Grevenbroich Zwei Höfe gekauft - und kein Geld gezahlt

Grevenbroich · Geschäftsmann Thomas S. kaufte große Immobilien in Viersen, nur Geld floss keins. Auch in Grevenbroich hat er eine offene Rechnung.

 Thomas S. stand im Juli 2016 wegen Betrugs vor dem Amtsgericht Grevenbroich. Das Urteil - zwei Jahre auf Bewährung - ist noch nicht rechtskräftig.

Thomas S. stand im Juli 2016 wegen Betrugs vor dem Amtsgericht Grevenbroich. Das Urteil - zwei Jahre auf Bewährung - ist noch nicht rechtskräftig.

Foto: MREU

Selbstbewusst soll er aufgetreten sein. Ganz der Geschäftsmann von Welt. Die Berichte über Thomas S. von geprellten Geschäftspartnern ähneln sich. Auch der Ausgang der Geschäftsbeziehung ist immer gleich: Er kaufte zwei Bauernhöfe in Viersen, beide Verkäufer sahen kein Geld. Thomas S. orderte Material für den Umbau der Höfe, stellte einen Mitarbeiter ein, gab Arbeiten in Auftrag. Die Firmen und der Mitarbeiter warten zum Teil noch heute auf ihr Geld. Einige haben einen Anwalt eingeschaltet, andere Anzeige erstattet.

Astrid Deuter (52) ist eine der Geschädigten. Im Mai 2015 wollte sie einen Vierkant-Hof verkaufen. Als Interessent sei Thomas S. mit einer Begleiterin gekommen. Beim Notartermin im August 2015 wurde der Kaufvertrag über eine satte sechsstellige Summe unterzeichnet.

Es gab eine Auflassungsvormerkung im Grundbuch über den Besitzerwechsel. Mitte September zog die Viersenerin aus. "Zahltag war der 5. Oktober. Aber es kam kein Geld", sagt Deuter. Auf ihre Nachfragen sei sie stets vertröstet worden. Die fehlende Zahlung hielt den Käufer aber nicht vom Umbau ab. So ließ Thomas S. die alte Scheune abreißen, bestellte Baumaterialien, gab Sanierungsarbeiten in Auftrag. Der Kauf der Immobilien wurde inzwischen rückabgewickelt. "Bis dahin waren das für mich finanzielle Verluste", erzählt Deuter. Sie erstattete Anzeige wegen Betrugs.

Thomas S. sagte unserer Redaktion zu den Hofverkäufen und den dort in Auftrag gegebenen Arbeiten: "Alle Rechnungen sind beglichen, alle Ermittlungsverfahren eingestellt." Er habe später, aber mit angelaufenen Zinsen bezahlt. Es gebe nur noch zwei offene Rechnungen, die erst nach Abschluss einer gerichtlichen Prüfung gezahlt würden. Die Verzögerungen seien darauf zurückzuführen, dass die ortsansässigen Banken zu lange für ihre Compliance im Zahlungsverkehr von den ausländischen Banken nach Deutschland gebraucht hätten, erklärte er. "Es ist nicht so gerade gelaufen, wie ich es mir gewünscht hätte", sagte S.

Dass alle Rechnungen beglichen seien, bestätigen allerdings mehrere Unternehmen der Region nicht. Sie haben mit Thomas S. immer noch eine Rechnung offen. Etwa die Lackfabrik Walter Schäfer in Grevenbroich. "Er hat Holzschutzmittel im Wert von 500 Euro abgeholt und nicht bezahlt", sagt Mitarbeiter Reinhold Schläger. Einen anderen Auftrag konnte das Unternehmen dank der Kulanz des Lieferanten stornieren. "Sonst wären wir auf einigen tausend Euro Kosten sitzen geblieben", so der Mitarbeiter. S. sei weltmännisch aufgetreten."Er zeigte mir zum Beispiel das Foto einer Kutsche", erzählt Schläger.

Bei den Justizbehörden in NRW ist Thomas S. kein Unbekannter. Bei der Staatsanwaltschaft in Mönchengladbach waren seit Mitte 2013 ein gutes Dutzend Ermittlungsverfahren anhängig. Sie wurden jedoch zum großen Teil eingestellt, wie Sprecher Benjamin Kluck mitteilt. In zwei Fällen von Betrug stand Thomas S. im Juli 2016 vor dem Amtsgericht Grevenbroich. Das Urteil - zwei Jahre Freiheitsstrafe auf Bewährung - sei noch nicht rechtskräftig, sagt Jan-Philip Schreiber, Sprecher des Landgerichts Mönchengladbach. Der Staatsanwaltschaft genügte das Urteil offenbar nicht, sie legte Berufung ein. Der Angeklagte soll angekündigt haben, entlastendes Material vorlegen zu wollen. Die Frist dafür sei noch nicht abgelaufen, sagt Schreiber.

(NGZ)
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