Grevenbroich Wo man das Gras noch wachsen hört

Grevenbroich · Viele Pächter der Schrebergartenanlage in Gustorf haben ihre Parzellen aufs Osterfest vorbereitet.

 Christiane und Friedhelm Becker sind fast jeden Tag im Schrebergarten.

Christiane und Friedhelm Becker sind fast jeden Tag im Schrebergarten.

Foto: Plüm Markus

Man kennt sich rund um die Schrebergartenanlage in Gustorf - selbst wenn man schon seit der Jahrtausendwende nicht mehr dem Verein angehört. "Kommen Sie doch wieder mal bei unserem Kaffee vorbei", ruft Vereinsvorsitzende Angelika Iven einer rüstigen Rentnerin hinterher, die nach eigener Aussage im Jahr 2000 ihre Parzelle verkauft hat. "Immer noch jeden Donnerstag", fügt Iven hinzu.

 Osterschmuck in der Parzelle von Bernd und Rosemarie Schilk.

Osterschmuck in der Parzelle von Bernd und Rosemarie Schilk.

Foto: Plüm Markus

Gemeinschaft wird bei den 202 Mitgliedern des Schrebergartenvereins groß geschrieben. Anders geht es auch nicht. Denn das etwa sechs Hektar große Gelände am Torfstecherweg mit seinen 107 Gärten, Haupt- und Nebenwegen sowie Außenflächen will gepflegt werden. "Und das geht nur zusammen", betont Iven. Helfende Hände gibt es aber genug. Alle Parzellen sind verpachtet, es gibt sogar eine Warteliste. Denn ein eigener Garten wird immer beliebter, vor allem bei jungen Familien. Aber auch viele Rentner nutzen die freigewordene Zeit, um sich ihrem liebsten Hobby zu widmen: der Gartenarbeit.

So wie Friedhelm und Christiane Becker. Das Ehepaar pflegt seine Parzelle nun seit acht Jahren und hat jede Menge Arbeit in die Wohlfühloase gesteckt. Der Rasen ist saftig grün, die Beete akkurat geharkt, ein Strandkorb lädt zum Entspannen ein. "Ich bin jeden Tag von neun Uhr morgens bis abends um sieben hier", sagt Friedhelm Becker. "Das mache ich aus Leidenschaft. Aber ich bin ja auch Rentner, irgendwas muss ich ja zu tun haben." Immer wieder käme man auf neue Ideen. Und gerade vor Ostern wurde im Becker'schen Garten noch einmal besonders fleißig Hand angelegt. "Wenn das Wetter stimmt, dann kommt die Familie und wir verbringen alle drei Tage hier", sagt seine Frau Rosemarie. "Das ist jedes Jahr so - und immer sehr schön."

Die Verwandtschaft erwarten über Ostern auch Fritz und Anneliese Geringhoff in ihrem Schrebergarten. "Das ist besser als zu Hause im Wohnzimmer, hier geht mir das Herz auf", erzählt der 60-jährige Hobbygärtner. Bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten haben die Geringhoffs ihre Parzelle gepachtet und sind ein fester Teil der Gemeinschaft. "Wenn er gefragt wird, ob er helfen kann, ist er sofort dabei", berichtet Ehefrau Anneliese. Sie selber komme aber auch gerne hierher. "Unser Balkon liegt direkt an einer viel befahrenen Straße, da sitze ich überhaupt nicht gerne. Hier ist es schön ruhig und entspannt." Für das Osterfest freuen sie sich auf den Besuch ihrer Kinder. Dafür wurde in den vergangenen Wochen eigens noch alles hergerichtet.

Etwas ruhiger lassen es Bernd Schilk und seine Frau Rosemarie angehen. Das Ehepaar pachtet seit nun 25 Jahren eine Parzelle am Torfstecherweg und hat sich einen Rückzugsort geschaffen. "Wir sind nicht täglich hier, aber eigentlich jedes Wochenende", berichten die beiden. Das reicht, um die anfallenden Arbeiten in Ruhe zu erledigen. "Wir haben hier alle Freiheiten, hier können wir uns gestalterisch austoben. Das ist das Tolle", berichtet Rosemarie Schilk. "Und wenn es mal etwas zu viel Arbeit wird, bekommt man immer von irgendwem Hilfe."

Viel Arbeit liegt auch hinter Anton Latkowski: Sein Rasen verlangte in den vergangenen Wochen nach besonderer Aufmerksamkeit, musste nach dem Winter hergerichtet und gedüngt werden. Daher hielt Latkowski auch sein eigener Geburtstag nicht davon ab, zum Gartengerät zu greifen. "Im Frühling ist halt immer viel zu tun", berichtet der 69-Jährige, der nun schon seit 17 Jahren dem Schrebergartenverein angehört. Gemeinsam mit seiner Frau Irena und seinem Hund Kobi wird auch er die Feiertage im eigenen Garten verbringen und auf seinen Geburtstag anstoßen.

Vielleicht kommt dann der ein oder andere "Nachbar" ebenfalls hinzu. Die Türen stehen hier nämlich jederzeit offen. "Uns verbindet die Liebe zur Natur", sagt Angelika Iven. Daher sei es auch selbstverständlich, als Verein einen Beitrag zur Integration zu leisten. Polen, Kasachen, Portugiesen, Italiener und Deutsche leben hier friedlich Hecke an Hecke. "Wir verstehen uns als Verein, in dem das menschliche Miteinander nicht an der Herkunft festgemacht wird." Nur die Mittagspause, die sei hier heilig.

(p-m)
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