem Vogellieber empfehlen, sich intensiv das Zuggeschehen am Himmel zu Gemüte zu führen", sagt Wolf. "Man weiß ja nicht, in welchen Zeiträumen man das noch beobachten kann." Wolf spielt damit auf eine jüngst veröffentlichte Studie zum Insektensterben an, dem in den vergangenen Jahrzehnten auch Millionen von Brutvogelpaaren zum Opfer gefallen seien.

 Gast mit großen Augen: Diese Sumpfohreule verbringt den Winter in Grevenbroich. Auch der nördliche Raubwürger hat sein Winterquartier an der Erft bezogen. Gast mit großen Augen: Diese Sumpfohreule verbringt den Winter in Grevenbroich. Auch der nördliche Raubwürger hat sein Winterquartier an der Erft bezogen.

Gast mit großen Augen: Diese Sumpfohreule verbringt den Winter in Grevenbroich. Auch der nördliche Raubwürger hat sein Winterquartier an der Erft bezogen. Gast mit großen Augen: Diese Sumpfohreule verbringt den Winter in Grevenbroich. Auch der nördliche Raubwürger hat sein Winterquartier an der Erft bezogen.

Foto: Norbert Wolf

"Das bereitet auch vielen Grevenbroichern Sorge", weiß Wolf aus beruflicher Erfahrung. "Mehrmals in der Woche bekomme ich Anrufe von Bürgern, die sich besorgt darüber zeigen, dass weder Amseln, Meisen noch Stare in ihren Gärten zu sehen sind. Wo früher noch viele Vögel waren, sind heute kaum noch welche anzutreffen." Und dass an Beerensträuchern selbst im Frühjahr noch Früchte hängen, mache ihn skeptisch. "In der Winterzeit waren diese Sträucher vor noch nicht allzu langer Zeit von drosselartigen Vögeln ratzekahl leergefressen", sagt der Umwelt-Experte. "Das sind Indizien, dass es um die Vogelwelt nicht gut bestellt ist."

Norbert Wolf plädiert für einen umfassenden Vogelschutz - so wie er bislang den sogenannten Flaggschiffarten zugute kam. "Mit Erfolg", wie Wolf meint. "Der Seeadler brütet wieder in NRW, der Fischadler-Bestand hat zugenommen. Diese Bemühungen muss auch auf andere Arten ausgeweitet werden."

Beispielhaft dafür sei die Königshovener Höhe, die mit der Rekultivierung zu einem idealen Lebensraum für Insekten geworden sei - alleine 650 Falterarten flattern dort. "Kein Wunder", sagt Wolf, "dass dort so viele Vögel leben."

(NGZ)
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