Haan Christussymbol wird farbiges 3D-Druckobjekt

Haan · Die Künstler Güdny Schneider-Mombaur und Wolf de Haan stellen ihr Projekt "Solus Christus 3D.0" in der Evangelischen Kirche Haan vor. Morgen ist die Vernissage.

 Ulrich Christmann, Güdny Schneider Mombaur und Werner Koch zeigen die ausgedruckten Christus-Darstellungen. Auf der Stele ist die Vorlage zu sehen, die das Künstlerehepaar vor Jahren auf einem Trödelmarkt in Belgien erstand.

Ulrich Christmann, Güdny Schneider Mombaur und Werner Koch zeigen die ausgedruckten Christus-Darstellungen. Auf der Stele ist die Vorlage zu sehen, die das Künstlerehepaar vor Jahren auf einem Trödelmarkt in Belgien erstand.

Foto: Staschik

Auch in Haan passiert im Lutherjahr 2017 Überraschendes: Auf dem Altar der evangelischen Kirche an der Kaiserstraße wird gerade ein 3D-Drucker installiert, der im Monat Juni auch während der Gottesdienste Christus-Figuren aus Kunststoff in poppigen Farben druckt - lila, grün, gelb, rot. "Solus Christus 3D.0" ist der Titel der Kunstaktion. Das Haaner Künstlerehepaar Schneider+Mombaur ist der künstlerische Schöpfer dieser außergewöhnlichen Aktion.

Viel Arbeit und noch mehr Begeisterung haben Güdny und Wolfram Schneider-Mombaur investiert, um das Jubiläums-Reformationsjahr 2017 auch in Haan zu würdigen. Im Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann wurden unter dem Motto "Augenmerk - Kirche neu sehen" Aktionen zum Lutherjahr 2017 in mehreren Städten angeregt. Künstler sollten den Begriff "Reformation" völlig frei interpretieren. Der Kirchenkreis wolle sich nicht einmischen, wurde versprochen. Genau das hatte "schneider+mombaur" dann bewogen, ein eigenes Konzept vorzustellen. Zwei Dinge waren den Künstlern neben der künstlerischen Durchführung wichtig. Erstens: Die Kernaussage des Reformators Luther, dass der Christ nur durch die Gnade, den Glauben, die Schrift zu Gott findet - darum Solus Christus. Zweitens: Die technische Revolution des Buchdrucks vor 500 Jahren, die Luthers Ideen weltweit "unter's Volk" brachte, ist vergleichbar mit der industriellen Revolution des 3D-Drucks heute - darum Solus Christus 3D. Drittens: Der christliche Glaube und seine Kirchen werden auch in Zukunft nicht da stehen bleiben, wo sie heute sind. Sie werden aktualisiert. Im Softwarebereich steht dafür .0. Darum der Titel des Kunstprojekts Solus Christus 3D.0.

Alle Pfarrer der Haaner Kirchengemeinde hatten von Anfang an hinter dem Projekt gestanden. Nur einige Stimmen im Presbyterium waren zunächst zu überzeugen. Der Aktion wurde schließlich mehrheitlich zugestimmt. Zur Skepsis gegenüber einem 3D-Drucker auf dem Altar, sagte Pfarrer Hans-Peter Gitzler: "Auf dem Altar liegt schon jetzt ein Produkt der technischen Revolution vor 500 Jahren, nämlich die Bibel." Über den 3D-Drucker hinaus wird der Altarraum im Projekt-Monat Juni geschmückt sein von einem sieben Meter breiten Gaze-Banner mit einem Bild der Christus-Figur, die Wolfram Mombaur (Wolf de Haan) künstlerisch fotografiert hat. Diese verrostete, kunsthistorisch unbedeutende und vielleicht sogar hässliche Figur hatte schneider+mombaur vor zwei Jahren auf einem Flohmarkt in Belgien erstanden, nicht wissend, was sie eigentlich damit wollten. Diese Figur steht auf einer Stele im Altarbereich.

Der 3D-Drucker vergrößert die Figur je nach Bedarf und druckt die Christus-Figur nach den Kunststoffbändern mit denen er gefüttert wurde in beliebigen Farben aus. Druckdauer weniger als zwei Stunden, unterschiedlich je nach Größe. Der Drucker arbeitet fast lautlos. Zur Verfügung gestellt wurde er vom 3D-Netzwerk in Solingen. Das Netzwerk ist eine Initiative der Wirtschaftsförderung Solingen GmbH. Mit Werner Koch haben schneider+mombaur einen sachkundigen Unterstützer des Haaner Kunstprojekts gefunden. Auch Uli Christmann, sachkundiges Gemeindemitglied der Haaner Kirchengemeinde und Audiooperator, ist für Solus Christus 3D.0 ein wertvoller Berater und Mitarbeiter. Viele Arbeitsstunden hat er bereits ehrenamtlich absolviert. Die Innenansicht der evangelischen Kirche haben die Akteure mit dieser Aktion vorübergehend verändert. Sie hoffen sehr, dass viele neugierige Menschen kommen, sehen und staunen. Und dass die Skeptiker mit den Neugierigen ins Gespräch kommen.

(RP)
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