Haan Eltern: Stadt hat bei Kita-Plätzen gepennt

Haan · Viele Mütter und Väter sind frustriert, weil sie keine Betreuung finden. Das ergab gestern eine Gesprächsrunde der CDU.

 CDU-Ratsmitglied Vincent Endereß (2.v.r.) moderierte den Abend, an dem auch Sozialdezernentin Dagmar Formella (l.) und Jugendamtsleiterin Elke Fischer (2.v.l.) Rede und Antwort standen.

CDU-Ratsmitglied Vincent Endereß (2.v.r.) moderierte den Abend, an dem auch Sozialdezernentin Dagmar Formella (l.) und Jugendamtsleiterin Elke Fischer (2.v.l.) Rede und Antwort standen.

Foto: Stephan Köhlen

Um über die aktuelle Situation der Kinderbetreuung und Kita-Platzvergabe zu informieren, hatte die Haaner CDU Eltern und Betroffene am Dienstag zu einem Runden Tisch mit Politik und Stadtverwaltung eingeladen. Trotz offenherzigen Erklärungen und guten Ansätzen, genügend Kita-Plätzen werden mindestens auch in den nächsten zwei Jahren fehlen. Das war die Erkenntnis des Abends.

Sie wollten Licht ins Dunkel bringen, damit Eltern "gestärkt in die Zukunft blicken können", hieß es in der Einladung der Christdemokraten. Doch stattdessen traten viele Eltern nach gut eineinhalb Stunden offener Gesprächsrunde resigniert den Heimweg an. "Ich bleibe mit dem Gefühl zurück, dass ich einfach Pech habe, dass meine Tochter, die vor zwei Jahren geboren ist, leider zu einer Zeit zur Welt gekommen ist, wo es einfach nicht genügend Kita-Plätze gibt", sagte eine Mutter am Ende, sichtlich entmutigt.

"Seien wir ehrlich", äußerte sich ein Vater gegenüber den Stadtvertretern: "Wären sie ein Unternehmen, wären sie bei so einer Fehlplanung längst bankrott." Derzeit haben 72 Kinder (33 unter Drei- und 39 über Dreijährige) keinen Kita-Platz. Dem gegenüber stehen noch fünf offene Tagespflegeplätze. Elf Widersprüche sind bei der Stadt eingegangen. Über 20 betroffene Eltern, Vertreter von Stadtelternrat und Elterninitiative nahmen an der Gesprächsrunde teil. Auch Kämmerin Dagmar Formella und Jugendamtsleiterin Elke Fischer waren da und standen den Eltern Rede und Antwort. "Vorneweg möchte ich ihnen eine gute Nachricht mitteilen", begann Formella. "Wir haben uns darauf geeinigt, ab dem 1. August dieses Jahres eine weitere Gruppe mit 15 Plätzen in der städtischen Kita Bollenberg zu starten." Der Jugendhilfeausschuss stimmte dem gestern zu. Diese Gruppe ist zunächst nur für zwei Jahre geplant, bis 2020 die neue städtische Kita am Erikaweg (mit rund 75 neuen Plätzen) fertiggestellt ist. Rund 220.000 Euro würde die zusätzliche Wander- und Erlebnisgruppe kosten, inklusive drei neuer Vollzeitkräfte, die derzeit noch gesucht werden. Die Kämmerin zeigte sich zuversichtlich, trotz angespannten Marktes. "Wir wissen, dass alle Kommunen im Umfeld derzeit nach geeignetem Kita-Personal suchen, aber wir bieten unbefristete Arbeitsverträge."

Nur ein kleiner Trost für die Betroffenen, die eigentlich schon jetzt den Bau einer weiteren Kita forderten. "Mit der Gruppe und dem Erikaweg wird es doch vorne und hinten nicht reichen", sagte Corinna Rühr vom Stadtelternrat. Auch die überwiegend freien Träger von Kitas in der Stadt standen in der Kritik, nicht mehr zu tun, um den Fehlbedarf zu beheben. Doch da schritt Formella vehement ein: "Ich möchte eine Lanze für die Träger brechen." Auch sie müssten ihre Ausgaben im Blick behalten. Mehr Kinder zu betreuen koste eben auch mehr Geld, mehr Personal und natürlich auch größere Räume.

Dass Haan heute nur 60-prozentige Versorgungsquote habe, läge am jahrelangen Versäumnis der Stadt, urteilte Bastian Gierling von der Elterninitiative für ein familienfreundliches Haan. "Man muss es so klar sagen, Nothaushaltsplan hin oder her, da hat die Stadt einfach lange gepennt." Das sah auch Formella ein. "Ja, das stimmt. Wir verhehlen auch nicht, dass wir weiter Bedarfe haben. Aber die Botschaft soll sein, es passiert was."

Offenkundig zu wenig, empfinden die Eltern, die sich mit dem Problem immer noch allein gelassen fühlen.

(sebu)
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