Haan Alte Musikschule wird neues Flüchtlingsheim

Haan · Noch wird renoviert und gewerkelt in dem alten Gebäude. Am 1. Oktober sollen bereits die ersten Flüchtlinge einziehen.

 Eugen Seibel, Mitarbeiter der Haaner Firma Schauf, verlegt Laminat in den Erdgeschoss-Räumen der früheren Musikschule.

Eugen Seibel, Mitarbeiter der Haaner Firma Schauf, verlegt Laminat in den Erdgeschoss-Räumen der früheren Musikschule.

Foto: Staschik

Was für eine Geschichte: Erst Schule, dann Musikschule, bald schon provisorische Flüchtlingsunterkunft. Das alte Gebäude aus den 30er Jahren hat bereits einiges gesehen. Zurzeit sind es Handwerker, die den neu entstandenen Räumlichkeiten den letzten Schliff geben. Olaf Tödte, Architekt beim Gebäudemanagement der Stadt Haan und zuständig für den Umbau, gibt den Führer.

Von der altmodischen hohen Eingangshalle geht rechts ein Trakt ab, den er "Sanitärflur" nennt. Hier entsteht eine Gemeinschaftsküche mit vier Spülbecken und vier Herden. Das sind etwa 35 Quadratmeter", sagt er auf Nachfrage. Ebenfalls in diesem Flur untergebracht sind Toiletten, Duschen und ein Waschraum. "Das Ganze erinnert ein wenig an Jugendherbergsausstattungen", räumt Tödte ein. Auf der rechten Seite der Eingangshalle sind Wohnungen eingerichtet. Da es dort "genauso aussieht, wie im ersten Stock", gehen wir gleich nach oben.

"Wir haben hier Zwischenwände eingezogen", erklärt er, um die ursprünglich großen Klassenräume in kleinteiligere Einheiten umzuwandeln. Die entstandenen Räume haben zum Teil Holzvertäfelungen und wären für einzelne Personen prima, aber Tödte wehrt ab. "Insgesamt sollen hier 40 Personen untergebracht werden!", glaubt er und folgert daraus: "Diese Räume sind eher nicht für Einzelpersonen vorgesehen, sondern für mehrere." Alle profitieren davon, dass es sich um ehemalige Klassenzimmer handelt: Die Fenster sind groß und machen die Unterkünfte hell. Die weiße Raufasertapete verstärkt diesen Eindruck. Die Heizungsanlage, die die Unterkünfte wärmen soll, ist übrigens die alte geblieben. Waschbecken oder Duschen sucht man im ersten Stock vergeblich. "Das ging nicht, weil wir hier oben keinen vernünftigen Wasserdruck hinkriegen", erklärt der Architekt. Aber man habe viel für den Brandschutz getan: Neue Gipsdecken seien eingezogen worden, damit mögliche Brände nicht überspringen können. "Der Brandschutz ist auf dem neuesten Stand."

Unterm Strich sind es 19 Ein- und Zweiraumwohnungen, die demnächst Flüchtlinge beherbergen sollen. Warum die Wahl auf die alte Schule gefallen ist: "Weil sie schnell umzubauen war." In der Tat: Baubeginn war am 11. August. Gleichzeitig sei diese Unterkunft ein Provisorium. Es ist klar, dass die Stadt das zentral gelegene Grundstück gerne verkaufen oder anders nutzen würde. Solange viele Flüchtlinge schnellstmöglich untergebacht werden müssen, ist daran allerdings nicht zu denken. "Ab dem 1. Oktober ist die alte Musikschule bezugsfertig", sagt Tödte. Wann die ersten Asylbewerber einziehen werden, weiß er nicht und verweist ans Sozialamt.

Udo Thal, der Leiter der Behörde, korrigiert erst einmal die Zahlenangaben: Ob dort 30 oder 40 Personen untergebracht werden, hängt von der Größe der einzelnen Familien ab, sagt er. Und ja: Ab dem 1. Oktober soll das Gebäude bezugsfertig sein. Er weiß auch schon, wer dort (unter anderem) einzieht: "Das städtische Gebäude an der Elberfelder Straße muss freigezogen werden. Da leben jetzt noch elf Flüchtlinge. Die sollen da heraus - wegen einer Baumaßnahme."

Beim Sozialamt sei man von 170 Flüchtlingen bis Ende des Jahres ausgegangen. Das war wohl zu knapp geschätzt: "Es waren am 9. September bereits 167." Prognosen oder Vorankündigungen vom Land gebe es "immer sehr kurzfristig".

Fakt ist: Haan wird weitere Unterkünfte schaffen müssen, um alle zugewiesenen Flüchtlinge unterbringen zu können. Udo Thal hat erst einmal keine weiteren Gebäude zur Verfügung: "Weitere Beschlüsse liegen noch nicht vor." Auch nicht über die Erweiterung der Containersi edlung am Ellscheidt.

(RP)
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