Haan "Es muss ein Ruck durch Haan gehen"

Haan · Die Unabhängige Wählergemeinschaft wünscht sich aktivere Bürger, eine gestraffte Ratsarbeit und eine attraktive Stadt.

 RP-Redakteur Ralf Geraedts erläutert Robert Abel, Annelie Mainzer-Bescher und Klaus Eisner (von rechts) die Zeitungsproduktion.

RP-Redakteur Ralf Geraedts erläutert Robert Abel, Annelie Mainzer-Bescher und Klaus Eisner (von rechts) die Zeitungsproduktion.

Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) gehört seit zehn Jahren dem Stadtrat an. Und sie rüstet sich für die nächsten fünf Jahre. Am Montag, 10. März, werden die Kandidaten für die Kommunalwahl gekürt. "Wir sind bestrebt, alle 17 Wahlkreise zu besetzen", sagt Fraktionsvorsitzender Robert Abel. Ziel sei es, die Zahl der Sitze im Stadtrat zu verdoppeln, umreißt die Vorsitzende Annelie Mainzer-Besche das Ziel.

Das wird nicht einfach. Denn im Rennen um Stühle im Stadtrat sind neben den bisherigen Parteien neu die Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan und auch die Alternative für Deutschland. Offenbar hat es mit der Wählergemeinschaft keine Gespräche über eine Zusammenarbeit und damit Bündelung der Kräfte gegeben. Die WLH-Vorsitzende Meike Lukat hatte Ende Januar in einem RP-Redaktionsgespräch gesagt, eine Kooperation mit der UWG sei zwar angefragt, von der UWG aber nicht angestrebt worden. Das will die UWG-Vorsitzende so nicht stehen lassen: "Wir wollten uns im kleinen Kreis treffen, abtasten und austauschen." Die Bürgerinitiative Lebenswertes Haan habe später zur Gründung der Wählergemeinschaft eingeladen, im Verlauf der Versammlung seien Mandatsträger aber herausgebeten worden.

UWG-Aktiver Klaus Eisner ist etwas irritiert über die Entwicklung: "Wir wollten von Anfang an Bürgerinitiativen fördern und deren verlängerter Arm in den Stadtrat sein. Und dann bildet sich eine Bürgerinitiative und will gar nicht mit uns reden." Fraktionsvorsitzender Robert Abel sieht die WLH "nicht als Konkurrenz". Er hoffe, dass sich die Kräfte nicht zersplittern. Letztlich gehe es um Inhalte — ob bei der Innenstadtgestaltung ebenso wie beim Thema Polnische Mütze. "Als Kleine haben wir immer das Problem, Mehrheiten zu finden." Er freue sich, dass Anstöße der UWG "nach einigen Jahren der Gärzeit" nun auch bei den großen Fraktionen fruchteten. "Es ist wichtig, sich nicht vereinnahmen zu lassen", betonte Klaus Eisner. Bei der Kritik am Kommunalsoli stehe die UWG bei der CDU, bei anderen Themen näher an der SPD. Als Verdienst der Unabhängigen Wählergemeinschaft sieht Robert Abel die Tatsache, dass der barrierefreie Umbau des Bahnhofes Gruiten jetzt Thema im Landesverkehrsausschuss ist.

Robert Abel wünscht sich, dass mehr Bürger sich aktiv für die Gestaltung des Geschehens in der Stadt engagieren. "Unsere Türen sind offen für alle, die mitarbeiten wollen." Klaus Eisner wird deutlicher: "Es muss ein Ruck durch Haan gehen", machte er eine Anleihe bei Alt-Bundespräsident Roman Herzog. Bürger seien oft bequem und nicht bereit, initiativ zu werden. Diesen Ruck habe es vor zehn Jahren gegeben — und letztlich Bürgermeister Knut vom Bovert ins Amt und die UWG in den Rat gebracht.

Der UWG gehe es um die Haaner Themen. Die Kreis-UWG, mit der die Haaner kooperieren, sei wichtig für kreisrelevante Themen, die Haan betreffen — so etwa die Verkehrslenkung im Kreisgebiet. "Haan hat ein riesiges Verkehrsproblem", stellt Annelie Mainzer-Besche fest — das beginne beim Straßentausch und höre bei der Zubringerfunktion der Haaner Straßen für Solinger zur Autobahn noch längst nicht auf. Den Ausbau der Kreuzung Polnische Mütze unterstütze die UWG mit Blick auf die Entwicklung des Technologieparks Haan/NRW.

Ein Schwerpunkt für den bevorstehenden Wahlkampf soll die Rathauskurve bilden. Hier könnte ein "Kraftfeld zur Kaufkraftbindung" entwickelt werden. Die Stadt insgesamt brauche mehr Aufenthaltsqualität. Als barrierefreie Innenstadt sollten beim Umbau der Kaiserstraße auch mehr Kurzzeitparkplätze entstehen.

Ob es zur Bürgermeisterwahl in 2015 einen UWG-Kandidaten geben wird, dazu will die Wählergemeinschaft derzeit noch keine Aussage machen. Robert Abel wünschte sich aber, dass die Ratsarbeit gestrafft wird. Es gebe zu viele Ausschüsse und es wäre hilfreich, Sitzungen zeitlich zu begrenzen. Für entsprechende Anträge an den Rat, der die Weichen für den nächsten Rat stellen könnte, ist es inzwischen wohl zu spät. Das Gremium tagt vor der Wahl nur noch zwei Mal.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort