Heimat erleben in Haan Die Imker schwärmen für die Natur

Haan · Der Haaner Bienenzüchterverein ist mit dem Honigjahr 2015 nicht zufrieden. Es war erst zu kalt und dann zu trocken. Die Haaner Imker haben einen Weg gefunden, der gefürchteten Varroa-Milbe den Kampf anzusagen.

Heimat erleben in Haan: Die Imker schwärmen für die Natur
Foto: Staschik, Olaf (ola)

Ein Jahr lang schwingen sie das Zepter. Danach ist Schluss. Der Thron muss geräumt werden - für die nächste Königin. Was sich nach unruhigen königlichen Amtsgeschäften anhört, heißt beim Haaner Bienenzuchtverein einfach nur das "Haaner Modell". Inzwischen ist es über Landesgrenzen hinweg bekannt. Harry Lieske, Vorsitzende des Bienenzuchtvereins, stellte sein Modell bereits in den Niederlanden vor.

Beim Kampf gegen die gefürchtete Varroa-Milbe gehen die Haaner Bienenzüchter nun seit fünf Jahren schon neue Wege. Dieser Parasit gilt als verantwortlich für das immer wieder im Herbst und Winter auftretende seuchenartige Bienensterben. Als sich herausstellte, dass die neue "Thronfolgeregelung" mehr war als nur eine spannende Idee, wurde im Herbst vorigen Jahres ein Name für das Prozedere gesucht. Der war mit dem "Haaner Modell" schnell gefunden und seither will die Fachwelt wissen, was sich dahinter verbirgt. Denn im Gegensatz zu anderen Züchtern im Kreisgebiet starteten die Haaner auch 2015 wieder ohne Verluste ins neue Bienenjahr.

"Wir tauschen jedes Jahr die Königin aus und sorgen so für eine Brutpause", verrät Harry Lieske, Vorsitzender des Haaner Bienenzüchtervereins. Die wiederum ist für die Bienen wie ein Jungbrunnen. "Wir gehen mit kräftigen Völkern in den Winter und kommen so auch wieder heraus." Außerdem könne die Zeit genutzt werden, um der Milbe, die sich in den Brutzellen versteckt, mit biologischen Mitteln zu Leibe zu rücken. Das ist nötig: Erst vor wenigen Tagen entdeckten Heidrun und Harry Lieske bei einer Kontrolle der Völker einen teilweisen Befall.

Nach der willkommenen Auszeit in Sachen "Brutpflege" geht im Bienenstock dann alles weiter wie gewohnt. Wer das geschäftige Treiben für ein summendes und brummendes Durcheinander hält, sollte sich jedoch eines Besseren belehren lassen. "Die neue Königin fühlt sich schnell zu Hause und sorgt sofort wieder für Nachwuchs", weiß Harry Lieske. Meist wird die Brutpflege von den jungen Bienen erledigt. So ganz nebenbei müssen noch die Zellen geputzt und der Honig gelagert werden. "Die sind für den Innendienst zuständig", ist der Bienenzüchter fasziniert von der funktionierenden Arbeitsteilung. Für die älteren Stockbewohner geht's auf der Karriereleiter schnell nach oben, sie übernehmen derweilen den Bau der Waben und die Fluglochwache. Übrigens: Wenn die männlichen Partner ihren Dienst getan haben, werden sie als nutzlose Fresser aus dem Bienenstock geworfen und dürfen nicht mehr rein", schmunzelt Lieske. Nur so kann das Bienenvolk den Winter überleben und für neuen Nachwuchs sorgen. In der kalten Jahreszeit heizen die Bienen durch Flügelschläge das Bienenhaus auf gemütliche 14 Grad auf. In den Brutwaben ist Akkordarbeit angesagt - der Nachwuchs braucht bei Wind und Wetter etwa 35 Grad, um sich entwickeln zu können.

Das Honigjahr 2015 hat die Hobbyimker nicht zufriedengestellt. "Wir hatten ein langes, kaltes Frühjahr" blickt Harry Lieske zurück. Während der Rapspracht von April bis Mai habe meist ein trockener Ostwind geherrscht, der keinen Nektar gebracht habe. Im Juni habe eine ganze Serie gezüchteter Königinnen wegen der Nachtkälte nicht überlebt. Und im Sommer gab es für Lieske eine weitere Überraschung: Er hatte seine Bienenvölker in Urdenbach aufgestellt, auf dass sie Lindenblütenhonig sammeln. Aber auch dieser Zeitraum war zu trocken. "Der Ertrag war gleich null." Alles hatte aber doch ein Gutes: Die Sommertracht erbrachte "einen wunderbar dunklen Honig" aus so genannter "Tau-Tracht" von Blattläusen. "Das kommt alle zehn Jahr vor."

(RP)
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