Grevenbroich "Zukunftspreis" für Erft-Forscherinnen

Grevenbroich · Durch Grundwasser aus dem Tagebau ist die Erft wärmer als andere Flüsse. Das zieht auch Lebewesen an, die in der Region untypisch sind. Die Freundinnen Anne Hübner und Dana Rümens aus Neuenhausen haben sie erforscht.

 Beschäftigten sich mit der Erft: Anne Hübner (links) zeigt einen Großen Höckerflohkrebs und Dana Rümens eine Muschelblume, die ursprünglich aus dem Amazonas stammt. Sie erhielten jetzt den Zukunftspreis des Erftverbandes.

Beschäftigten sich mit der Erft: Anne Hübner (links) zeigt einen Großen Höckerflohkrebs und Dana Rümens eine Muschelblume, die ursprünglich aus dem Amazonas stammt. Sie erhielten jetzt den Zukunftspreis des Erftverbandes.

Foto: rümens

Wer im Winter früh morgens an der Erft unterwegs ist, kann an manchen Stellen ein besonderes Phänomen beobachten: Das Wasser verdampft. Für einen Fluss ist das normalerweise untypisch. Doch: Die Erft wird mit Grundwasser aus dem Tagebau Garzweiler gespeist, das deutlich wärmer ist als das Wasser, das normalerweise in ihr fließen würde. "Die Wassertemperatur sinkt dadurch auch im Winter nur selten unter zehn Grad Celsius", erzählt Dana Rümens.

Die 18-Jährige hat die Erft gemeinsam mit ihrer Freundin Anne Hübner (19) in den vergangenen Monaten genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: eine Fach-Broschüre, in der Tier- und Pflanzenarten vorgestellt werden, die in der Region eigentlich nicht heimisch sind und sich nur deshalb in der Erft ansiedeln, weil sie wärmer ist als vergleichbare Flüsse in Deutschland. Für ihre Arbeit wurden sie nicht nur bei "Jugend forscht" ausgezeichnet, sondern erhielten gestern auch den Zukunftspreis des Erftverbandes.

Durch das zwischen 20 und 24 Grad warme Sümpfungswasser aus dem Tagebau, das in die Erft geleitet wird, verbreitete sich in den Sommermonaten 2013 und 2014 die sogenannte Muschelblume in weiten Teilen der Erft. "Diese Pflanze stammt aus dem Amazonas, ist auf warme Wassertemperaturen angewiesen und breitet sich wie ein Teppich aus", erklärt Dana Rümens. Das sorgt für Probleme, denn die Muschelblume verdeckt heimische Wasserpflanzen, an die dadurch kein Sonnenlicht mehr gelangt. "Die Muschelblume ist eine Aquarium-Pflanze. Ich vermute, dass sie von jemandem in die Erft gegeben wurde, der nicht wusste, wie warm der Fluss wirklich ist", erklärt die Nachwuchs-Forscherin.

Ein Beispiel aus der Tierwelt nennt Anne Hübner: "Wir haben den Großen Höckerflohkrebs in der Erft gefangen. Der ist eigentlich im Kaspischen Meer zuhause und gelangte vermutlich über Schiffe zunächst in den Rhein - und später in die Erft." Der winzige Krebs verdrängt andere heimische Tierarten wie etwa den normalen Flohkrebs und stört damit ähnlich wie die Muschelblume den natürlichen Kreislauf in der Erft.

Beschäftigt haben sich die Freundinnen ursprünglich unabhängig voneinander mit dem Thema für ihre Facharbeiten, die sie in der Oberstufe schreiben mussten. "Dadurch sind wir zum deutschlandweiten Wettbewerb ,Jugend forscht' gekommen, wo wir Platz eins in der Region Niederrhein belegt haben und später den zweiten NRW-Sonderpreis des Umweltministeriums erhielten. Wir hätten nicht damit gerechnet, jetzt auch noch den Zukunftspreis zu bekommen", erzählt Dana Rümens.

Dieser Preis soll junge Menschen fördern, die Interesse an Forschung haben, und ist mit 1000 Euro dotiert. "Nominiert hatte uns Udo Rose vom Erftverband, der uns auch mit Material für unsere Facharbeiten versorgt hat", sagt Anne Hübner, die diesen Sommer gemeinsam mit Dana Rümens ihr Abitur am Erasmus-Gymnasium gemacht hat.

(NGZ)
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