Haan Fledermaus-Freund rettet Winzling

Haan · Der Haaner Rolf Niggemeyer setzt sich für den Schutz der Nachtflieger ein und päppelt verletzte Tiere wieder auf. Zwölf Fledermausarten sind im Kreis Mettmann nachgewiesen.

In diesem Fall ist vor allem eines gefragt: Feingefühl. Vorsichtig hebt Rolf Niggemeyer den Deckel des kleinen Korbes hoch. Zum Vorschein kommen ein zusammengeknülltes Küchentuch und ein winziges schwarzes Tier. Vorsichtig krabbelt die kleine Zwergfledermaus über das Küchentuch und lässt sich mehr oder weniger bereitwillig auf die Hand nehmen. Ihrem Namen Zwergfledermaus wird das Tier mehr als gerecht, gerade einmal so groß wie die Daumenkuppe von Rolf Niggemeyer ist die Fledermaus.

Ein ausgewachsenes Exemplar der Zwergfledermaus wiegt vier Gramm, ein Junges sogar nur 1,7 Gramm. Zum Vergleich: Ein Gummibärchen bringt immerhin 2,2 Gramm auf die Waage. Das Tier von Rolf Niggemeyer hat in den letzten Tagen dank guter Pflege wieder ordentlich an Gewicht zugenommen.

Dabei sah es anfangs gar nicht gut aus für die kleine Fledermaus. Denn sie war im wahrsten Sinne des Wortes durchlöchert. Hausbesitzer in Haan hatten sie gefunden, als sie reglos vor dem Haus lag. Über die Untere Landschaftsbehörde kamen sie in Kontakt mit Niggemeyer. "Am Anfang wollte sie weder fressen noch trinken", erklärt der Tierschützer. Beim näheren Hinsehen entdeckte er die Löcher. "Sie hat sich wohl im Rollladenkasten versteckt und wurde mitgedreht." Diese Art der Verletzung komme häufig vor, da sich Fledermäuse im Sommer oft in den Kästen verstecken.

Inzwischen sind die Löcher in den Flughäuten schon fast wieder zugewachsen. Sogar den ersten Flugversuch hat sie bereits wieder unternommen, er endete allerdings nach fünf Metern mit einer Bruchlandung. Dass es ihr aber schon besser geht, erkennt man daran, dass sie inzwischen faucht, und versucht zu beißen, wenn ihr etwas nicht passt. Mit Mehlwürmern hat Niggemeyer sie aufgepäppelt, in freier Wildbahn ernähren sich Fledermäuse von Mücken und anderen Insekten.

Gemeinsam mit seiner Frau Monika, einer Biologin, hat sich der Naturfotograf vor 15 Jahren dem Schutz der Fledermäuse verschrieben, von denen er pro Jahr etwa zehn wieder gesund pflegt. Sein Revier ist der Kreis Mettmann, in dem er die Tiere zählt und versucht, verschiedene Arten nachzuweisen. Die Orte, an denen sie vorkommen, sollen entsprechend geschützt werden.

Einer dieser Orte ist der Zeittunnel in Wülfrath, der zum Schutz der Fledermäuse seit dem Ende der Herbstferien geschlossen ist. Im sogenannten Bunker finden sie ideale Bedingungen, denn Fledermäuse brauchen für ihre Winterruhe einen Platz, der frostsicher und nicht zugig ist, dessen Wände und Decken Ritzen haben, in die sie kriechen können und der eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweist.

Schon zwölf Fledermausarten konnten Rolf Niggemeyer, seine Frau und weitere Naturschützer im Kreis nachweisen, neben dem Zeittunnel scheint auch der Aprather Teich beliebt zu sein. Mit Nacht-sichtgeräten, Fledermausdetektoren oder sogenannten Horchboxen sind sie den Fledermäusen auf der Spur. Über diese Arbeit und das Leben der Fledermäuse klärt Rolf Niggemeyer regelmäßig auf, entweder in Schulen und Kindergärten oder bei Vorträgen und Führungen am Zeittunnel. Dort bietet er auch Workshops an, bei denen Kästen für Fledermäuse gebaut werden.

Denn an vielen Orten haben es die Tiere inzwischen schwer, sich anzusiedeln. "Die Fledermäuse brauchen Spalten am Haus oder Tothölzer im Garten, wo sie sich verkriechen können", erklärt Niggemeyer. Da sie nachtaktiv sind und Insekten jagen, sind sie zudem auf nachtblühende Pflanzen angewiesen wie etwa Nachtkerzen, die dann die Insekten anlocken. Was ist nicht gut für Fledermäuse? "Katzen", sagt Niggemeyer. Denn Katzen fressen die Fledermäuse nicht, sie spielen nur mit ihnen. Auch wenn die Tiere nicht schwer verletzt scheinen, haben sie kaum eine Chance zum Überleben. "Katzenzähne haben Bakterien, die für Fledermäuse absolut tödlich sind", so Niggemeyer.

Wer für Fledermäuse die entsprechenden Bedingungen schafft, kann ihnen morgens und abends jeweils in der Dämmerung zusehen, wie sie ausschwärmen und auf die Jagd nach Insekten gehen. 30 bis 50 km/h erreichen sie dabei und fangen ihre Beute während des Fluges aus der Luft. Ihre Flugfertigkeit geht soweit, dass sie unbekannte Insekten mit dem Flügel schlagen und in der Schwanzflughaut fangen. Mögen sie das Insekt, fressen sie es, ansonsten lassen sie es wieder fallen.

Wenn die kleine Zwergfledermaus weiter so gute Fortschritte macht, kann sie noch vor der Winterruhe wieder in die Freiheit entlassen werden, hofft Rolf Niggemeyer. Dazu muss sie allerdings unfallfrei ein paar Mal durch die Wohnung fliegen können und ein entsprechendes Gewicht vorweisen. Von leckeren Mehlwürmern muss sie sich allerdings verabschieden.

Wer eine verletzte Fledermaus findet, kann sich bei Rolf Niggemeyer melden, der das Tier aufnimmt und gesund pflegt. Telefon: 02129-59189.

(RP)
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