Haan Adler-Apotheke ist ein Stück Stadtgeschichte

Haan · Seit 150 Jahren versorgen sich Haaner an der Kaiserstraße 19 mit Medikamenten. 100 Jahre befindet sich die Apotheke in Familienbesitz.

 Die Regalwand mit weißen antiken Gefäßen ist ein Blickfang in der Offizin. Ulrike Peterseim leitet die Adler-Apotheke in vierter Generation.

Die Regalwand mit weißen antiken Gefäßen ist ein Blickfang in der Offizin. Ulrike Peterseim leitet die Adler-Apotheke in vierter Generation.

Foto: Staschik

Das Sonnenlicht lässt die weißen Rahmen um die Jugendstil-Fenster und die bergisch-grünen Schlagläden auf der grauen Schieferfassade leuchten. In goldenen Lettern glänzt der Schriftzug "Adler-Apotheke". Drinnen, in der historischen Offizin, sind die raumhohen Nussbaumregale mit den weißen Gefäßen ein wahrer Blickfang.

Rechts an der Wand hängt ein Ölgemälde von Fritz Reusing, das Albert Fobes 1948 zeigt. Der übernahm 1939 nach dem Tod seines Vaters August die Führung der Adler-Apotheke, die genau am 4. Dezember 150 Jahre besteht und seit 2. Juli 1917 in Familienbesitz ist. Ulrike Peterseim - die promovierte Apothekerin übernahm die Apotheke 1991 in vierter Generation - steckt mitten in den Vorbereitungen des Jubiläums. Das wird am 18. November mit einem Empfang gefeiert. Für die Kunden gibt es in nächster Zeit Überraschungen, die ein Stück Apotheken-Geschichte spiegeln. Historisch muten derzeit die gelb-roten Dosen mit "Apothekers Magenmorsellen" an, die nach einem Rezept von 1856 gutes und reichliches Essen abrunden sollen. Bald gibt es auch Haaner Pfefferminzpastillen.

Die Adler-Apotheke besteht seit 125 Jahren - und ist damit die älteste Apotheke Haans. 1867 eröffnete der Bonner Carl Claren die Apotheke in einer früheren Brauerei. Unter 24 Bewerbern hatte er den Zuschlag bekommen. Der Gründung vorausgegangen war ein fast 40-jähriger zäher Einsatz der Haaner Bürger, die ihre Petition bis in das "Königliche Ministerium der Geistlichen-, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten" in Berlin geschickt hatten. Schon 1808 hatte es unter Carl Westhoff eine Löwen-Apotheke gegeben, die Westhoff 20 Jahre später aber wegen finanzieller Not aufgab.

 Seit 150 Jahren wird die Adler-Apotheke am Ort ihrer Gründung betrieben. Das Baudenkmal Kaiserstraße 19 steht auch für Familiengeschichte.

Seit 150 Jahren wird die Adler-Apotheke am Ort ihrer Gründung betrieben. Das Baudenkmal Kaiserstraße 19 steht auch für Familiengeschichte.

Foto: Geraedts

9000 Einwohner zählte Haan zur Zeit der Apotheken-Gründung. Gut 31.300 sind es aktuell. Damals gab es einen Arzt. Heute sind es mehr als 40. Hinzu kommt ein modernes Krankenhaus. Das Apothekenwesen hat sich enorm gewandelt. Früher durfte ein Apotheker nur eine Apotheke führen. Seit 2004 sind drei Filialen erlaubt - und so führt Ulrike Peterseim die Fäden der Adler-, der Schwanen- (gegründet 1968 vom Vater Bert Heuken) und der Elefanten-Apotheke. Auch wenn die Offizin der Adler-Apotheke historisch wirkt - im Hintergrund steht ein modernes Unternehmen. "Wir haben viele alte Folianten. Es ist nett, mal darin zu blättern. Aber gearbeitet wird rein digital", erläutert Ulrike Peterseim. In den drei Apotheken Dr. Peterseim sind knapp zwei Dutzend Mitarbeiter beschäftigt.

Gründer Carl Claren betrieb die Adler-Apotheke von 1867 bis 1881. Dann folgte Fritz Pilgram, diesem 1891 Theodor Schnorrenberg. 1902 übernahm Alois Terheggen die Apotheke. Weil die Geschäfte besser gingen, vergrößerte Terheggen das Haus Kaiserstraße 19 zu beiden Seiten im bergischen Stil und schloss einen Backstein-Anbau für Laboratorium und Wirtschaftsräume an. In mehreren Umbau-Maßnahmen wurde die Apotheke seither immer wieder baulich an die veränderten Bedürfnisse angepasst.

Erst 1950 eröffnete in Haan eine zweite Apotheke: die Bahnhof-Apotheke. Es folgten die Markt-Apotheke (1959), die Schwanen-Apotheke (1968), die Elefanten-Apotheke (1977) und die Bergische Apotheke (1980). Die Gruitener Apotheke gibt es seit 1958.

(-dts)
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