Haan Auf die neuen Flüchtlinge wartet ein Hahn

Haan · In der Notunterkunft Adlerstraße leben aktuell 29 Menschen. Sie ziehen am Montag aus. Dann kommen neue Gäste.

 Mit Gipskartonwänden sind kleine Abteile in der Sporthalle Adlerstraße abgeteilt. Hier gibt es etwas Privatsphäre. Für die neu erwarteten Gäste warten Plüschhähne als Willkommensgruß der Stadt Haan.

Mit Gipskartonwänden sind kleine Abteile in der Sporthalle Adlerstraße abgeteilt. Hier gibt es etwas Privatsphäre. Für die neu erwarteten Gäste warten Plüschhähne als Willkommensgruß der Stadt Haan.

Foto: Olaf Staschik

Verträumt stapft der dreijährige Taho hinter seinem Vater aus dem Zelt hinaus. In der Hand hält er eine goldene Christbaumkugel. Die fasziniert ihn. Wenig später kommt der kleine Iraner wieder zurückgelaufen und drückt die Kugel einem Erwachsenen in die Hand. Der Vater hat ihm gesagt, dass das kein Spielzeug ist. Sie gehört zum Weihnachtsbaum, der im Aufenthaltszelt adventliche Stimmung verbreitet.

Gestiftet hat ihn das Autohaus Ernst Jüntgen, dessen Mitarbeiter Marvin Erbacher sich beim THW engagiert. Erbacher, der für seine ehrenamtliche Tätigkeit vom Autohaus häufig freigestellt wird und aktuell Urlaub hat, vermittelte den Kontakt. Mitinhaberin Jennifer Jüntgen unterstützt ihn gern: "Dass bei uns ein Kfz-Mechatroniker auf diese Weise immer wieder mal ausfällt, müssen wir einkalkulieren. Wir sehen uns als Familienunternehmen auch von sozialen Zielen geprägt." Und während Jürgen Lenz vom Roten Kreuz seine Besucher in die Sporthalle führt, erkundigt sich Jüntgen bei Bürgermeisterin Bettina Warnecke, ob noch weitere Hilfsgüter gebraucht werden. Pressegespräch in der Dreifachturnhalle des Gymnasiums Adlerstraße. Sie dient Flüchtlingen als Notunterkunft. Aktuell sind hier 29 Frauen, Männer und Kinder untergebracht. Die Helfer des Roten Kreuzes wollen ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich gestalten. In einem Körbchen stehen für die Kinder Süßigkeiten bereit. Ein Rot-Kreuz-Helfer spielt mit den größeren Jungs auf dem Hof Fußball. Mit strahlendem Gesicht umrundet ein kleinerer Junge die Gruppe mit dem Bobby-Car.

Blick in die Sporthalle. Links und rechts wurden Abteile mit Hilfe von Gipskarton-Platten abgetrennt. So entstanden Räume von vielleicht zwölf Quadratmetern mit sechs Stockbetten und einem Vorhang, der die Türe ersetzt. Hier kommen Familien und alleinstehende Frauen unter, der Privatsphäre wegen. Die sich zuvor noch angeregt unterhaltende Runde schweigt angesichts der Räume, die zweckmäßig hergerichtet, aber keinesfalls für einen dauerhaften Aufenthalt geeignet sind. "Warm, satt und sicher", so bringt es eine Rotkreuzhelferin auf den Punkt. "Mehr kann auch nicht die Aufgabe einer Notunterkunft sein", ergänzt Lenz. Und doch bemühen sich die Helfer allerorten um ein freundliches Bild. So liegen auf den Betten, die für Neuankömmlinge bezogen sind, kleine Hähne aus Plüsch - ein Gruß der Stadt Haan. Am Montag sollen die Bewohner der Notunterkunft auf andere Kommunen verteilt werden. Fünf davon bleiben in Haan. Danach wird die Notunterkunft von 150 neuen Flüchtlingen belegt. Sie kommen noch vor Weihnachten an, so hoffen alle Beteiligten, denn sonst müsste eine große Zahl an Helfern auch über die Feiertage im Einsatz sein.

In dieser Woche wird außerdem die Turnhalle Steinkulle geräumt. "Wir können sie jedoch noch nicht dem Sport zurückgeben, weil wir nicht wissen, was nächstes Jahr noch kommt", dämpft Warnecke allzu große Erwartungen. Sie setzt auf das Wort von NRW-Innenminister Ralf Jäger, der am Montag angekündigt hatte, die Kommunen zu entlasten. Ein Schreiben der Bezirksregierung verspreche ähnliches, sagt Warnecke.

(arue)
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